Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
anschließend in die Prüfungen gehen. Was glaubst du, wird er tun, wenn ich es nicht in Cambridge schaffe?«
»Er wird dich immer noch lieb haben«, erwiderte Anna. »Ganz gleich, was du tust.«
Als Becca darauf nicht antwortete, packte Anna sie am Arm, um sie vom Weitergehen abzuhalten.
»Becca?«, fragte sie und musste sich vorbeugen, um Becca in die Augen sehen zu können, da das Mädchen den Blick zu Boden gerichtet hatte. »Ich meine das ernst. Ganz gleich, was du tust – wir alle lieben und unterstützen dich. Dein Vater ist natürlich stolz auf dich, aber das sollte keinen zusätzlichen Druck auf dich ausüben, weil das gar nicht seine Absicht ist. Er will einfach nur, dass du alles tust, was in deiner Macht steht. Die Universität kann man nicht mit der Schule vergleichen. Dort wird man erwachsen und lernt, sich selbst Herausforderungen zu setzen – man findet heraus, wer man eigentlich ist. Du wirst dort viele verschiedene Leute treffen und ja, klar, manche davon werden vielleicht klüger sein als du, einige aber auch nicht. Aber dort geht es einzig und allein um dich; darum, dass du dort die beste Zeit deines Lebens erlebst. Dass du wunderbare Sachen machst und dumme Sachen und Sachen, die du danach nie wieder tun wirst.«
Mittlerweile waren sie am oberen Ende der High Street angelangt und nicht mehr weit vom Buchladen entfernt.
»Und wir werden immer für dich da sein«, fuhr Anna fort. »Und immer stolz auf dich sein. Ich weiß, dass du deine Mum und deinen Dad hast, aber du hast auch mich. Als Ersatz. Wenn du dich mal an einer anderen Schulter ausheulen willst.« Bei diesen Worten verspürte sie einen großen Kloß im Hals. »Ich bin nämlich auch sehr stolz auf dich.«
Mit Tränen in den Augen lächelte Becca Anna an. »Ich weiß.« Ihre Lippe zitterte dabei. »Danke.«
»Ach, jetzt komm schon her«, rief Anna und schlang ihre Arme um Becca, die sich mit ihrer schmalen Figur an sie schmiegte. So standen sie mitten auf der Straße, umarmten sich und nahmen keinerlei Notiz von den anderen Fußgängern.
Als sie die Eingangstür des Buchladens aufstießen, lehnten Michelle und Owen schon an der Theke und starrten konzentriert auf Owens Laptop.
»Hey!«, rief Owen, und seine Augen strahlten, als er Becca entdeckte. Er richtete sich auf, wobei er seine Schwester um einiges überragte, und auch Becca straffte den Rücken, anstatt mit hängenden Schultern zu ihm zu laufen wie bei Josh, der ihr kaum bis zum Ohr gereicht hatte.
Dass es zwischen den beiden geknistert hatte, war nicht zu übersehen, dachte Anna. Hätte sie Owen nur ein wenig besser gekannt, hätte sie sich darüber vielleicht noch mehr freuen können. Doch unter den gegebenen Umständen konnte sie ihn nur anhand von ein paar Geschichten beurteilen, die Michelle über den Unfug berichtet hatte, den er in Irland getrieben hatte. Und diese Geschichten waren alles andere als erbaulich.
Sie versuchte, dies mit ihren eigenen Erfahrungen mit Owen wettzumachen – charmant, hilfsbereit, freundlich, allerdings nicht sonderlich pünktlich. Andererseits war Becca ein schlaues Mädchen, argumentierte Anna. Sie würde sich schon nicht mit dem Falschen abgeben, oder?
»Die Website ist fertig«, rief Owen. »Kommt her und schaut sie euch an!«
»Nicht schlecht«, urteilte Michelle über den Rand des Laptops hinweg. »Natürlich muss hier und da noch einiges verbessert werden, aber …«
»Du bist aber auch nie zufrieden«, entgegnete Owen. »Das ist einfach dein Problem.«
Anna trat an den Laptop heran und war ziemlich beeindruckt. Owen hatte es geschafft, die freundliche Atmosphäre des Buchladens einzufangen, und hatte auch die gleichen sanften Farben und die Hintergrundmusik übernommen. Sogar an den virtuellen Bücherregalen klebten »We love …«-Karten mit Beccas charakteristischer Handschrift. Becca – und nicht etwa Chloe – stand im Hintergrund und begleitete Kunden durch den Laden, und auch Tarvish tauchte immer mal wieder auf, wenn man den Cursor auf bestimmte Flächen bewegte.
»Die Seite gefällt mir total gut!«, rief Anna begeistert. »Sie ist hinreißend!«
»Wenn man mal von mir absieht«, erklärte Becca und wand sich in jugendlicher Scham. »Ich sehe schrecklich aus! Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ausgerechnet diese Fotos dafür verwendest? Meine Nase ist riesig !«
»Du siehst hübsch aus«, entgegnete Owen, jedoch mit einem Hauch zu viel Begeisterung, sodass er sich sofort zu Anna umdrehte, um schnell über
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