Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
sein, das Wetter passt nicht. Vor allem scheint er uns entgegenzuziehen. Es ist fast, als würde er sich gegen den Wind ausbreiten.«
»I st es noch weit bis Felisan?«, fragte Jamade.
»N ein, die Sterne sagen, dass wir fast dort sein müssten. Aber jetzt ist uns diese weiße Suppe im Weg, und das auf eine Art, die mir gar nicht behagt. Wir sollten die Segel reffen, denn das dort ist zu dicht, um die Fahrt beizubehalten.«
»N icht doch«, erwiderte Askon, »w ir nutzen den Wind, solange er weht. Er wird uns früh genug verlassen, denn diese Nebelbank kann sich nicht gegen den Wind entwickeln.«
»V ielleicht sollten wir gar nicht nach Felisan segeln«, warf Jamade plötzlich ein.
»I ch dachte, dein Auftrag erfordert es?«
Jamade zögerte nur kurz, dann kam sie zu dem Schluss, dass Askon es wirklich nicht verdient hatte, in eine tödliche Falle hineinzulaufen. »I hr könnt mich auch außerhalb Felisans an Land setzen. Die Sperber ist dort zu gut bekannt. Es könnte gefährlich für dich und deine Männer werden.«
Askon lachte. »N atürlich könnte es das, Jamade. Ich unterhalte jedoch beste Beziehungen zum Oberhaupt der Handelsgilde, und der ist ein Schwager des Hafenmeisters. Die beiden werden mir glauben, dass mir Kapitän Buda sein Schiff verkauft hat. Von wem sollten sie sonst in Zukunft die kostbaren Pelze bekommen, mit denen sie so viel verdienen, weil sie begehrt, aber schwer zu kriegen sind?«
Der Nebel rückte unterdessen immer näher an das Schiff heran, bald tauchten sie in diese weiße Wand ein. Sie war so dicht, dass Jamade keine zwanzig Schritte weit sehen konnte– es schien ihr, als würden sie in eine Wolke hineinfahren, die dicht über den Wellen hing.
»D as geht nicht mit rechten Dingen zu«, murmelte Turgal. »W ir haben immer noch Wind im Segel.«
Tatsächlich bauschte sich das Tuch, und der Wind trug sie in den Nebel hinein. Die Krieger standen an der Reling und beäugten misstrauisch den zähen Dunst, der sie umgab. Auch die gefangenen Matrosen wirkten sehr beunruhigt. Alle sprachen nur flüsternd miteinander.
»H e, du da, ist das ein Wetter, das ihr in diesen Breiten öfters erlebt?«, fragte Askon Hanas Aggi.
»N ebel, ja. Aber nicht dieser Art, Kapitän.«
»V ielleicht– Zauberei«, meinte Jamade schließlich, die schon die ganze Zeit ein merkwürdiges Gefühl bei diesem Nebel gehabt hatte.
»S prich leiser, um der Himmel willen«, raunte Askon.
Aber es war zu spät. Das Wort von gefährlicher Zauberei ging schon von Mann zu Mann. Und Jamade hörte die Krieger, die angestrengt über die Bordwand ins graue Nichts spähten, flüstern, dass vielleicht sie, der Schatten, diesen Nebel erschaffen habe.
»I st das ein Zauber, den die Mitglieder deiner Bruderschaft beherrschen?«, fragte Askon leise.
»N ein, was ich bedaure, denn er wäre sicher oft von Nutzen. Aber doch, ich ahne, dass Magie im Spiel ist, starke Magie. Es muss ein sehr mächtiger Zauberer hinter diesem Nebel stecken.«
»D och wozu?«, fragte Turgal ungehalten. »W as kann ein Zauberer von uns wollen, dass er diese verfluchte Suppe über uns ausgießt?«
»V ielleicht geht es gar nicht um uns«, meinte sie unsicher. »V ielleicht gilt dieser Nebel einem ganz anderen Schiff.«
»K apitän– ich höre Hörner!«, rief ein Krieger vom Vordersteven.
»H örner?«
Auch Jamade hörte es jetzt, leise, schwach, wohl noch sehr weit weg.
»I ch glaube, da sind Westgarther vor uns, Kapitän«, rief der Ausguck leise. »S ie suchen wohl ebenso wie wir einen Weg durch den Nebel.«
»G ebt dem Ausguck unser Horn. Wir wollen keine unangenehmen Überraschungen erleben.«
Kurz darauf ließ der Mann am Vordersteven einen heiseren Ton erklingen. Sie lauschten. Ein Horn antwortete, es klang viel näher als die, die sie zuvor gehört hatten. Es klang geradezu überraschend nah.
»N och einmal!«, rief Askon.
Wieder erfolgte eine schnelle Antwort. Aber aus welcher Richtung war das gekommen? Turgal und Askon berieten sich flüsternd.
»B ackbord!«, kommandierte Askon schließlich und wies schräg voraus.
Die Sperber änderte den Kurs, und zum dritten Mal ließ der Mann im Bug das Horn erschallen.
Jetzt kam die Antwort schon ganz aus der Nähe.
»L angsam müssten wir sie doch sehen«, murmelte Turgal in die gespannte Stille. Ihr Schiff glitt durch die Nebelbank, die immer noch dichter zu werden schien. Die Taue der Sperber knarrten, die Wellen plätscherten unter ihrem Bug, während sie langsam dahinglitt, aber
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