Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Zeichen.
»A h, Meister Ured, endlich sehen wir uns wieder«, dröhnte der bullige Mann.
»I ch grüße Euch, Hoheit«, rief Lanat mit demütiger Verneigung.
Der stiernackige Prinz verzog die Mundwinkel. »L anat? Was wollt Ihr denn hier? Haben wir Euch rufen lassen? Nein? Also verschwindet und wartet in Eurem Zelt, bis man nach Euch schickt.«
Der Gesandte hatte sicher etwas anderes erwartet, aber er wagte keinen Widerspruch und zog sich unter tiefen Verbeugungen zurück.
Ured fühlte die fleischige Hand des Prinzen plötzlich auf der Schulter. »K ommt, Ured, wir gehen ein Stück.«
Weszen ließ die Hand auf Ureds Schulter, als seien sie alte Freunde, und Ured kämpfte mit der Versuchung, seinen Dolch zu ziehen, um sie abzuschneiden.
Der Prinz schwieg, bis sie das letzte Wachfeuer erreichten. Er scheuchte die Wachen fort und wartete, bis sie ungestört waren. »M ein Vater ist recht zufrieden mit Euch, Ured. Auch wenn ihm nicht entgangen ist, dass Ihr Euch die eine oder andere Eigenmächtigkeit erlaubt habt. Das ist auch der Grund, warum Eure Familie nun nicht mehr auf das endlose Meer, sondern auf die nicht minder endlosen Dünen von Massat blickt.«
Massat? Ured kannte dieses Land, das jenseits der Stadt Aramas begann. Es war riesig, der Hinweis also vage, aber immerhin war es ein Hinweis. Immer noch lag diese Hand auf seiner Schulter, schwer, lastend. Ureds Blick fiel auf den leichten Harnisch, den der Prinz trug und auf dem deutlich sichtbar ein großes Schutzamulett prangte. Mit Magie war da wenig zu machen. »I ch habe getan, was Ihr verlangt habt, Hoheit.«
Weszen lachte dröhnend, dann legte er ihm auch noch die zweite Hand auf die andere Schulter. »M ehr oder weniger, Ured, mehr oder weniger. Ich habe Eure Eigenmächtigkeiten mit gewisser Besorgnis verfolgt. Wie Ihr wisst, ist mein Vater zwar gerecht, aber auch sehr streng. Es wäre übel ausgegangen für Euer Weib und Eure Kinder, wenn ich nicht ein gutes Wort für Euch eingelegt hätte.«
Ured sah den Prinzen an. Es gelang ihm gerade noch, seinen Unglauben zu verbergen. Der brutale Weszen, die Faust des Skorpions, wollte sich für ihn eingesetzt haben? »I hr seid zu gütig, Hoheit. Darf ich denn nun annehmen, dass meine Dienste nicht länger gebraucht werden?«
»D as dürft Ihr nicht, Ured! Atgath ist noch nicht in unserer Hand, auch wenn es nur eine Frage von Stunden ist. Seht, ich habe meinem Vater einen leichten Sieg versprochen, habe ihm zugesichert, dass wir die Mauern ohne schwere Verluste stürmen werden. Nicht dass mich diese verlausten Halbwilden, die für uns kämpfen, viel kümmern, aber wir brauchen sie noch, denn der Krieg hat doch gerade erst begonnen, und Atgath ist erst der Anfang. Mein Bruder Baran ist in den Osten Haretiens einmarschiert, über die Pässe, die uns die Damater jahrzehntelang versperrt hatten. Mein Bruder Benet hat inzwischen Felisan genommen, damit gehört uns auch der Westen, jedenfalls beinahe. Mein geschätzter Bruder Benet hatte ein paar Schwierigkeiten und musste seinen Magier opfern, weil dieser die Westgarther gegen sich aufgebracht hatte, aber die Stadt ist in seiner Hand. Er wird es allerdings schwer haben, unserem Vater den Verlust von Meister Albar zu erklären.«
Der Prinz lächelte, offenbar war er nicht unglücklich darüber, dass sein Bruder mit Widrigkeiten zu kämpfen hatte. Ured begriff plötzlich, dass dieser Krieg für die Prinzen ein Wettkampf auf Leben und Tod war, denn schließlich konnte nur einer der Erbprinzen dem Padischah nachfolgen, die anderen würden sterben. Endlich nahm Weszen die Hände von Ureds Schultern. »D ennoch, wenn alles gut geht, wird uns schon bald das ganze Land gehören, und damit die Kornkammer des Goldenen Meeres. Damit ist der Seebund erledigt, denn was nützen ihm seine stolzen Flotten, seine uneinnehmbaren Städte, wenn ihm seine Bürger an Hunger krepieren?«
»I ch gratuliere Euch zu diesem Sieg, Prinz«, sagte Faran Ured und konnte nicht verhindern, dass es spöttisch klang.
»N och ist nichts gewonnen, jedenfalls nicht für mich. Meine Brüder haben viel Ruhm erworben, und das ist nicht unbedingt in meinem Sinne, wie Ihr Euch vielleicht denken könnt. Der Große Skorpion prüft seine Söhne, er will sehen, wer als Nachfolger taugt. Ich brauche einen Sieg, und Ihr werdet mir dabei helfen, ihn zu erringen! Wir wollen Atgath, und wir wollen die Geheimnisse, die es beherbergt.«
»S ie sind gut geschützt, Hoheit«, gab Ured freundlich zu bedenken und
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