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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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verstanden hatte. »Und mir gefallen diese großen Bilder von … ähm, Uhren richtig gut. Ich frage mich, ob er die Fotos wohl selbst geschossen hat?«
    »Wahrscheinlich. Er ist künstlerisch sehr begabt«, stimmte Rachel ihr zu und nickte ein wenig zu auffällig. »Beim letzten Tag der offenen Tür im Tierheim hat Rory alle Fotos für uns gemacht.«
    Michelle drehte sich zu den beiden um und sah sie an, als hätten sie den Verstand verloren. »Künstlerisch begabt – so wie Tracey Emin vielleicht! ›Seht euch mein unordentliches, ungemachtes Bett an‹«, entgegnete sie. »Sind wir hier fertig? Ich glaube nämlich, dass meinem Blazer hier allmählich Ellbogenflicken wachsen.«
    Unten angekommen eilte Rachel schnurstracks auf den Tisch mit den Internatsgeschichten zu, den Anna in der Ecke des großen Verkaufsraumes aufgebaut hatte. Dies war Annas Lieblingstisch, der auch bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen beliebt war. Zu den Stapeln mit dünnen Romanen hatte sie Lineale, Äpfel und hübsche Schulabzeichen hinzugefügt und Zeugnisse für die beliebten Romanfiguren wie Hanni und Nanni oder Dolly geschrieben.
    »An das Buchcover kann ich mich noch gut erinnern!« Rachel hielt eine gebrauchte Ausgabe von Dolly – Auf geht’s nach Möwenfels hoch, daneben eine Neuausgabe, die Anna gerade hereinbekommen hatte. » So erinnere ich mich noch an Dolly Rieder, aber nicht so! Dolly hätte niemals Lippgloss getragen.«
    »Ganz bestimmt nicht! Evelyn Lessing dafür schon.«
    »Evelyn hätte eher einen Labello benutzt«, erwiderte Rachel. »Sie war eines dieser typischen Mädchen, die den Labello immer zur Hand haben.«
    »Gab es nicht ein amerikanisches Mädchen, das ganz glamourös mit dauergewellten Haaren und mit ganz viel Rouge im Gesicht nach Burg Möwenfels kam? Ich musste zuerst meine Mum fragen, was überhaupt Rouge ist.« Anna seufzte wehmütig. »Das klang so exotisch. Ich wollte immer dieses Internat besuchen.«
    »Ich wollte in der Schule immer ein Pony haben«, erwiderte Rachel. »Und mitternächtliche Partys feiern, zwei Französischlehrerinnen haben und Zauberkreide besitzen. Ich war in Tränen aufgelöst, als meine Eltern sich geweigert haben, mich auf ein Internat zu schicken. Ich habe tatsächlich geweint , weil sie sagten, sie würden mich zu sehr lieben, um mich fortzuschicken.«
    »Michelle, warst du nicht in einem Internat?«, fragte Anna. »Gab es dort Ponys?«
    Michelle strich demonstrativ über die kleinen Teppiche, die aufgerollt in einem Korb neben der Kasse lagen. Anna vermutete einen Augenblick lang, dass Michelle sie absichtlich ignorierte.
    »Michelle?«, hakte sie nach.
    Sie sah auf, ihr Gesicht eine ausdruckslose Maske der Gleichgültigkeit. »Nein. Keine Ponys in meiner Schule.«
    »Wo waren Sie?« Rachel drehte sich interessiert zu ihr um. »Es kann einfach nicht angehen, dass Sie keinen Swimming-pool gehabt haben, der in den Fels hineingebaut war!«
    »Das Internat war nicht bekannt. Es gab keine Swimming-pools und auch keine mitternächtlichen Partys. Mädchen wurden erst ab der Oberstufe aufgenommen, damit sie die Jungs nicht vom Lateinlernen ablenken konnten.«
    Anna fragte sich, ob Michelle schüchtern war und mit ihrer teuren, noblen Schulausbildung nicht angeben wollte. Dem Wenigen nach zu urteilen, das Michelle über ihre Familie erzählt hatte – und Owens Berichten über seine ersten Fahrversuche in einem Jaguar! –, hatte Geld keine Rolle gespielt. Am liebsten hätte sie Michelle gesagt, dass das nicht wichtig war, doch ihr fiel keine Möglichkeit ein, sie dies wissen zu lassen, ohne noch mehr Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
    »Michelle«, rief sie, hielt Lissy – Ein Wildfang lebt sich ein hoch und wackelte vorwurfsvoll damit. »Warst du etwa ein ungezogenes Mädchen? Ich wette, du warst eins! Du hast bestimmt den Schulkiosk betrieben und den Ertrag in die eigene Tasche gesteckt!«
    »Ooh!«, fiel Rachel mit ein. »Haben Sie einem Mädchen den Zopf abgeschnitten, um ihm eine Lektion zu erteilen? Wurden Sie dabei erwischt, wie Sie bei Mondschein auf dem Weg zum Postamt am Cliff entlanggegangen sind … und zwar in Begleitung von Jungs ?«
    Unter Michelles makellosem Make-up bildeten sich zwei rote Flecken auf ihren Wangen. »Genau genommen wurde ich rausgeworfen. Das war nicht so lustig, wie es in den Romanen steht. Insbesondere nicht, wenn man Eltern hat wie ich. Meine Mutter hat mir das bis heute noch nicht verziehen.«
    »Sie machen Witze!«, entgegnete Rachel.

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