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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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auf denen sie eben noch gestanden hatte, waren zerborsten, sie stürzte mit ihrem Gegner hinab, schlug hart auf und hörte den Seemann stöhnen. Auf was war sie gelandet? Es gab träge unter ihr nach wie Treibsand, sie rutschte, fand keinen Halt. Es war zu dunkel unter Deck, um viel zu erkennen. Der andere hatte sie irgendwie zu fassen bekommen, sie spürte seine Hand an ihrem Kragen. Er stöhnte und lallte unartikulierte Laute. Vielleicht war er schon verwundet. Das Entermesser, sie hielt es immer noch in der Hand. Mit einer raschen Bewegung stieß sie es dem Matrosen erst in den Leib, dann, als er sie mit einem Ächzen losließ, durchtrennte sie ihm mit einem raschen Schnitt die Kehle. Sie fühlte sein Blut warm über ihre Hand laufen.
    Jamade holte tief Luft und schüttelte sich, um das Dröhnen in ihrem Kopf loszuwerden. Über sich sah sie die geborstenen Decksplanken herabhängen. Darüber wölbte sich ein sternklarer Himmel, eingetrübt durch den Rauch der vielen Feuer, die da draußen brannten. Sie wischte das Messer an dem Toten ab. Das war knapp gewesen. Sie betastete den Boden: Getreide. Sie war nicht in Treibsand gefangen, sondern in einen Laderaum voller Weizen gestürzt. Oben wurde noch gekämpft. Jamade suchte einen Weg hinaus, plötzlich erstarrte sie– sie hatte die Schatten nicht gesenkt! Sie hatte getötet, während sie noch unter dem Schutz der Magie gestanden hatte– und damit hatte sie diesen Schutz verwirkt. Sie sank ächzend in die Knie. Das war ihr noch nie widerfahren. Meister Iwar hatte ihr erklärt, dass es Tage dauern konnte, bis die Magie einem Schatten wieder gehorchte. Sie starrte in den rot glühenden Nachthimmel und verfluchte diese Schlacht, die sie beinahe umgebracht und des Schutzes der Schatten beraubt hatte. Aber es half nichts. Dann musste es eben irgendwie ohne gehen. Sie kletterte nach oben.
    Der Kampf war beinahe vorüber. Nur noch eine Handvoll der Matrosen leistete Widerstand. Dann rief plötzlich jemand: »W ir ergeben uns!« und warf seine Waffe zu Boden. Die anderen folgten seinem Beispiel. Nur der Mann, der mit Askon rang, zögerte einen Augenblick. Vielleicht ließ Askon aber auch nicht zu, dass er sich ergab. Er presste den Matrosen gegen die Bordwand und rammte ihm das Entermesser tief in die Gedärme. Damit war es vorüber, und die Krieger brüllten ihren Jubel heraus. »S ieg! Sieg für Westgarth! Sieg für Prinz Askon.«
    Jamade erkletterte das Deck. Ihr war so gar nicht nach Jubeln zumute. »I ch hoffe, du bist zufrieden«, rief sie Askon zu, der über seinem gefallenen Gegner stand und diesen Anblick zu genießen schien.
    Er blickte auf und lachte breit. »N un, es war ein bisschen einfach– aber die Schlacht ist ja noch nicht zu Ende.«
    »K apitän, seht nur!«, rief einer der Männer und wies auf die Hafeneinfahrt.
    Dort schob sich gerade ein großes Schiff mit dreieckigen Segeln in den Hafen. Es war kein Langschiff, sondern ein Schiff von der Art, wie sie in Oramar gebaut wurden.
    »K ennt einer das Banner?«, fragte Askon.
    Niemand kannte es. Es war prachtvoll, und auf der Fahne, die im Wind flatterte, glaubte Jamade das Zeichen eines Skorpions zu erkennen. Dann zuckte sie zusammen, denn mit einem lauten Knall wurde von diesem Schiff etwas in die Luft geschleudert. Es schien ein großes Fass zu sein. Es flog in hohem Bogen durch die Nacht, und Jamade verlor es trotz der brennenden Schiffe, die den Himmel erleuchteten, aus den Augen. Dann tauchte es wieder auf, schlug auf dem Deck der Granamar auf und zerbarst mit einer grünlichen Stichflamme.
    »B ei allen Höllen!«, rief Turgal, »w as für Dämonen sind da am Werk?«
    Tatsächlich schien sich das grünliche Feuer in rasender Geschwindigkeit auszubreiten. Männer wurden von den Flammen erfasst und sprangen brennend und schreiend über Bord. Bald stand das ganze Vorderdeck der Granamar in Flammen. Von den Schiffen, die die Riesin eingekreist hatten, erklang der laute Jubel der Westgarther.
    ***
    Der Nebel war fort, aber der beißende Rauch brennender Häuser und Schiffe zog durch die Gassen, und in diesen Gassen hatte Gajan sich verirrt. Hier und dort sah er zerschmetterte Türen in den Angeln hängen, Fenster waren eingeschlagen, und tote Bürger kündeten davon, dass mancher Felisaner versucht hatte, sein Heim gegen die plündernden Krieger zu verteidigen. Gajan hörte das raue Lachen der Westgarther, die Schreie von Frauen und Kindern, und stolperte weiter über Leichen und Verwundete, die

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