Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
die ganze Sache für sich behalten. Und es war ganz und gar nicht normal, dass sie etwas nicht erzählte, was sie so sehr belastete.
Was sie aber natürlich Becca nicht sagen konnte.
»Na ja«, korrigierte sie sich, »es ist natürlich kein Problem . Es ist nur, dass er ein wenig älter ist als du, offensichtlich, und Michelle weiß, wozu er in der Vergangenheit fähig war. Da machen wir beide uns natürlich Sorgen, dass …«
»Ich will einfach nicht, dass das einen Einfluss auf eure Freundschaft hat«, unterbrach Becca sie. »Das ist eine Sache zwischen Owen und mir. Mir ist durchaus aufgefallen, wie angespannt du bist, wenn er mit mir im Laden ist. Außerdem war Michelle schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr bei uns zum Essen.«
»Das liegt nur daran, dass wir so viel zu tun haben.«
»Wann seid ihr das letzte Mal zusammen mit Pongo Gassi gegangen? Früher habt ihr das andauernd gemacht.« Becca meinte es wirklich ernst. »Wie jemand als der kleine Bruder oder als Stieftochter so ist – das ist doch komplett anders, als wenn man mit jemandem zusammen ist. Wenn du dir also Sorgen um mich machst und Michelle um ihn besorgt ist – dann lasst das.« Sie runzelte die Stirn, als sei sie nicht sicher, ob sie sich klar ausgedrückt hatte. »Es ist nicht so, wie ihr denkt.«
»Ich habe das Recht, mich um dich zu sorgen«, entgegnete Anna. »Wenn Michelle ein Problem damit hat, dass ich mir Sorgen mache, dann ist das ihre Sache. Ich würde mir richtig Sorgen machen, wenn du mit …« Sie zermarterte sich das Hirn auf der Suche nach dem Namen eines harmlosen jungen Mannes, stellte dann aber fest, dass sie keinen solchen kannte. »Wenn du mit Justin Bieber gehen würdest.«
»Oh.« Becca beugte sich vor und drückte Annas Hand. Anna wusste nicht, ob sie dies echtem Mitgefühl oder der hoffnungslos falschen Starwahl zu verdanken hatte. »Das ist wirklich nicht nötig. Ich weiß, dass Owen ein wenig älter ist als ich, aber wir beide sind auf einer Wellenlänge. Ich habe das Gefühl, als würde ich ihn schon ewig kennen.«
»Wann willst du ihn denn mal zum Abendessen einladen, damit wir alle ihn kennenlernen können?«, fragte Anna, ohne weiter darauf einzugehen, dass sie Phil längst davon erzählt hatte.
»Bald. Er geht mit mir zum Abschlussball.«
»Zum Abschlussball«, wiederholte Anna. »Sind wir jetzt alle in Amerika?«
Becca sah auf. Die dunklen Ringe waren immer noch da, doch ihre Augen waren nun von einer strahlenden Aufregung erfüllt, die Annas Herz vor Sehnsucht schmerzen ließ. Sie konnte sich noch an jenen verwirrenden ersten Rausch der Liebe erinnern, so umfassend und feurig, als hätte noch nie zuvor jemand so etwas empfunden, als schaue man in den ultimativen Pool der Gefühlsoffenbarung hinunter. Aber sie erinnerte sich auch daran, wie töricht dies einen reagieren ließ.
»Er ist wunderbar, Anna. Er ist … als hätte ich meinen Traummann beschrieben, und schwups, da ist er.«
Anna sah dabei zu, wie Becca ihre Milch trank, und redete sich gleichzeitig ein, dass alles gut werden würde. Phil alles zu erzählen war vernünftig gewesen. Dabei hatte sie nicht Beccas Vertrauen missbraucht – sie hatte lediglich die Tatsache erwähnt, dass die beiden zusammen waren. Weder hatte Anna Phil von Beccas Gesichtsausdruck erzählt noch von den Dingen, die sie über Owen erzählt hatte – auch nicht von der Website, die im Grunde ein einziger großer Liebesbrief der beiden aneinander war. Das alles hatte sie für sich behalten. Im Gegenzug für dieses Vertrauen behielt sie die Sache im Auge. Sie war der Puffer zwischen dem Kind und den Eltern, der es Becca erlaubte, erwachsen zu werden.
Unter dem Tisch wälzte sich Pongo auf die andere Seite und legte seinen Kopf auf Annas Fuß.
Es war tatsächlich eine Ewigkeit her, seit sie und Michelle zum letzten Mal zusammen mit ihm im Park spazieren gegangen waren, merkte sie plötzlich. Das sollte ich wirklich wiedergutmachen. Sobald ich dazu ein wenig Zeit finde.
Am anderen Ende der Stadt lud Michelle gerade Kisten aus ihrem Kofferraum aus und geriet dabei leicht ins Schwitzen, während Tarvish ihr dabei zuschaute. Sein Schwanz wedelte dabei über die Treppenstufen, und sein Kopf war interessiert zur Seite geneigt.
Dies waren keine Bücher für den Laden, aber sie fragte sich, ob sie es vielleicht noch werden könnten, wenn sie sie erst einmal durchgeschaut hatte. Sie selbst würde die Romane definitiv nicht noch einmal lesen wollen; die Bücher hatten einst zu
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