Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
gefährlicher wird es für ihn, und er muss dort stehen bleiben, bis wir in Sicherheit sind. Also komm endlich!«
Ela stolperte hinter Hanas her, aber sie war voller Sorge um Sahif.
***
Hadogan war plötzlich stehen geblieben, mitten auf der Straße, und er starrte auf die Stelle, an der Gajan ihn vorhin erst gefunden hatte und die Soldaten die Kreuzung verteidigt hatten. Aber dort war niemand mehr außer einigen leblosen Körpern, die eine zerstörte Palisade aus Kisten, Säcken und Fässern deckten.
Gajan packte Hadogan. »N ein, mein Sohn, sieh dir das nicht an!«
»A ber der Hauptmann…«
Gajan sah seinen Helm zwischen den Leichen. »K omm, hier ist es nicht sicher«, drängte er.
»I ch habe sie im Stich gelassen.«
»D u hast alles versucht. Jetzt komm, bevor der Feind uns erwischt.«
Hadogan rührte sich jedoch nicht, er starrte die Straße hinab. Ein Trupp Krieger kam die Gasse vom Hafen herauf, aber sie stürmten nicht vorwärts wie die Westgarther, sondern marschierten in guter Ordnung, so dass Gajan für einen Augenblick hoffte, es seien Truppen des Seebundes, und die Sache habe sich zum Guten gewendet. Dann sah er das Banner, das blutrot im Schein eines brennenden Hauses leuchtete. Es sah beinahe so aus, als würde sich der schwarze Skorpion darauf bewegen.
Gajan packte den schmächtigen Hadogan und warf ihn sich über die Schulter, dann drehte er sich um und rannte davon.
»W er war das?«, fragte Hadogan, der irgendwie die Bedrohung zu begreifen schien, die von diesem Wappen ausging.
»U nser schlimmster Feind«, keuchte Gajan und hielt an. Er irrte seit Stunden durch die Stadt, und nun konnte er die Erschöpfung nicht länger leugnen. Er setzte Hadogan ab. »W ir müssen aus der Stadt fliehen, mein Sohn.«
»D as waren Oramarer, nicht wahr?«
Gajan nickte, packte seinen Sohn am Arm und lief weiter.
»I ch habe die Fahne schon oft gesehen, Vater, als wir in Elagir waren. Ist das der Große Skorpion?«
»N ein, nicht er selbst, aber einer seiner Söhne.« Noch einmal hielt Gajan keuchend an. »H ör zu, falls wir getrennt werden oder mir etwas zustößt, musst du nach Atgath, verstehst du? Du musst dem Heer sagen, dass der Große Skorpion die Westgarther zu einem Angriff angestachelt hat. Das ist wichtig, verstehst du? Und sag ihnen, dass einer seiner Söhne sie anführt.«
Der Knabe sah ihn ernst an. »W arum kämpfen wir nicht gegen ihn?«
»A llein? Du bist tapfer, Hadogan, und das macht mich stolz, doch ich fürchte, du bist der letzte tapfere Mann in dieser Stadt. Alle anderen sind schon geflohen– oder tot.«
»K umar war noch tapferer.«
Gajan wich dem Blick seines Sohnes aus. »D as war er.«
»W arum kommt er nicht?«
»I ch weiß es nicht. Vielleicht kam er nicht an unseren Feinden vorbei. Aber er weiß, wo unser Ziel liegt. Er wird nach Atgath kommen, wenn er uns in Felisan nicht findet. Wir treffen ihn in Atgath.«
»D u lügst.«
Es war ein Reflex: Gajan holte aus, um zum ersten Mal seinen Sohn zu schlagen. Erst im letzten Moment hielt er inne. Dann flogen ihnen plötzlich Pfeile um die Ohren, Büchsenknall drang aus einem der Häuser hinter ihnen, und eine Schar Westgarther kam aus einer Seitengasse gestürmt.
Gajan packte Hadogan, warf ihn sich wieder über die Schulter und rannte. Der Knabe wehrte sich nicht einmal. Sie mussten aus dieser Stadt hinaus, bevor sie zur Falle wurde, sie mussten nach Atgath, das Heer vor der Gefahr warnen, die an der Küste angelandet war. Gajan war schon fast am Nordtor, als er bemerkte, dass sein Hemd an der Schulter, über der er Hadogan trug, feucht wurde. Er wurde langsamer, blieb stehen und nahm den wachsbleichen Knaben vorsichtig herunter. Da war ein dunkler Fleck über der Hüfte, Blut.
»W arum hast du nichts gesagt?«, fragte Gajan, unfähig, die Wunde zu untersuchen. Der Knabe sah ihn nur starr an. Endlich überwand Gajan seine Lähmung. Er riss seinem Sohn das Hemd auf. Das sah böse aus, eine tiefe Wunde, die stark blutete. Nicht von einem Pfeil, vielleicht von einer verirrten Kugel. Hilfesuchend blickte er sich um. Aber er sah nur Menschen, die voller Angst aus der Stadt flohen. Niemand achtete auf einen Vater mit einem verwundeten Kind, und niemand wollte ihm helfen.
***
»S ind alle Schatten so ehrlos, sich hinter einer Frau zu verstecken?«, zischte die Königin.
»D ie meisten«, entgegnete Sahif ruhig.
»T öte mich, Oramarer, und meine Leute werden dich in Stücke hacken.«
»N icht heute, Hoheit«, meinte
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