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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dich mit sauberer Kleidung aus, und wenn du den Wachen sagen kannst, dass du bei Meister Turro in der Lehre bist, werden sie auch nicht mehr über dich lachen, wenn du sie um Hilfe bei der Suche nach deiner Schwester bittest. «
    Vil schlug ein, mit schlechtem Gewissen, denn er würde nur so lange bleiben, bis er Tiuri aus der Halde befreit hatte.
    Die Arbeit war schwer. Er musste den ganzen Tag Kohlen schleppen und den großen Schmelzofen damit füttern, und etwas anderes durfte er nicht tun. » Alles zu seiner Zeit, junger Vil « , sagte der Meister, als er ihn fragte, ob er auch einmal sein Glück am Amboss versuchen dürfe. » Lerne erst laufen, bevor du rennst, wie meine selige Frau immer zu sagen pflegte. «
    Immerhin besaß er nun anständige Kleidung, und er bekam ausreichend zu essen, was, gemessen an den Tagen in der Halde, ein ungeheurer Luxus war.
    Es gab noch einen weiteren Lehrling sowie drei Gesellen, die allesamt der Meinung waren, dass es zu ihrem Vorrecht gehörte, den Neuen zu schikanieren. » Damit du etwas fürs Leben lernst, Kleiner « , sagte einer der Gesellen, der Vil ein Bein gestellt hatte, als er mit einem Sack Kohlen auf dem Rücken durch die Werkstatt gewankt war.
    » Hilf mir wenigstens, das aufzuheben « , knurrte Vil, als er die Kohlen aufsammelte.
    Aber natürlich half ihm niemand, und er bekam eine sehr freundschaftliche Rüge von Meister Turro, weil er so spät kam.
    Aber Vil beschwerte sich nicht. Er würde schon einen Weg finden, es den anderen heimzuzahlen.
    Er ertrug ihren Spott bald mit einem gewissen Gleichmut, was sie ziemlich zu ärgern schien. Aber auch das kümmerte ihn nicht. Er suchte immer noch nach der zugemauerten Pforte, wofür ihm nur die Nacht blieb, denn Meister Turro schlief in seiner Schmiede, und er ging spät zu Bett und war morgens vor Sonnenaufgang auf den Beinen.
    Allmählich verstand Vil, dass diese Schmiede gar nicht dem Schmied gehörte, er war nur ihr Meister, einer von vieren, die in den vier Werkstätten dieses großen Betriebs die Aufsicht über zwei Dutzend Gesellen führten. Jedoch hatte jeder seinen eigenen Bereich, und sie reagierten nicht sehr freundlich, wenn sie den Lehrling eines anderen Meisters in ihrer Schmiede erwischten.
    Also schlich Vil nachts umher, sah in jede Ecke, aber er konnte die gesuchte Pforte einfach nicht finden. Und so verging Tag um Tag in der Schmiede mit schwerer Arbeit, ohne dass er der Erfüllung des Versprechens, das er seiner Schwester gegeben hatte, näher gekommen wäre. Abends saß er oft auf der Mauer und blickte hinüber zur Werft, deren Türme in den Abendhimmel ragten. Sollte er es vielleicht doch dort versuchen?
    Dann, an einem dieser Abende, hatte er plötzlich das Gefühl, dass er beobachtet wurde. Er drehte sich um. An der nächsten Ecke stand eine schmächtige Gestalt in der Dämmerung und sah zu ihm herüber, oder täuschte er sich? Er konnte nicht viel erkennen, denn das Gesicht dieses Menschen war im Schatten einer Kapuze verborgen. Und gerade als er von der Mauer springen und hinüberlaufen wollte, verschwand die Gestalt in der Dunkelheit.

Esrahil Gremm erhielt eines Abends überraschenden Besuch. Es war Abar Brasus, und er kam in Begleitung eines pausbäckigen jungen Kauffahrers, den Gremm erst auf den zweiten Blick wiedererkannte. Er hatte ihn oben in der Versammlung getroffen, wusste aber den Namen nicht mehr.
    Er war zunächst ungehalten wie bei jeder Störung, aber dann dachte er, dass ihn dieser Besuch vielleicht von jener seltsamen Unruhe befreien könnte, die er seit Tagen spürte. Also lotste er die Herren in die Wohnstube, ließ Tee bringen und war gespannt, was die beiden von ihm wollten. Er nahm an, dass es um ein gemeinsam zu unternehmendes Geschäft ging, vielleicht einen Anteil am Frachtraum eines Südmeerfahrers, aber er hatte sich getäuscht.
    » Euer Name ist in aller Munde, Menher Gremm « , kam Abar Brasus nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln schließlich zur Sache.
    » Mein Name? Wie darf ich das verstehen? «
    » Euer Vorschlag, im Krieg beide Parteien zu unterstützen, hat sich als äußerst einträglich erwiesen. Unsere Schmieden und Werften arbeiten auf Hochtouren, und unsere Waren finden reißenden Absatz, sowohl beim Seebund wie auch in Oramar. Und glücklicherweise zieht sich der Bruderkrieg in Oramar länger hin, als wir ahnten, was bedeutet, dass wir derzeit nicht nur einen oramarischen Herrscher beliefern, sondern gleich drei. «
    » Ich dachte, der geschätzte Rat

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