Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

drohend hinter dem Amboss auf. » Wird Zeit, dass dir jemand Benehmen beibringt. «
    Sie waren nicht allein. Der andere Lehrling, ein schwerfälliger Bäckersohn, der sich das Wohlwollen der Gesellen mit einer Menge frischem Brot erkauft hatte, schleppte gerade einen Sack Kohlen zur Esse, blieb aber jetzt stehen. Auch die Gesellen ließen für einen Augenblick die Hämmer ruhen. Sie sahen nicht aus, als würden sie Vil beistehen.
    Vil hob das Eisen auf und betrachtete es. Es lag gut in der Hand. » Willst du es wirklich haben? « , fragte er mit einem freundlichen Lächeln.
    Goll streifte seine Ärmel hoch und ballte die starken Fäuste. » Leg dich nicht mit mir an, Kleiner! «
    » Hey, Goll, dem Meister wird es nicht gefallen, wenn du den da verprügelst « , meinte Fleris, der zweite Geselle. » Hat doch einen Narren an ihm gefressen. «
    » Is’ mir egal « , erwiderte Goll. » Der Meister wird weich, sieht nicht, dass wir es hier mit Abschaum zu tun haben. «
    » Wen nennst du Abschaum? « , fragte Vil forsch und hoffte, dass Goll nachgeben würde. Er war wirklich viel stärker als er.
    Aber der Geselle grinste nur höhnisch und sagte: » Dich. Du riechst immer noch nach dem Abfall, den dein Vater aufgesammelt hat. Und wenn du wirklich nach deiner Schwester suchst, kann ich dir sagen, wo du sie findest – im Rinnstein, bei den anderen Ratten-Huren, die für einen halben Kreuzer ihre Beine breit … «
    Er kam nicht weiter. Vil hatte ihm mit einer blitzschnellen Bewegung die Faust ins Gesicht gerammt. Es knirschte, als die Nase brach, und erst jetzt begriff er, dass er das Eisen noch in der Faust hielt.
    Goll taumelte zurück, heulte vor Schmerz und schlug die Hände vors Gesicht. Blut sickerte durch seine Finger.
    Vil ließ das Eisen fallen. Die anderen in der Werkstatt standen starr vor Entsetzen.
    » Bei allen Himmeln! Was ist hier los? « Meister Turro stand in der Tür, die Hände in die Hüften gestemmt. » Warum schweigen die Hämmer? Gibt es kein Eisen mehr? «
    Goll stammelte unverständliches Zeug, und das Blut quoll jetzt in einem kräftigen Strom zwischen seinen Händen hervor.
    » Vil! Bei den Himmlischen! Was hast du getan? «
    Eigentlich fühlte sich Vil nicht besonders schuldig. Goll hatte es verdient. Leider sah Meister Turro das anders.
    » Ich musste nach dem Arzt schicken « , begann er. Er hatte Vil in seine kleine Stube gezerrt, wo er nicht nur schlief, sondern auch seine Bücher und das Geld verwahrte. Vil war erst zum zweiten Mal in dieser Kammer, die normalerweise für alle außer dem Meister tabu war. Er fragte sich, ob die Pforte, die er suchte, vielleicht unter dem Bett sein könnte.
    » Warum hast du Goll die Nase gebrochen? « , fuhr der Meister fort.
    Vil zuckte mit den Achseln.
    » Mein Junge, ich habe dich hier aufgenommen, obwohl du mich bestehlen wolltest. Ich habe dich gegen jede Vernunft zu meinem Lehrling gemacht, weil ich dachte, da stecke ein guter Kern in dir. Habe ich mich geirrt? «
    » Nein, Meister. Aber er hatte es verdient. «
    » So? Goll verdient Kronen, indem er bei mir arbeitet. Mir war neu, dass er dabei auch gebrochene Knochen verdient. «
    » Hat mich geärgert. Seit ich hier bin. «
    » Geärgert? Oder hat er dir nur gesagt, was du zu tun hast? Verträgst du es nicht, wenn dir jemand Befehle gibt? Er ist nun einmal Geselle, der älteste und fähigste unter meinen Gesellen. Er tut, was ich sage, und du tust, was er sagt, verstanden? «
    » Ja, Meister. «
    » Du wirst dich bei ihm entschuldigen. «
    Vil schwieg.
    » Vil, ich meine es ernst! «
    » Ja, Meister. Werde mich entschuldigen. «
    » Und du wirst den Arzt bezahlen. Ich werde dein Handgeld halbieren, bis das beglichen ist. «
    Vil schluckte. Er bekam vier Kronen in der Woche als Handgeld, was, wie er erfahren hatte, äußerst unüblich war, denn für gewöhnlich bezahlten die Eltern die Meister für die Ausbildung ihrer Kinder.
    Sed hatte einmal gesagt, dass man die Mädchen auch freikaufen konnte. Er hatte keine Ahnung, was so etwas kostete, aber er wollte jede Viertelkrone dafür zurücklegen, falls er seine Schwester nicht auf anderen Wegen befreien konnte.
    » Ah, diese Sprache verstehst du also. Ich werde dir eine weitere halbe Krone die Woche abziehen. Die bekommt nun Goll für den Rest des Jahres. «
    Vil starrte den Meister entsetzt an.
    » Und du wirst von nun an tun, was Goll sagt, ohne Widerworte. «
    » Ja, Meister « , stieß er hervor.
    » Und noch etwas. Sollte Derartiges noch einmal