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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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hatte im Frühjahrsgeschäft gute Absätze erzielt, trotzdem ärgerte sie sich über jede einzelne Woche, in der noch mehr drin gewesen wäre.
    Sie kaute auf ihrem Stift herum und starrte auf den Jahresplan, der aufgeschlagen neben ihrer vierten Tasse Kaffee an diesem Abend auf dem Tisch lag. Das Jahr war nun beinahe schon zur Hälfte herum, und dennoch hatte sie nicht einmal ansatzweise den angestrebten Geschäftsumsatz erzielt.
    Natürlich, ertönte eine Stimme in Michelles Hinterkopf, wäre die offensichtliche Lösung für dieses Problem das Bettwäschegeschäft. Dazu müsste sie einfach die Wohnung über dem Buchladen zusätzlich übernehmen und beides betreiben. Den Buchladen unten, das Bettengeschäft im oberen Stockwerk. Oberbett , quasi.
    Oh, das war ein guter Name, dachte sie und notierte ihn sich sofort. Michelle wackelte mit dem Stift und fragte sich träge, wie schwer es wohl sein würde, Mr. Quentin davon zu überzeugen, Rory aus der Wohnung zu vertreiben.
    Dann ermahnte sie sich jedoch, nicht so gemein zu sein. Trotz seiner schrecklichen Socken wuchs ihr Rory nämlich allmählich ans Herz. Vielleicht – wenn Owen weiterzöge, nun da die Webseite endlich fertiggestellt war –, vielleicht könnte sie ja Rory anbieten, die Wohnung nebenan über Home Sweet Home zu beziehen, um freie Bahn zu haben? Immerhin hatte er ja nicht viel in der Wohnung getan; er bräuchte nicht einmal seine Junggesellenkisten auszupacken.
    Aber Owen schien es leider so gar nicht eilig zu haben weiterzuziehen. Michelle hatte ihn und Becca mit Argusaugen beobachtet, und sie wusste, dass auch Anna auf sie achtgab – und auch Michelle im Blick hatte, wie sie Owen und Becca beobachtete. Und das war gelegentlich … ziemlich unangenehm für alle Beteiligten. Obwohl sie Anna versichert hatte, dass auf Owen Verlass sei (was sonst hätte sie denn auch sagen sollen?), konnte sie nicht überall ihre Augen haben. Und Owens Verhalten folgte keinesfalls seinen bekannten Mustern. Manchmal fragte sich Michelle, ob er sich vielleicht tatsächlich verliebt hatte.
    Auf jeden Fall, räumte Michelle ein, kannte sie Rory gut genug, um zu wissen, dass er keinesfalls Platz machen würde für das, was er immer noch – wenn auch scherzhaft – als Nippes und Schnickschnack bezeichnete. Ohne es zu merken, hatte er die einsamen Momente gefüllt, die Michelle bisweilen hatte, seitdem Anna all ihre Zeit den Mädchen widmete. Die Sonntagnachmittage. Ein gelegentlicher Spaziergang mit dem Hund am Samstag. Keiner von ihnen beiden übertrieb es, doch die gemeinsame Sorge um Tarvish hatte Michelle und Rory wie Ebbe und Flut in das Leben des jeweils anderen eingebracht. Jeder Besuch förderte hier und da ein persönliches Detail zutage, fast wie durch Zufall. Esther hatte stets darauf bestanden, ihm sein Horoskop vorzulesen, was er, genau wie Michelle, hasste. Er hatte den Namen Zachary nicht ausgesucht. Sie beide mochten Haferbrei, der mit Wasser zubereitet war.
    Es klopfte an der Haustür, und sogleich wusste Michelle, dass er es war. Rory war immer pünktlich, wenn es um Tarvish ging. Michelle schob ihren Stuhl vom Tisch zurück und brachte ihr Haar ein wenig durcheinander, damit es so aussah, als sei sie gerade erst nach einem spannenden Tag zur Tür hereingekommen.
    »Hey!«, rief er, als sie die Tür öffnete. Tarvish stand neben ihm und wackelte mit dem Schwanz. Rory hatte verschiedene Sonntagszeitungen unter den Arm geklemmt, obwohl es bereits sechs Uhr abends war.
    Michelle ließ die beiden herein. Tarvish trottete sofort in den Flur und schnupperte, als missbillige er den gründlichen Hausputz, den sie erledigt hatte, um den Nachmittag zu überbrücken. »Eine Tasse Tee?«
    »Wenn Sie nicht gerade auf dem Sprung sind?«
    »Wenn Sie nicht irgendwohin müssen?«
    Rory tat, als müsse er kurz nachdenken. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Dann setze ich schnell den Teekessel auf.«
    Michelle konnte genau sagen, wann Rory zum ersten Mal mit seinen Sonntagszeitungen vorbeigekommen war – er hatte sie damals gefragt, ob er die Zeitungen bei ihr lesen dürfe, »weil er nicht in seine Wohnung gehen konnte, da die High Street eine neue Straßendecke verpasst bekam«, und ihr war keine höfliche Art eingefallen, Nein zu sagen. Allerdings konnte sich Michelle nicht daran erinnern, wann es zu einem festen Bestandteil ihrer Wochenendroutine geworden war. In den letzten Wochen hatte Rory die Zeitungen jedes Mal dabeigehabt, wenn er Tarvish vorbeibrachte. Eine Stunde lang

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