Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
die halbe Wahrheit.
    » Und da fragen sie ausgerechnet einen Sonderling wie Euch, der sich seit Jahren nicht um die Geschäfte der Stadt gekümmert hat? « Der Archont schaute ihn durchdringend an.
    Gremm hatte das Gefühl, unter diesem bohrenden Blick zu schrumpfen.
    Doch plötzlich lachte der Mann. » Ich verstehe. Ein Strohmann, nichts weiter. Euer kindergesichtiger Freund Rorus Vinir weiß genau, dass niemand ihn wählen würde. Also hat er Euch eingekauft. Ich hoffe, der Preis war angemessen, Gremm. «
    » Ich weiß nicht, wovon Ihr redet, Exzellenz. «
    » Schon gut, Gremm. Ich war besorgt, dass Euch andere Motive oder Mächte antreiben könnten, und dass unter Eurem Gewand eine gefährliche Giftschlange in unseren Rat gelangen könnte. Doch Ihr seid nur ein Schaf, das sich von anderen Schafen leiten lässt, die gerne Wölfe wären. Euer Großvater, Gremm, der war ein Wolf! Er hätte diesen Vinir längst zerrissen. Ihr seid ein Narr, Gremm, aber vielleicht ist das gar nicht schlecht, denn Ihr wisst wenigstens, dass Ihr ein Narr seid. Vergesst das nur nicht, wenn Ihr über das Schicksal unserer Stadt mit entscheiden solltet! Und nun entschuldigt mich, ich habe wahrlich dringendere Dinge zu erledigen. «
    Der Archont war durch die geheime Pforte verschwunden, bevor Gremm ein Wort zum Abschied, geschweige denn zu seiner Verteidigung sagen konnte.
    » Grämt Euch nicht, Menher Gremm « , sagte Bruder Ifid, » es heißt, er habe die Gabe, anderen Menschen die richtigen Worte zu rauben. Wollt Ihr noch etwas Tee? Ihr seht aus, als könntet Ihr ihn brauchen. «

Vil konnte die Spannung kaum aushalten, und am Tempeltag knapp zwei Wochen nach dem Einbruch saß er schon wieder im Goldenen Kelch. Peker war jedoch nicht dort. Auch in der nächsten und übernächsten Woche hockte Vil vergeblich dort, und er wurde allmählich von dem Verdacht zermürbt, dass man ihn betrogen hatte. Dann, am zweiten Tempeltag nach Hochwinter, als er wieder einmal sehr lange hinter dem einzigen Krug Bier saß, den er sich dort leisten konnte, setzte sich ein junger Mann zu ihm.
    » Du bist Vil, oder? «
    » Möglich. «
    » Du bist ein Freund von Pek, oder? «
    » Vielleicht. «
    » Schön, dass du so vorsichtig bist, aber ich habe euch zusammen gesehen, vor einem Monat oder so, an dem Tisch da drüben. Er hat mir von dir erzählt. Ich bin Gibean, auch ein Freund von Pek. «
    » Von dir hat er aber nicht erzählt. «
    » Schön, du hast gerade zugegeben, dass du ihn kennst « , meinte Gibean feixend. » Dann können wir endlich zur Sache kommen. Ich soll dich nämlich zu ihm bringen. «
    » Warum ist er nicht selbst hier? «
    » Pek meidet den Kelch zurzeit, ist ihm zu unsicher . «
    Vil senkte die Stimme. » Wegen der Wachen? «
    » Nein, wegen der Weiber. Er hat da gerade ein bisschen Ärger. Aber jetzt komm, er wartet schon. «
    Vil folgte dem jungen Mann, den er erst seit wenigen Augenblicken kannte, mit sehr gemischten Gefühlen hinaus in den eiskalten Regen, den der Nordwind über die Stadt gebracht hatte. Irgendetwas an Gibean gefiel ihm nicht, und der nagende Verdacht, dass man ihn übers Ohr hauen wollte, verwandelte sich in die Befürchtung, dass man nun vielleicht versuchte, einen unliebsamen Mitwisser loszuwerden. Diese Befürchtung wurde stärker, als sie die belebteren Straßen verließen und in der Nähe der Arena in eine dunkle Seitengasse abbogen.
    Regenwasser lief Vil kalt in den Nacken, er fror, und er verfluchte seinen Leichtsinn, denn sie hatten gerade die letzte der wenigen Straßenlaternen hinter sich gelassen und standen nun unmittelbar vor der hohen schwarzen Mauer der alten Kampfstätte, dieses unheilvollen Ortes, der das Ende seines Vaters gesehen hatte. Die Raben, die hoch oben in der Mauer nisteten, krächzten Unheil kündend gegen den Regen an. Es roch nach Rauch, und da, vor ihm, gar nicht weit, leuchtete ein dünner rötlicher Lichtstreifen durch die Nacht.
    » Pek? Bist du da? « , fragte Gibean.
    » Klar bin ich da. «
    Ein dunkler Vorhang wurde zur Seite geschlagen und enthüllte eine geräumige Nische unter einem der starken Bogen, die die Außenmauer stützten.
    » Kommt rein, oder wollt ihr im Regen ertrinken? «
    » Eher erfrieren « , meinte Gibean und trat ein.
    » Wie ich sehe, hat man dich nicht geschnappt « , sagte Peker, als sie sich ans kleine Feuer gesetzt hatten.
    » Dich ja auch nicht. «
    » Man sucht aber noch. Die Wachen hören sich um, aber irgendwie sehr zurückhaltend. Eigentlich

Weitere Kostenlose Bücher