Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
behaupten, dass ich eine hohe Meinung von deinesgleichen habe, Schatten, und ich weiß, dass du andere Ziele verfolgst als Askon. Aber ich bitte dich dennoch, auf ihn zu achten, solange es dir möglich ist.«
Jamade runzelte die Stirn. Der Mann brachte es fertig, sie um etwas zu bitten und sie gleichzeitig zu beleidigen. Sie setzte zu einer scharfen Antwort an, entschied dann, dass es sich nicht lohnte, und nickte bloß. Und dann sprang sie von Bord und folgte der brüllenden Meute, die Askon zum Plündern in die Stadt führte.
***
Die Stadt brannte. Schon von weitem konnte Sahif den Lichtschein sehen, den die brennenden Gebäude an den Nachthimmel warfen. Es roch nach Rauch, selbst hier auf dem offenen Meer, und immer noch rollte der Donner der Bombarden über die Wellen.
»D as ist, als würden wir geradenwegs in das Maul einer reißenden Bestie segeln«, erklärte er, nicht zum ersten Mal.
»S ieh an, der Schatten zeigt Zeichen von Furcht«, höhnte Königin Arethea.
»I ch gebe dem Schatten Recht«, meinte Ghula Mischitu.
»D as ist nicht überraschend«, sagte die Königin. »D och ist dies immer noch mein Schiff. Ihr könnt es jederzeit verlassen, wenn es Euch nicht gefällt.« Dabei wies sie mit einladender Geste auf das offene Meer hinaus.
»W ir wissen noch nicht einmal, wer dort kämpft«, schimpfte die Ghula. »U nd der Nebel? Erst verschluckt er alles, dann verschwindet er von einem Augenblick auf den nächsten! Da ist üble Zauberkraft am Werk, merkt Ihr das nicht, Arethea?«
»U nd Ihr, hört Ihr die Hörner nicht? Es sind Westgarther. Also werden wir auf Verbündete treffen.«
»S agur, Ihr seid ein kluger Mann. Seht wenigstens Ihr die Gefahr?«, versuchte es Mischitu weiter.
Doch der schwieg und hielt das Schiff auf Kurs.
»S ie ist fest entschlossen, oder?«, fragte Ela besorgt, als Sahif sich wieder zu ihr gesellte. Sie ruderten, wenn auch nur mit halber Kraft. Denn allzu eilig hatte es die Königin wohl doch nicht.
Sahif zuckte mit den Achseln. »W enn hier nicht Frauen und Kinder an Bord wären, wäre ich auf ihrer Seite.«
»S ahif!«
»S ie hat vermutlich Recht. Ihr Sohn könnte dort sein, und das heißt, dass auch Jamade dort ist. Vielleicht kann ich sie in dem Getümmel überraschen. Wenn sie merkt, dass ich da bin, wird sie in den Schatten verschwinden.«
Ela musste zugeben, dass das gute Argumente waren, aber dennoch war es doch auch Wahnsinn, mitten in eine Schlacht hineinzurudern. Aber so war es nun einmal beschlossen, also ruderten sie weiter Lärm und Rauch entgegen. Langschiffe kreuzten vor der Einfahrt.
»T ut einfach so, als würden wir dazugehören!«, rief die Königin. »H isst Hakors Fahne!«
»F rauen und Kinder sollen sich ducken!«, rief Sagur zurück.
Die befestigte Mole des Hafens zeichnete sich vor der brennenden Stadt ab, und irgendwo dort drinnen musste ein sehr großes Schiff brennen, denn ein Mast, höher als alle anderen, stand über der Mauer hell in Flammen wie ein warnendes Zeichen am Nachthimmel. Ein Langschiff war in der Einfahrt gesunken, nur der Vordersteven und der Mast ragten noch aus dem Wasser. Da war der Spiegelturm, doch das Feuer darin war erloschen, und auf der gegenüberliegenden Seite standen die qualmenden Überreste einer Befestigungsanlage.
Langsam brachte Sagur sie in den Hafen. Ela reckte den Hals. Überall waren Schiffe, manche brannten, auf anderen wurde noch gekämpft, und in der Mitte des Hafens trieb das hochragende Wrack des riesigen Schiffes, das sie erst vor wenigen Tagen so bewundert hatte. Es brannte lichterloh und war von vielen Langschiffen umringt. Einige davon standen ebenfalls in Flammen, andere waren schwer beschädigt, aber Ela sah Männer, klein wie Ameisen, die die mächtige Bordwand emporkletterten, um auf diesem sterbenden Schiff zu kämpfen. Davor kreuzte ein anderer Segler, an dessen Hauptmast eine prächtige Fahne wehte. Sie war rot, und Ela erkannte einen schwarzen Skorpion darauf. Sie gab Sahif, der auf der Ruderbank hinter ihr saß, einen Wink.
Er nickte grimmig.
»E in Oramarer, oder?«, fragte sie leise, obwohl Flüstern nicht nötig war. Das ganze Schiff war in Aufregung, und jeder rief den anderen zu, was er sah und entdeckte. Sie hatten, ohne dass es einen Befehl gab, das Rudern eingestellt.
»D as ist nicht nur irgendein Oramarer, Ela. Es ist ein Erbprinz des Reiches dort an Bord«, erwiderte Sahif ruhig.
Ela brauchte einen Augenblick. »E iner deiner Brüder ? «
»M ein Halbbruder Benet.
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