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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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musste es doch Fenster oder andere Eingänge geben. Er hatte bei seinem Besuch jedoch keine bemerkt. Männer kamen ihm entgegen, alle schienen sie nun zur Halle zu laufen. Er stieß mit einem Krieger zusammen, der plötzlich die Richtung gewechselt hatte.
    »P ass doch auf«, herrschte ihn der Mann an– und begriff: »H ier! Hierher! Der Schatten ist hier, ich habe ihn berührt.«
    »N ein, in die Halle! Die Halle!« schrie der Alte wieder.
    Sahif wich zurück. In dem Durcheinander konnte ihn leicht ein anderer Krieger anrempeln und enttarnen. Er war also vollauf damit beschäftigt, kopflos herumrennenden oder betrunken umhertaumelnden Männern auszuweichen, an ein Eindringen in die Halle war jetzt nicht zu denken. Er zog sich zurück, und dann wurde er ganz ruhig. Er war ein Schatten, und die Eiseskälte, die ihn in jedem Kampf leitete, breitete sich in ihm aus. Als er sein Gedächtnis verloren hatte, hatte er nicht gewusst, was diese Kälte bedeutete, jetzt wusste er es: Es war eine Leere des Geistes, der sich von allem befreite, was bei einem Kampf oder einem Mord im Weg war, und die ihm erlaubte, auf Instinkte zurückzugreifen, die viel schneller als der Verstand waren. Gefühle wie Furcht, Zorn oder auch Reue oder Mitleid hatten keinen Platz in dieser Eiswüste. Es war eine tiefe innere und sehr kalte Ruhe, in endlosen Stunden auf dieser Insel erworben, und sie sagte ihm, was zu tun war. Er erinnerte sich jetzt wieder, dass er bei seinem letzten Besuch am Dachfirst große Aussparungen für das Licht und die Belüftung der Halle gesehen hatte. Er schlug einen Haken, kletterte auf eine halb eingestürzte Mauer, sprang von dort aus auf das Dach und hoffte, dass das Getrampel der Männer unten seine Landung auf den Holzschindeln übertönte. Er glitt das Dach hinauf bis zum First und blickte hinein. Die Halle war jetzt voller Krieger, und König Hakor war mitten unter ihnen.
    »E inen Kreis! Bildet einen Kreis um den König!«, schrie der Alte.
    »D as Dach!«, rief eine helle Stimme. Das kam von der Königin. Sahif fuhr zurück. Hatte sie ihn etwa gesehen? Das war unmöglich! Nein, sie war einfach nur klug genug, diese Schwachstelle zu erkennen.
    »S childe, deckt König Hakor mit Schilden!«, befahl der Alte.
    Die Männer rissen Schilde von der Wand, und bald umringten sie den König. Hätte Sahif einen Bogen gehabt, er hätte Hakor dennoch erledigen können. Aber er hatte keinen, nur ein Messer, das ihm die Mahre geschenkt hatten. Ein Wurf war schwierig, aber nicht unmöglich, doch wollte er sich nicht von dieser Waffe trennen, auch, weil es seine einzige war. Er brauchte eine andere. Er glitt das Dach hinab. Der König würde ihm nicht entkommen, er saß in einer Falle, und seine Männer würden ihn nicht beschützen können. Die Sparren knarrten unter seinem Gewicht, und jemand rief: »D a oben! Der Schatten ist auf dem Dach!«
    Da hatte Sahif das Dach schon fast verlassen, aber nun hielt er inne und duckte sich. Aus der Dunkelheit des Lagers liefen einige weitere Krieger heran, und er wusste plötzlich, dass einer von ihnen ihm die Waffe bringen würde, die er brauchte.
    Jamade saß auf der Mauer, wieder in ihren Schatten versteckt. Sie beobachtete und versuchte herauszufinden, wo Sahif war. Sie hätte schon längst weg sein müssen, aber sie wollte sehen, ob man Sahif erwischen würde. Ob er erraten hatte, von wem der warnende Ruf gekommen war? Sie wechselte den Standort, zog ihr Messer und wartete, aber dann hörte sie die Stimmen aus der Halle. War er wirklich auf dem Dach? Zu sehen war nichts. Sie erkannte die Stimme des alten Sagur, der ständig rief, dass die Männer den König schützen sollten. War er vielleicht das Ziel? Das war möglich. Sahif musste sich an die Scholaren gewandt haben, und die verlangten für ihre Hilfe vermutlich eine Gegenleistung. Und was für eine Gegenleistung konnte ein Schatten schon bieten? Nur den Tod. Sie hatte schließlich vorgehabt, den Westgarthern einen ähnlichen Handel anzubieten.
    Fast alle Männer waren in die Halle geströmt, nur einige Krieger waren noch vor dem Eingang und spähten in die Nacht. Und jetzt kam noch eine Handvoll Krieger aus der Dunkelheit gelaufen. Sie brachten Bogen und Armbrüste mit. Jamade seufzte beinahe mitleidig. Diese Westgarther glaubten doch nicht ernsthaft, dass sie damit einen Schatten erledigen konnten?
    Wieder rief jemand, der Schatten sei auf dem Dach. Einer der Männer hob seinen Bogen und schoss. Der Pfeil versenkte sich in eine

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