Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
ihm blinkte etwas. Er runzelte die Stirn und machte sich daran, das blinkende Licht zu umgehen. Aber es blinkte wieder, fast, als gelte es ihm. Er versuchte es zu ignorieren, aber dann fiel ihm auf, dass es einen grünlichen Schimmer hatte. Sollte es möglich sein? Er marschierte darauf zu. Vielleicht täuschte er sich auch, und es wartete einer dieser Helmonter auf ihn, dann würde er diesen Tag vielleicht doch nicht überleben. Er blieb stehen, weil er plötzlich den fröhlichen Kerel vor Augen hatte. Der hatte ihm vor zwei Tagen Wasser in den Branntwein getan und sich ausgeschüttet vor Lachen, als er es erschrocken ausgespuckt hatte. Kerel war tot. Sie alle waren tot. All diese Männer, die er nur wenige Tage gekannt hatte, die ihm aber doch vertraut geworden waren. Er schluckte und spürte, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Dann biss er die Zähne zusammen und ging weiter auf das grünlich blinkende Licht zu. Da war ein Loch in der Erde, in dem eine kleine Gestalt mit grimmigem Gesicht auf ihn wartete.
»D u bist spät, Heiram Grams.«
»I ch wurde aufgehalten, Marberic.«
»D ummheit, das«, sagte der Mahr und wies auf das Schlachtfeld.
»G anz deiner Meinung. Verschwinden wir, ich habe genug vom Kämpfen.«
»E s ist aber noch nicht vorbei, Grams«, sagte der Mahr. Dann führte er den Köhler unter die Erde, murmelte ein paar Worte und verschloss den Eingang mit festem Stein.
»U nd wohin jetzt? Nach Atgath?«
»N ein, Amuric sagt, wir sollen dich nach unten bringen.«
»A ch so«, sagte Grams, der keine Ahnung hatte, was nach unten bringen bedeutete, noch, wer dieser Amuric war. Aber er stellte keine Fragen, denn seiner Meinung nach brachte das nicht viel, schon gar nicht bei Mahren.
***
Faran Ured stieg mit Orus Lanat im Schein der Fackeln bergab, was nur langsam ging, weil der seltsame Jüngling, der Mittler, geführt werden musste. Sie waren auf dem Weg nach Atgath, der Stadt, vor der nun das Heer das Padischahs die Zelte aufschlug oder einfach die in Beschlag nahm, die der Seebund zurückgelassen hatte. Das Heer der alten Belagerer war in alle Winde zerstreut, nun bezogen die Helmonter ihre Stellungen. Offensichtlich wurden sie von der Stadt, die sie »b efreit« hatten, jedoch nicht mit offenen Armen empfangen.
Gleich würde Ured also dem Padischah begegnen. Er hatte seinen Teil zu dieser Schlacht beigetragen– würde er nun seine Familie wiedersehen dürfen? Er hatte Hoffnung, aber noch mehr Zweifel. Solange diese Sache nicht entschieden war, würde man ihn vermutlich benutzen, würde weiter seine Familie als Pfand behalten, um ihn gefügig zu machen. Wie konnte er sich diesem eisernen Griff entwinden?
Das Tal hatte sich verändert, seit er es verlassen hatte. Ured sah, dass die Helmonter den kleinen Wald um den Köhlerhof abhackten, um die vielen Feuer zu unterhalten, an denen sie saßen und Lieder sangen. Auf ihrem Weg kamen sie an einem bewachten Einschnitt im Fels vorbei. Dort drängten sich die Gefangenen im Dunkeln, offenbar gönnten ihnen die Sieger nicht einmal ein wärmendes Feuer. Ured konnte ihre Zahl nur grob schätzen, aber es waren vielleicht vier- oder fünfhundert. Nicht sehr viele, wenn man bedachte, dass fast dreitausend in die Schlacht gezogen waren. Sie gingen weiter, am Köhlerhof vorbei, wo die Hochländer inzwischen schon dabei waren, die gefällten Bäume zu entasten. Es standen auch viele Wachen dort. Als sie am Stall vorüberkamen, hörte Ured jemanden seinen Namen rufen. Er blieb stehen.
»M eister Ured? Seid Ihr es wirklich?«
»G raf Gidus! Ihr lebt?«
»G erade noch so, Meister Ured, gerade noch so. Doch wie seid Ihr dem Blutbad entronnen– und warum seid Ihr nicht gefangen?«
Ured trat näher an die Scheune heran. Drinnen saßen im Schein einer trüben Laterne einige Oberste und Hauptleute, die man nicht mit den einfachen Soldaten eingesperrt hatte. Die meisten von ihnen waren verwundet. Selbst Gidus trug einen Verband um die Stirn. »S ind das alle?«, fragte Ured.
Gidus seufzte. »I ch fürchte, die anderen sind gefallen, obwohl ich General Hasfal sah, der von seinem Pferd davongetragen wurde, und ich glaube, dass der Unstern, der diesen Mann leitet, ihn vielleicht beschützt hat. Aber Oberst Cawas ist gefallen und viele andere gute Männer mit ihm. Und so habe ich doch Recht behalten, weil ich davor warnte, dem Feind entgegenzuziehen. Ich wollte, ich hätte mich geirrt. Aber sagt, wieso seid Ihr kein Gefangener, Meister Ured?«
»H abt Ihr es
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