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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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oder fünf Krisenpläne in der Schublade. Alle wasserdicht. Als Anwalt sollten Sie das eigentlich wissen.«
    Rory starrte sie an und sah dabei aus, als müsse er erst abwägen, ob er etwas sagen wollte oder nicht. Dann entschied er sich. »Wann also?«
    »Wann was?«
    »Wann wollen Sie Anna beichten, dass Sie ihren Buchladen schließen werden?«
    »Ich dachte, es sei mein Buchladen?«
    »Dann eben Ihren Buchladen. Unseren Buchladen. Und ich spreche hier im Namen der gesamten Leserschaft von Longhampton.«
    »Versuchen Sie erst gar nicht, mir Schuldgefühle einzureden.« Michelle weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen. »Ich behalte die Verkaufszahlen streng im Blick. Wenn sie unter ein gewisses Level sinken, bleibt mir keine andere Wahl, als den Stecker zu ziehen. Ich habe mir vorgenommen, im Herbst ein paar Artikel wie zum Beispiel die Bettdecken ins Sortiment einzuführen, vielleicht ziehen dadurch die Verkaufszahlen noch einmal an. Aber unter uns gesagt: Ich wäre schon sehr verwundert, wenn der Laden das gesamte Jahr überstehen würde. Mehr habe ich damals auch nicht zugestimmt.«
    »Fein.« Rory schob seinen Stuhl zurück. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich dann jetzt die Zeitung lese?«
    Damit war das Thema eindeutig beendet.
    »Fein«, erwiderte Michelle ebenso einsilbig. »Dann räume ich jetzt das Teegeschirr ab.«
    Rory machte es sich in dem großen Sessel bequem, während sich Michelle, die Knie fest aneinandergepresst, auf dem Sofa niederließ und die Beilagen durchblätterte, ohne dabei jedoch allzu viel aufzunehmen. Ab und an las Rory einen Artikel laut vor, und sie antwortete darauf mit einem missmutigen Grunzen. Nach ein paar Minuten jedoch wurde sie von Müdigkeit übermannt, und sie schwang die Beine aufs Sofa.
    »Ich schlafe nicht«, erklärte sie, »ich mache nur mal kurz die Augen zu. Lassen Sie Tarvish ja nicht aufs Sofa, ich merke das sofort.«
    »Kein Problem.«
    Michelle ließ ihren Kopf auf das federweiche Kissen sinken und merkte, wie sich ihr Körper entspannte. Swan’s Row war auf eine gewisse Art und Weise so friedlich, wie es kein anderes Haus je zuvor gewesen war. Hier gab es keine Martinshörner, keinen Autolärm, nur ein entferntes Vogelgezwitscher und das Brummen der Spülmaschine waren zu hören. Und das gelegentliche Umblättern von Rory.
    »Ha ha ha!«, rief er plötzlich. »Hören Sie sich das bloß mal an! Das ist eine Restaurantkritik von einem Lokal in Islington. ›Wir haben so lange dem Kellner zugehört, wie er den organischen Lebenskreislauf dessen beschrieb, was sich auf unseren Tellern befand, dass sich das Lamm zu einem Hammel entwickelt hatte, bevor ich mit der Gabel hineinstechen durfte.‹«
    »Das ist ziemlich gut«, murmelte sie und kämpfte gegen ihre Müdigkeit an.
    Rory las weiter vor, doch Michelle war es zu lästig, ihm zu sagen, damit doch aufzuhören. Außerdem war es überraschenderweise irgendwie beruhigend, dabei zuzuhören, wie sich seine Stimme hob und wieder senkte. Schottische Akzente wirkten ziemlich einschläfernd, dachte sie noch, während Bilder in ihrem Kopf entstanden und wieder zerfielen und draußen im Garten ein Vögelchen zwitscherte.
    Als Michelle wieder wach wurde, war es draußen dunkel, und irgendwer schnarchte. Außerdem hatte jemand einen Chenilleüberwurf über ihr ausgebreitet.
    »Wie spät ist es? Rory?« Schnell setzte sie sich auf und schob den Überwurf beiseite.
    Rory war fort und hatte nur eine Spur von Zeitungen, eine halb verdrückte Kekspackung aus der Küche, bei der er sich offensichtlich selbst bedient hatte, sowie die Abdrücke im Sessel hinterlassen, wo er die Kissen nicht wieder neu aufgeschüttelt hatte. Dagegen hatte er jedoch die Vorhänge zugezogen und einen Überwurf über ihr ausgebreitet, der zuvor sorgfältig über einem Stuhl gehangen hatte.
    Michelle rümpfte die Nase. Der Überwurf war ziemlich kratzig, was sie vorher nie bemerkt hatte. Außerdem war Tarvish aufs Sofa geklettert und schnarchte triumphierend neben ihr.
    »Warum fällt Männern ein solches Chaos eigentlich nie auf?«, fragte sie laut. Doch sie konnte das beunruhigende Gefühl nicht abschütteln, dass trotz des Chaos irgendetwas den Raum verlassen hatte. Eine schmerzliche Sekunde lang wünschte sie, es wäre nicht so.
    Sie schaltete das sanfte Licht der Tischlampe an und begann aufzuräumen.
    »Du bist so still«, stellte Phil fest, als sie auf dem Heimweg vom Flughafen auf die Autobahn fuhren.
    »Hab viel nachzudenken«, erwiderte Anna

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