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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Inneren verschlossen: Das Kantholz, das sie erschlagen hatte, musste in einem sehr unwahrscheinlichen Bogen heruntergefallen sein.
    Kalte Wut stieg in ihm auf. Es war kein Unfall gewesen, und es kamen nicht viele Männer in Betracht, die diese Untat begangen haben konnten, eigentlich nur einer: der Eisenkönig. Vil wusste es, aber, und das machte es noch schlimmer, er durfte ihm nichts tun.
    Semer Geffai und seine Frau passten auf Tiuri auf, ohne diese beiden wäre sie völlig schutzlos. Die widerstreitenden Gefühle zerrissen ihm fast die Brust. Der Mörder seiner Mutter war der Beschützer seiner Schwester.
    Beschützer? Er hatte nicht vergessen, was Sed über die Mädchen gesagt hatte, die der Eisenkönig an die Hurenhäuser verkaufte. Aber er würde ihm keine Gelegenheit geben, seiner Schwester so etwas anzutun. Noch in dieser Nacht würde er verschwinden. Er würde Tiuri hier herausholen, schon bald, und dann würde er sich auch um den feisten Semer Geffai kümmern.
    Vil versteckte sich in einem verlassenen Wohnloch im Felsen für den Fall, dass der Brenner ihn suchte. Doch der hatte seine Schänke wieder eröffnet und schenkte seinen Fusel gratis aus, vermutlich um seine Kundschaft zu versöhnen. Vil hatte einen Plan, aber den konnte er erst ausführen, wenn es dort drüben ruhiger wurde. Also wartete er, bis die letzten Gäste davongewankt oder an Ort und Stelle eingeschlafen waren.
    Er schlich vorsichtig hinüber. Er brauchte Kerzen, und er fand es nur gerecht, sie aus der Schänke zu stehlen, obwohl ihm der seltsame Gedanke kam, dass seine Mutter das vermutlich anders gesehen hätte. Er schlich zwischen den Schläfern hindurch und steckte mit zitternden Fingern ein paar Kerzen ein.
    Jemand stöhnte laut im Schlaf. Vil lauschte. Das war eindeutig die Stimme des Brenners, der dort im Schatten des Tresens lag und im Halbschlaf wirres Zeug brabbelte. Vil schlich hinüber. Da stand ein schwerer Steinkrug. Groß genug, um einen Schädel einzuschlagen, dachte Vil. Der Mann hatte seine Mutter auf dem Gewissen, und sie hatte Rache verlangt …
    Vil nahm den Krug vorsichtig in beide Hände. Er war noch halb voll und entsprechend schwer. Vil hob ihn an. Es würde ein Leichtes sein, ein einziger harter Schlag, und die Sache wäre erledigt – aber er brachte es nicht über sich.
    Nein, ein Gremm würde keinen Mann im Schlaf erschlagen, er würde seine Rache nehmen, aber gewiss nicht so. Der Mann sollte sein Ende kommen sehen. Er fluchte, drehte sich um und schlich aus der Höhle.
    Erst als er schon an den Steinpyramiden war, bemerkte er, dass er den Krug immer noch in den Händen hielt. Er nahm ihn mit. Schnaps war begehrt, vielleicht konnte er damit etwas kaufen, da, wo er nun hinging.
    Er hastete durch die Halde, so schnell es der von Unrat übersäte Boden zuließ, und schielte hinauf zu den Himmelspforten. Die Sterne verblassten schon. Ein neuer Tag kündigte sich an, aber er würde ihn nicht in der Halde verbringen. Plötzlich gähnte vor ihm der schwarze Schlund des Südstollens. Das war schneller gegangen, als er gedacht hatte. Er holte noch einmal tief Luft. Dann entzündete er die erste Kerze und trat ein.
    Bis zum Totenschacht war es einfach, denn diesen Weg kannte er. Er tastete sich an das Loch im Boden heran und leuchtete mit der Kerze hinab. Er ließ einen Stein hinabfallen und lauschte – nichts. Entweder hatte der Schacht keinen Grund, oder irgendetwas dort unten hatte den Aufprall verschluckt. Vil versuchte, nicht daran zu denken, was das sein mochte.
    Er suchte den Stollenrand ab, fand aber weder ein Seil noch eine Leiter oder irgendeine andere Klettermöglichkeit, und das Licht seiner armseligen Kerze reichte nicht sehr weit in die Tiefe.
    Aber irgendwie musste es dort hinuntergehen, Fura hatte doch mit den Verfemten Handel getrieben. Er erkundete die schmalen Seitenstollen, die ihm vorher nicht aufgefallen waren. Die ersten führten nicht weiter, aber dann stieß er auf eine Ecke, in der Knochen bleich im Kerzenlicht schimmerten. Er folgte diesem Gang weiter, geriet in Sackgassen, kehrte um, fand andere Wege, manche so schmal, dass er kaum hindurchpasste.
    Einmal öffnete sich vor ihm ein gähnendes Loch, und es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass er wieder am Totenschacht stand, nur viel weiter unten. Aber er konnte weder oben noch unten ein Ende absehen. Er irrte weiter voran, irgendwie, kroch, kletterte, zwängte sich durch Spalten und Gänge und verlor bald völlig die Orientierung.
    Gerade

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