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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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verletzt sie war. So angespannt, dass sie vorher nicht einmal eine andere Reaktion von Phil in Betracht gezogen hatte.
    »Das habe ich nicht vergessen«, erklärte Phil langsam und sehr leise. »Aber ich hätte nicht gedacht, dass du einfach losziehst und so eine ernste, schwerwiegende Entscheidung für uns alle allein triffst, indem du die Pille absetzt, ohne es zuerst mit mir zu besprechen.«
    »Wir haben darüber diskutiert«, entgegnete Anna. »Im Auto, auf dem Weg zum Flughafen.«
    »Das war keine Diskussion, das war eine lockere Unterhaltung über Familien! Oder hast du etwa gesagt, ›Oh, übrigens, nur, damit du’s weißt, von jetzt an könntest du jedes Mal ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk bekommen, wenn wir miteinander schlafen‹? Nein!«, blaffte Phil und schluckte dann, um seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. »Anna. Hast du eigentlich zugehört, als ich dir erzählt habe, wie verunsichert die Mädchen sind, weil Sarah die Biege gemacht hat, nach Amerika gezogen ist und sie einfach hiergelassen hat? Oder als ich dir gesagt habe, dass ich gern ein wenig mehr Zeit für uns allein hätte? Eine Auszeit vom Elternsein?«
    »Das habe ich alles gehört.« Anna hatte Mühe, dass ihr die Stimme nicht versagte, als ihr die Tränen kamen. »Aber hast du gehört, wie oft ich dir gesagt habe, wie sehr ich mir ein Baby wünsche? Nicht nur bei der Fahrt zum Flughafen, sondern immer wieder während der letzten vier Jahre? Ich wüsste nicht, warum der Zeitpunkt jetzt so ungünstig sein sollte. Sarah kommt doch in einem Jahr wieder zurück, und je länger wir warten, desto größer wird der Altersunterschied zwischen Lily und dem Baby. Ganz zu schweigen davon, dass auch wir immer älter werden!«
    »Was ist mit den Abschlussprüfungen der Mädchen?«
    »Wir müssen ihnen ja jetzt noch gar nichts verraten. Wann soll man anderen von der Schwangerschaft berichten? Wenn die heikle Zeit vorbei ist, oder? Nach dem dritten Monat – das ist lange nach ihren Prüfungen!«
    »Das hast du dir alles schön zurechtgelegt, nicht wahr?«, höhnte Phil, und in seiner Stimme schwang eine aufgesetzte Fröhlichkeit mit, die Anna zusammenzucken ließ. »Wie lange hast du gebraucht, um dir das auszudenken, ohne mir ein Wort davon zu sagen?«
    »Das ist nichts, was ich aus einer Laune heraus entschieden habe!«, entgegnete sie und war wütend, weil er ihr zu unterstellen schien, dass sie ihn hereingelegt hatte. »Du wusstest von Anfang an, wie sehr ich mir eine große Familie gewünscht habe. Während des letzten Jahres habe ich an kaum etwas anderes gedacht. Unser Baby. Unsere Familie.« Anna merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, eine Flut der Hormone durch ihren Körper wogte und das winzige Zellhäuflein mit ganz elementaren Gefühlen durchflutet wurde. Mit Stress. Familienstreit. Ihrer eigenen, allumfassenden Liebe für das kleine Wesen.
    Irgendwo tief in ihrem Inneren wusste sie, wie unfair und irrational sie reagierte. Sie hatte zugelassen, dass der kraftvolle Hormoncocktail ihren gewohnt vernünftigen Menschenverstand ausgeschaltet hatte. Sie schämte sich aufrichtig für ihren Egoismus, gleichzeitig aber auch wieder nicht. Hier ging es nicht um sie, sondern um etwas anderes. Um etwas, das sich darauf verließ, dass sie es geschehen ließ.
    Phil vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Ich, ich … ich … Um Himmels willen, Anna! Sobald ein Kind da ist, geht es nicht mehr um einen selbst!«, sprudelte es unglücklich aus ihm heraus. Dann sah er jedoch auf und merkte, wie sehr sie seine Reaktion erschüttert und geschockt hatte.
    Anna blieb die Luft weg.
    Plötzlich schob Phil seinen Stuhl vom Tisch weg, kniete eine Sekunde später neben ihr und nahm sie in den Arm. »Ich hab’ das so nicht gemeint. Es ist nicht so, dass ich kein Baby mehr will, nur …«
    »Sag es lieber nicht.«
    Er schwieg einen Augenblick und wiegte Anna in seinen Armen, während Anna zu ergründen versuchte, was ihr gerade durch den Kopf ging.
    Jetzt spielt es keine Rolle mehr, was du denkst , erklärte eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Oder was er denkt. Wenn es das Baby gibt, dann gibt es es.
    »Wir schaffen das schon«, erklärte sie und strich Phil über den Kopf. »Wir schaffen das schon.«
    Anna war sich nicht sicher, an wen diese Worte gerichtet waren – an Phil, das Zellhäufchen in ihrem Inneren oder an sie selbst. Phils einzige Antwort darauf war, sie fest zu drücken und zu schweigen, aber auch das war nicht die Reaktion, die sie sich

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