Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
knapp.
Das Gefühl, gerade ein Déjà-vu zu erleben, war nicht gerade angenehm. Diesen Satz hatte er zum letzten Mal am Beginn eines neuen Jahres gesagt, an dem ihnen alle Möglichkeiten offengestanden hatten. Dagegen fühlte es sich jetzt so an, als habe sich alles umgekehrt. Na ja, zumindest für sie. Nicht für alle anderen.
»Sarah schien traurig zu sein, dass sich die Mädchen nicht von ihr verabschieden wollten«, fuhr Phil fort. »Aber sonderlich überraschend war es auch nicht, nehme ich an.«
»Sonntagabends haben die drei viel zu tun.« Normalerweise wäre Anna um diese Zeit zu Hause geblieben, um ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen und mit der Bügelwäsche voranzukommen, doch irgendwie war ihr nicht danach gewesen. Warum sollte sie die Superstiefmutter spielen, wenn die Supermutter doch gerade das Haus verlassen hatte? Bereits jetzt fühlte es sich zu sehr wie ein Wettbewerb an, den sie nur verlieren konnte.
»Ich weiß.«
Schweigen. Die Kilometer flogen vorbei.
»Tut mir leid, Anna«, entschuldigte sich Phil.
»Was tut dir leid?«
»Das ganze Wochenende. Ich weiß, dass das nicht einfach für dich war. Der ganze Streit.«
»Der Streit hat mir nichts ausgemacht.« Anna biss sich auf die Lippe. »Schwerer war für mich, dich und Sarah in unserem Haus als Eltern zu erleben. Als sei ich überhaupt nicht da.«
Phil wischte sich mit der Hand über das Gesicht. »So war es doch gar nicht. Sarah hat sich wirklich Mühe gegeben, dir nicht auf die Füße zu treten. Lily hat sie gebeten, ihr die Gutenachtgeschichte vorzulesen. Sarah hätte abgelehnt, wenn du sie darum gebeten hättest.«
»Davon rede ich gar nicht.« Doch genau das war der Punkt. Ihr war klar, wie bockig sie klang, und sie wusste ebenso, dass es hauptsächlich an ihrer Enttäuschung lag, nun doch nicht schwanger zu sein. Aber es hatte keinen Sinn, das Phil zu erklären. Er wollte es einfach nicht verstehen.
Wieder Schweigen. Weitere Kilometer.
»Ist eigentlich zwischen Becca und, ähm …, Jake alles in Ordnung?«, fragte er dann.
»Josh. Und nein, sie haben sich getrennt.«
»Ach? Wann denn? Sie hat mir gar nichts davon erzählt. Na ja, vielleicht ist das aber auch nichts, was man unbedingt mit seinem Vater bespricht.«
Anna empfand einen Hauch von Triumph, dass sie etwas so Persönliches wusste, das viel Vertrauen voraussetzte.
»Ich nehme mal an, dass damit die Phase der unangemessenen Freunde beginnt«, seufzte Phil und machte einen traurigen Eindruck. »Gibt es noch mehr, was ich nicht weiß?«
Anna überlegte kurz, alles für sich zu behalten, doch die Vernunft riet ihr, dass sich dies nur rächen würde. Sie würde Becca erklären, dass Phil explizit danach gefragt hatte, nicht, dass sie alles von sich aus ausgeplaudert hatte. »Sie geht mit Michelles Bruder, Owen.«
Phil starrte zu ihr hinüber. »Ich hab’ den Kerl bisher noch nicht kennengelernt. Ist er nett? Sollte ich mir Sorgen machen? Wie sehr gleicht er Michelle? Beängstigend?«
»Er ist … okay«, erwiderte Anna.
»Okay?« Besorgt sah er sie an. »Aber du hast die beiden im Blick?«
»Sie hat ein Recht auf Privatsphäre, Phil.«
»Nicht, bis der Keuschheitsgürtel da ist … Keine Sorge, das war ein Witz. Ich bin froh, dass sie mit dir über solche Dinge redet. Hat sie Sarah davon erzählt?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich.«
Wieder herrschte dieses Schweigen, wenn auch nicht so angespannt wie zuvor. Die Stimmung war fast sogar wieder entspannt – bis Phil auf die Hauptverkehrsstraße Longhamptons abbog und erneut das Wort ergriff. »Es tut mir wirklich leid, dass du dir vergeblich Hoffnungen gemacht hast.«
Zum ersten Mal ging er auf ihre tränenreiche Enttäuschung ein, und unweigerlich schnürte es Anna die Kehle zu. Sie wartete auf ein »Lass es uns noch einmal versuchen« von ihm, doch nichts dergleichen folgte.
»Vielleicht ist es besser so«, fuhr er stattdessen fort. »Der Zeitpunkt ist einfach nicht gut. Außerdem haben wir nie richtig darüber gesprochen, nicht wahr?«
Anna wirbelte zu ihm herum. Ihr fehlten die Worte. Wir? Wir?
Phil fasste dies als stillschweigende Zustimmung auf und tätschelte ihr das Knie. »Ich habe nachgedacht – warum buchst du uns nicht irgendwo, wo es nett ist, ein Wochenende für zwei, wenn Sarah im Sommer die Mädchen hat? Überzieh ruhig das Budget. Irgendetwas wie zweite Flitterwochen, viele Cocktails am Pool, keine Kinderrutschen in Sichtweite.«
»Also etwas für Erwachsene«, stellte sie sarkastisch
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