Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
vierundzwanzigjährige Männer so sind.«
Michelle fühlte sich hin- und hergerissen. »Ich habe ihm eingetrichtert, dass Becca etwas Besonderes ist und dass er ihr Respekt entgegenbringen muss. Ansonsten bekommt er es mit Phil und dir zu tun. Ganz abgesehen von mir.«
» Und Sarah. Das ist gerade nicht leicht, weder für Becca noch für die anderen beiden. Ich will einfach nicht, dass …« Anna schien sich ein wenig zu genieren, war aber auf eine gluckenhafte Weise fest entschlossen, was Michelle unter anderen Umständen beeindruckend gefunden hätte. Jetzt tat ihr dieses Verhalten allerdings in der Seele weh. »Ich will einfach nicht, dass sie meint, Liebe und Zuneigung irgendwo anders suchen zu müssen. Im Augenblick bin ich stocksauer auf Phil, aber was die Mädchen anbelangt, tue ich alles, damit es zu Hause ruhig bleibt und alles störungsfrei abläuft. Becca soll die Abschlussnoten bekommen, die sie verdient.«
»Glaub mir, Anna: Wenn hier einer weiß, wie leicht man sich sein Abitur versauen kann, dann ich«, erwiderte Michelle angespannt.
»Sie wird ihr Abitur nicht versauen«, erwiderte Anna. »Ich finde nur, du könntest mal mit Owen reden. Um sicher zu sein, dass auch er das kapiert hat. War er auf der Uni?«
Michelle hob abwehrend die Hände. »In Ordnung. Ich werde einfach öfter bei ihm in der Wohnung hereinplatzen«, entgegnete sie. »Ich kann dir auch gern die Schlüssel geben, wenn du möchtest. Dann kannst du den beiden ein paar Überraschungsbesuche abstatten, um Bücher für das Sortiment zu holen. Vielleicht könntest du auch einfach mal zur Kontrolle anrufen, wenn die beiden möglicherweise im Bett liegen? Soll ich versuchen, dir einen Zeitplan zu besorgen? Die ganze Angelegenheit um Sarah hat den beiden vielleicht vor Augen geführt, wie schnell man ein Baby bekommen kann und was für eine Scheißsituation das ist. Ganz ehrlich: Ich kann mir nichts vorstellen, was mich eher von zügellosem Sex mit meinem Freund abhalten würde als die Vorstellung, wie meine vierzig Jahre alte Mutter es gerade tut.«
In Annas Miene spiegelte sich erst Entsetzen wider, dann Erschöpfung. »Gut. Hoffentlich.«
»Wenn er sie mit zu sich nimmt, dann zwingt ihn das wenigstens zum Aufräumen. Noch keins seiner Zimmer war je so sauber und ordentlich wie die Wohnung jetzt dort oben.«
»Becca ist ein vernünftiges Kind«, erklärte Anna, als müsse sie sich selbst damit beruhigen. »Außerdem geht man heutzutage mit solchen Dingen viel … normaler um als wir damals. Vielleicht ist Reden der neue Sex. Vielleicht unterhalten sie sich nur leidenschaftlich über die EU.«
»Auf die vernünftigen Mädchen muss man am meisten achtgeben.«
Das war Michelle so herausgerutscht, und Anna sah sie fragend an. »Und das soll heißen …?«
»Das soll heißen …« Normalerweise hätte sie es dabei belassen, doch Becca zuliebe fuhr sie fort. »Immer vernünftig zu sein wird auf Dauer langweilig. Ich werde trotzdem noch einmal mit Owen sprechen und ihm klipp und klar sagen, dass Phil Rugbyspieler war.« Sie schnappte sich ihre Tasche. »Hör zu, lass mich wissen, wenn ich was tun kann – also für Becca. Ich würde ihr gerne einen kleinen Bonus auszahlen für all die zusätzliche Arbeit, die sie mit der Website hatte.«
»Da gibt es tatsächlich etwas«, antwortete Anna. »Ende Juni steht ihr Abschlussball an, und da habe ich mich gefragt, ob du vielleicht irgendwelche Kontakte in die Welt der Limousinen hast? Phil weigert sich nämlich, ihr eine Limo zu mieten. Er sagt, er will nicht, dass es aussieht, als würde sie in einer Reality-Show mitspielen.«
»Überlass das ruhig mir«, erwiderte Michelle und war erleichtert, dass die Sache so leicht war.
»Danke.« Anna legte die Hand auf ihren Arm.
Michelle wurde von einer bittersüßen Wärme erfüllt. Dass sie diesen Augenblick als so schön empfand, nur sie und Anna, in ihrem Buchladen, zeigte gleichzeitig, wie selten diese Momente in letzter Zeit geworden waren.
Anna hoffte auf einen Wetterumschwung, damit das Pauken für Chloe und Becca nicht so anstrengend war, doch es wurde immer heißer. Das permanente Gebrumme der Ventilatoren änderte auch nichts mehr an der schlechten Stimmung im Hause McQueen. Sarahs Ankündigung, Jeff im Sommer in Las Vegas zu heiraten, und zwar mit den Mädchen als Brautjungfern, hatte dazu geführt, dass es zu Hause brodelte wie in einem Vulkan.
»Das kann sie vergessen! Sie glaubt ja wohl nicht ernsthaft, ich würde mich da als
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