Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
würden. Der Prinz hatte das anders gesehen und seinen Standpunkt mit dem Entermesser klargemacht. Jamade fand, dass er einen guten Schatten abgegeben hätte. Und nun warfen seine Männer kostbare Pelze, die sie aus dem Lager schleppten, auf den Platz. Sie mussten sich beeilen, denn das Dach des schmucklosen Gebäudes brannte.
Jamade sah zu. In Felisan gab es für sie nichts mehr zu tun, aber sie wollte sich noch nicht von Askon trennen. Sie versuchte zu ergründen, was sie an diesem Mann so faszinierte. War es nur seine Unberechenbarkeit? Vielleicht war es auch, weil sie sich in seiner Nähe seltsamerweise sicher fühlte, selbst hier, inmitten einer umkämpften Stadt. Sie hätte ihn gerne weiter an ihrer Seite behalten, gerade jetzt, wo ihr die Schatten nicht gehorchten. Sie hatte das Thema vorsichtig angeschnitten, doch er hatte ihr erklärt, er wolle so schnell wie möglich zurück auf sein Schiff.
Dann hatte er sie gefragt, ob sie nicht mitkommen wolle, und sie auf eine Art angesehen, die sie nicht recht deuten konnte. Er hatte auch davon gesprochen, dass das Meer sein Leben und das Land sein Tod sei. Er wollte sie also nicht weiter begleiten, und sie konnte sich nicht mehr lange hier aufhalten. Sie musste damit rechnen, dass ihr Sahif auf den Fersen war. Meister Iwar hatte gesagt, dass er sein Gedächtnis und seine Fähigkeiten zurückgewonnen hatte. Dann würde er sich nicht von den paar armseligen Steinen aufhalten lassen, die sie ihm in den Weg gelegt hatte. Sie hätte ihn eben doch töten sollen, gleich, was die Oberen des Ordens dazu gesagt hätten. Und auch wegen Sahif hätte sie Askon gern an ihrer Seite behalten. Und am besten gleich auch noch ein paar seiner Männer. Aber wie sollte sie ihn überreden?
Vielleicht würde er auf jemand anderen hören, vielleicht… seine Mutter. Es war eine plötzliche Eingebung, die sie durchzuckte: Sie konnte in einem der Häuser verschwinden, durch ein paar Hinterhöfe schleichen und dann die Gestalt wandeln. Die Schatten verweigerten sich, aber das Erbe ihres Volkes war von anderer Natur. Mit einer gewissen Befriedigung dachte sie daran, dass selbst Meister Iwar ihr damals nicht hatte erklären können, warum das so war. Sie dachte daran, als einer der Männer hier aufzutauchen, die auf der Sperber geblieben waren, mit irgendeiner dringenden Nachricht, die Askon aus der Stadt vertrieb. Vielleicht die Ankunft von Verfolgern? Vielleicht Sagur, dessen Sohn Leiw Askon getötet hatte? Sie leckte sich die Lippen, nein, Askon würde dem Mann entgegentreten. In Aban war er geflohen, weil es keine andere Möglichkeit gegeben hatte– aber hier würde er sich wehren. Sie starrte düster auf den toten Esel. So würde es nicht gehen, es gab zu viele Löcher in ihrem Plan, auch wenn er verlockend war. Vielleicht sollte sie ihn doch einfach ganz offen und ehrlich fragen? Aber würde er ihr zuliebe mitgehen? Nein, das war zu unsicher. Aber eine Belohnung? Das war es! Sie musste nur reich genug erscheinen.
Kurz entschlossen sprang sie von ihrem Fass und lief über den kleinen Platz.
»W o ist Askon?«, rief sie der Wache zu.
Askon trat aus der Halle, ein Bündel Nerzfelle im Arm, die er achtlos auf den beachtlichen Haufen warf.
»J amade, hast du dich doch entschlossen, eines dieser prachtvollen Felle anzunehmen?«
»I ch habe mit dir etwas zu bereden, Askon. Unter vier Augen«, fügte sie hinzu, weil er nicht reagierte.
»A lso, Schatten, was gibt es?«, fragte er und strich ihr mit der Hand durchs Haar. Sie standen vor einem Wohnhaus mit eingeschlagenen Scheiben. Es gehörte dem Besitzer des Lagers, der jetzt tot vor seinen Schätzen lag.
Jamade suchte die richtigen Worte, denn sie war es nicht gewohnt, um etwas zu bitten. Natürlich hatte sie als Aina oder auch in anderen Gestalten schon oft um irgendetwas gebeten, aber das war etwas anderes, wie sie gerade feststellte. »I n Atgath wartet eine reiche Belohnung auf mich«, begann sie und dachte, schon als sie es aussprach, dass das der ganz falsche Anfang war. Askons Hand strich ihr immer noch durchs Haar, das irritierte sie. Nahm er sie etwa nicht ernst? »I ch wäre bereit, diese Belohnung mit dir zu teilen.«
»D u möchtest, dass ich dich begleite?«, fragte er. Seine Hand hielt endlich still.
Ja, das wünschte sie sich. Warum hatte sie nicht so begonnen? »E s würde sich für dich lohnen«, sagte sie. »F ür dich, und vielleicht auch für deine Männer. Wenigstens ein paar von ihnen«, schränkte sie ungeschickt
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