Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
mich auf See«, keuchte Askon, und seine Hand krallte sich in ihre.
Sie nickte bloß.
Er lächelte sein strahlendes Lächeln, flüsterte: »T ränen, Schatten? Hat doch Spaß gemacht, oder?« Er holte noch einmal tief Luft. »W ir sehen…« Dann kippte sein Kopf nach vorn.
»W as, was?«, fragte Jamade und hob sein Kinn.
»W ir sehen uns auf den Schlachtfeldern der nächsten Welt. Das war es, was er sagen wollte«, erklärte einer der Westgarther, der mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Arm hielt. Die Hand war eigenartig verdreht. Offenbar war sein Handgelenk gebrochen.
Jamade streichelte Askons Gesicht. Sie fühlte, dass das Leben daraus gewichen war, aber sie wollte es nicht wahrhaben.
»W enn Ihr wollt, werden wir ihn ans Meer bringen«, bot einer der Krieger an.
Jamade nickte.
»W erdet Ihr uns begleiten, Schatten?«
Sie schüttelte den Kopf. »I ch werde seinen Mörder suchen– und finden«, sagte sie. Ja, sie würde Sahif töten, koste es, was es wolle. Sie durfte nicht zögern– und doch brachte sie es nicht über sich, Askon zu verlassen.
***
Meister Hamoch stopfte Pergamente in eine Tasche. »E sara!«, rief er zum wiederholten Male, aber wieder bekam er keine Antwort. Er fluchte. Zwei Taschen hatte er schon voll, zwei weitere würde er ebenso leicht füllen und dabei immer noch viel mehr wichtige Dinge zurücklassen, als er mitnehmen konnte. »E sara!«
Wo mochte sie stecken? Er sah sich um. Das Schwarze Buch, es lag immer noch aufgeschlagen auf dem Tisch. Das konnte er nun wirklich nicht zurücklassen, ebenso wenig wie all die handbeschriebenen Pergamente und Pergamentrollen, die er von Meister Quent »g eerbt« hatte. Er rannte zum vielleicht dreißigsten Mal die Stufen in den Vorraum hinauf, in sein Arbeitszimmer, lud sich einen Arm voll weiterer Rollen auf und schaffte sie nach unten. Er sollte schon längst fort sein.
»H abt Ihr mich vergessen, Hamoch?«, krächzte es aus einer der Kammern. Hamoch seufzte. Er hätte seine Meisterin gerne aus seinem Gedächtnis verbannt, aber das war wohl nicht so einfach. Er öffnete die Kammer. Es stank entsetzlich, und Kisbara war noch weiter zur schattenhaften Greisin gewelkt. Der Stab, mit dem er sie durchbohrt hatte, irgendwie verhinderte er, dass sie starb. Doch was sollte er nun tun? Sie umbringen? Er hatte in dieser Frage immer noch keinen Entschluss gefasst.
»H ör zu, alte Hexe, ich lasse dich leben, wenn du mir verrätst, wo ich andere unseres Ordens finde«, sagte er, um Zeit für die unausweichliche Entscheidung zu gewinnen.
Sie lachte schrill. »D ummkopf«, krächzte sie dann. »W enn Ihr mich tötet, wird das im Orden nicht unbemerkt bleiben. Wir sind Totenbeschwörer, schon vergessen? Oh, ich werde aus dem anderen Reich heraus viel über Euch zu erzählen haben, Hamoch.«
Er starrte sie an. Daran hatte er tatsächlich nicht gedacht. »D ann verrotte hier, Weib«, schrie er, lief ins Laboratorium und fand noch eine Phiole mit etwas Blut, das Kisbara einem jungen Mädchen abgenommen hatte. Er kehrte in die Kammer zurück. »S ieh nur, was ich hier habe. Ich gebe dir davon, wenn du mir meine Frage beantwortest.«
Er konnte die Gier in ihren Augen sehen, sie leckte sich über die rissigen Lippen. Dann flüsterte sie: »I n Rhiamat, fragt nach einem Kaufmann namens Hesob. Er schickt Euch weiter.«
»U nd das ist die Wahrheit?«
»D as Blut, gebt mir das Blut, Hamoch.«
Er näherte sich ihr vorsichtig und tropfte ihr drei Tropfen in den Mund.
»M ehr, mehr«, krächzte sie.
»A ndere, wo finde ich andere unseres Ordens? Wo finde ich den Hauptsitz?«
Sie lachte wieder heiser. »W enn Ihr den Mächtigsten von uns sucht, dann segelt zur Insel der Toten. Er sitzt in Du’umu und freut sich stets über Besuch.«
»V erfluchte Närrin«, rief Hamoch. Diesmal gab er ihr kein Blut. Wozu auch? Er verschloss die Kammer wieder und versuchte, ihr Gezeter zu überhören. Es war erstaunlich, wie viel Kraft ihr diese drei Tropfen schon gegeben hatten.
»A lso Rhiamat«, murmelte er. Er versuchte sich zu erinnern, wo diese Stadt lag. Am Goldenen Meer jedenfalls nicht. Nun, das würde er herausfinden. Er stopfte die Pergamente in eine Tasche und achtete nicht mehr darauf, ob sie geknickt wurden oder nicht. »E sara!«, rief er wieder, und wieder gab es keine Antwort.
Doch plötzlich hörte er ein leises Tappen. Nackte Füße auf dem Steinboden. Er drehte sich um und hielt inne. »P anu und Rebu«, flüsterte er. Er schüttelte den Kopf. »P
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