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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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fand, dass sie Unheil kündend klangen.
    Er blieb bei seiner Schwester, wie seine Mutter befohlen hatte, aber die Unruhe wuchs. Er hatte einfach kein gutes Gefühl bei der Sache. Ja, Rohana Merson konnte angsteinflößend sein, wenn sie wollte, er hatte schon so manchen Handwerker, Händler oder Bediensteten vor ihr erzittern sehen, aber das hier war nicht mehr die Welt der Ritterseite, das war die Halde. Der Eisenkönig und der Brenner waren aus ganz anderem Holz geschnitzt als die Männer dort oben.
    Vil erhob sich leise, doch nicht leise genug, denn seine Schwester wurde wach.
    » Nichts « , sagte er, als sie fragte, was los sei, und » sie ist bald zurück « , als Tiuri wissen wollte, wo ihre Mutter war.
    » Ich bin so froh, dass es ihr wieder besser geht « , seufzte sie und kuschelte sich an ihn.
    » Ja « , murmelte Vil.
    Dann ertönte draußen ein spitzer Schrei, der Schrei einer Frau, nein, nicht seiner Mutter, aber Vil rannte, getrieben von einer bösen Vorahnung. Er rannte aus dem Stollen und achtete gar nicht darauf, dass seine Schwester ihm folgte, er rannte zu der kleinen Gruppe, die sich unter einer der Himmelspforten gebildet hatte.
    Und da, im einsickernden grauen Licht des neuen Tages, lag seine Mutter auf der Erde, mager und bleich, eine rotschimmernde Lache hatte sich um ihren Kopf gebildet, und ein blutiges Kantholz lag auf der Erde unter all dem anderen Unrat, der Rohana Merson umgab. Fassungslos stand Vil vor ihrer Leiche, unfähig, sich zu bewegen, fast als hätte es ihn selbst erschlagen, und Tiuri stand still und stumm an seiner Seite.
    » Was läuft sie auch unter den Himmelspforten herum « , meinte das Triefauge, der mit seinen Leuten erschien, um die Leiche fortzuschaffen. » Wie ich höre, war sie besoffen wie drei Seemänner. «
    Vielleicht wollte er Vil damit beleidigen, doch der hielt nur seine Schwester im Arm und bekam nicht viel von dem mit, was um ihn herum geschah. Hatte es nicht vor wenigen Stunden noch so ausgesehen, als könne sich alles doch noch irgendwie zum Besseren wenden?
    Er folgte den Wachen, die seine Mutter auf der Bahre zum Südstollen schafften, und spürte kaum, dass Tiuri seine Hand hielt.
    Irgendwann bemerkte er, dass Doma Geffai sie begleitete, er hörte sie leise weinen, was er für unangebracht hielt. Ihr Mann hatte einen großen Teil Schuld an dem, was hier geschehen war. Er spürte Zorn dort, wo er eigentlich Trauer fühlen sollte. Der Eisenkönig würde dafür bezahlen, der Brenner würde dafür bezahlen, vielleicht würden sogar die Werftarbeiter, die so achtlos ihren Abfall in die Pforten kippten, eines Tages dafür bezahlen.
    Dann blieb die Wache stehen. Tiuri trat zur Bahre und legte etwas Moos – etwas anderes hatte sie in der Halde nicht gefunden – in die kalten Hände ihrer Mutter. Dann gab das Triefauge das Kommando, und Augenblicke später hatte das schwarze Loch des Totenschachtes Rohana Merson verschluckt.
    Vil lauschte. Er glaubte etwas zu hören, einen dumpfen, weit entfernten Aufschlag, und etwas anderes, ein leises, böses Zischen, das aus dem Schacht aufstieg. Er betete, dass er sich täuschte.
    Doma Geffai lud Tiuri ein, wieder bei ihnen zu wohnen, und Vil willigte ein, denn nun, da seine Mutter fort war, wollte er seine Schwester nicht in der Obhut des Brenners lassen, und er selbst konnte nicht auf sie aufpassen.
    Und dann war da auch noch der Eisenkönig, der, während die Soldaten seine Mutter auf die Trage gehoben hatten, zu Vil gesagt hatte: » Einen halben Tag, mehr kann ich dir nicht freigeben, denn du hast eine Menge Schulden geerbt, mein Junge. Außerdem ist es auch besser, wenn du zu tun hast. Das Leben geht doch weiter, nicht wahr? « Dabei hatte er ein Lächeln gezeigt, das vielleicht gütig wirken sollte, das aber Vil ebenso höhnisch erschien wie diese geheuchelte Fürsorge. Und dann sagte er: » Im Übrigen halte ich es für besser, wenn du deine Schwester in Zukunft in Ruhe lässt. «
    » Tiuri? «
    » Du hast einen schlechten Einfluss auf sie, scheint mir. Ich bin mir mit meiner Frau – und den Wachen – einig, dass es besser ist, wenn du sie nicht mehr siehst. «
    » Sie ist meine Schwester, Ihr könnt mir nicht verbieten … «
    » Ich kann – und ich tue es. Halte Abstand, oder du wirst es bereuen. «
    Vil war außer sich. Der Mann verlangte, dass er weiter für ihn arbeitete, aber er wollte ihn von seiner Schwester fernhalten? Wurde es denn immer noch schlimmer? Er arbeitete mit viel Wut im Bauch und so

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