Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Sahif. Dann gab er der Königin einen kräftigen Stoß, so dass sie vornüber taumelte und beinahe über Bord gegangen wäre. Sagur und ein anderer Krieger sprangen ihr zu Hilfe. Sahif rief die Schatten und hatte den Kreis der Westgarther durchbrochen, bevor sie überhaupt merkten, was geschah. Dann sprang er auf das Langschiff hinab und mit einem weiteren Satz hinein ins Hafenbecken. Hinter sich hörte er, wie sich eine Wurfaxt ins Holz bohrte. Er ließ die Schatten fallen, die im Wasser ohnehin nutzlos waren, tauchte unter dem Schiffsrumpf durch und schwamm in der Deckung der Kaimauer weiter, auf der Suche nach einer der Treppen, die er in dieser Mauer gesehen hatte.
Er hörte die Männer auf dem Schiff fluchen, und Sagur brüllte: »W ir finden dich, Schatten! Und wir werden dich töten! Wo immer du dich verkriechst! Dich und alle, die mit dir sind!« Dann erteilte er Befehl, nach der geflohenen Frau und dem Matrosen zu suchen, und Sahif hörte einige Männer davonrennen. Aber offenbar kam noch niemand da oben auf die Idee, den Kai abzusuchen. Er ließ dennoch die erste Treppe links liegen und schwamm weiter, obwohl er es eilig hatte, denn Ela und ihr Begleiter wurden verfolgt. Er musste tauchen, denn ein von der schwachen Strömung zusammengetriebenes Bündel aus Leichen und Trümmern versperrte ihm den Weg. Als er wieder auftauchte, fiel ihm auf, wie ruhig es im Hafen inzwischen geworden war. Nur das Brausen des großen Feuers, das das Schiff des Seebundes verschlang, kündete weiter von der Schlacht. Auch in der Stadt schienen die Kämpfe abzuflauen, obwohl Sahif immer noch die dünnen Schreie von Menschen durch die Nacht hallen hörte.
Ein gesunkenes Schiff versperrte ihm den Weg, aber Sahif fand eine Treppe in der Mauer und kletterte sie rasch empor. Kaum oben angekommen, zuckte er zurück, doch es war zu spät.
»I ch grüße dich, Schatten«, sagte eine dunkle Stimme.
Sahif versuchte gar nicht erst, sich in den Schatten zu verstecken, denn vor diesem Mann wäre das sinnlos gewesen. Der Zauberer hatte ihn entdeckt, obwohl er ihm den Rücken zukehrte. Er saß im Schein zweier Laternen in einem Bannkreis. Sein nackter Oberkörper war von blauen Linien bedeckt. Außerhalb dieses Kreises standen einige Oramarer, die Sahif feindselig musterten.
»I ch grüße Euch, Meister Albar.«
»K ommt ruhig näher, Prinz Sahif«, sagte der Zauberer freundlich. »S etzt Euch zu mir. Keine Sorge, der Bannkreis ist nicht für Euch gezeichnet.«
»D er Nebel«, stellte Sahif fest und setzte sich dem Mann gegenüber. Er versuchte, gelassen zu wirken, obwohl er wusste, dass sein Leben am seidenen Faden hing. »I ch dachte, die große Übereinkunft verbiete es Zauberern, sich mit Magie an einer Schlacht zu beteiligen.«
»D ie Schlacht? Damit habe ich nichts zu tun. Ich habe nur etwas Nebel herbeigezaubert«, erwiderte der Zauberer selbstzufrieden.
Aus den Augenwinkeln sah Sahif die Sperber. Die Westgarther waren offenbar immer noch unschlüssig, was zu tun war. Die Königin sprach mit einigen Kriegern, die einen hoch beladenen Karren zum Schiff gebracht hatten. Er fragte sich, was es damit auf sich hatte, wusste aber, dass er in ganz eigenen Schwierigkeiten steckte.
»I ch bin wirklich überrascht, Euch hier zu sehen, Prinz Sahif, nicht erfreut, aber überrascht«, fuhr der Zauberer fort.
Sahif zuckte mit den Achseln. »A uch ich habe Euch hier nicht erwartet, Meister Albar. Hat mein Vater keinen Bedarf mehr an Euren Künsten?«
»G anz im Gegenteil, doch bedurfte er meiner Künste hier in dieser Hafenstadt. Wie sollte denn ein Wassermagier dem erhabenen Padischah im Paramar von Nutzen sein?«
»M ein Vater ist in den Bergen?«
»A ch, wusstet Ihr das nicht? Er hat sie inzwischen wohl schon hinter sich gelassen und ist nicht einmal mehr weit weg von hier. Ihr könntet ihn in drei oder vier Tagen erreichen. Ich kann ihm eine Nachricht zukommen lassen, wenn Ihr wollt. In einer halben Stunde schon kann er erfahren, dass sein verlorener Sohn gefunden wurde. Allerdings würde auch er wohl eher überrascht als erfreut sein, von Euch zu hören, Prinz.«
Der Magier sprach im Plauderton, und er gab sich wenig Mühe, den Stolz auf seine Fähigkeiten zu verbergen. Sahif kannte Meister Albar gut aus Elagir, denn er war einer der engsten Berater seines Vaters gewesen. Albar konnte den Padischah anscheinend mittels irgendeiner Zauberei davon unterrichten, was hier vorging. Das war übel. Sahif überlegte fieberhaft, wie er der
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