Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Butterfield nur helfen, um meine Geschäfte anzukurbeln. Zudem sind Sie fest davon überzeugt, dass ich mich nicht richtig um Tarvish kümmere …«
»Das stimmt nicht.«
Argwöhnisch zog er eine Augenbraue hoch. »Doch, das stimmt. Jedenfalls will ich es Ihnen nicht erzählen, weil ich auf Klatsch und Tratsch stehe oder Ihr Mitgefühl will. Sondern weil es anders ist, als Sie denken. Ich kann schon verstehen, warum Sie davon überzeugt sind, ich hätte mich mies verhalten – aber ob Sie es glauben oder nicht, das habe ich nicht getan. Wenn ich mit meiner Geschichte fertig bin und Sie mich immer noch für einen Mistkerl halten, dann meinetwegen, aber ich möchte das gern ein für alle Mal klären.«
Michelle zuckte mit den Schultern. Diese stille Zurückgezogenheit war etwas, was sie an Rory sehr schätzte. Dies hier würde nun alles verändern, nur war sie sich nicht sicher, inwiefern. »Dann legen Sie mal los, wenn es Ihnen dann besser geht.«
Rory stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf, presste die Fingerspitzen aneinander und sah ihr in die Augen. »Esther Wiseman war meine erste Freundin. Sie arbeitete als Sekretärin im Amtsgericht – wir haben uns dort kennengelernt, als ich wegen eines bewaffneten Überfalls und Brandstiftung verknackt wurde. Nein, natürlich nicht«, fuhr er fort, als Michelles Kopf überrascht in die Höhe fuhr. »Ich habe sie an einem ziemlich tristen Tag kennengelernt, als ich als Referendar jene Leute strafrechtlich verfolgt habe, die sich vor den GEZ-Gebühren drücken wollten. Wir haben uns dann nicht weit von hier ein Haus gekauft, in der Milton Road.«
»Im Dichterviertel«, stellte Michelle fest. »Sehr hübsch.«
»Tatsächlich?« Rory sah aus, als wüsste er nicht recht, worauf sie hinauswollte, fuhr dann allerdings wieder fort. »Jedenfalls waren wir schon eine Weile zusammen, als Esther plötzlich davon sprach, heiraten und eine Familie gründen zu wollen – nicht zwangsläufig auch in dieser Reihenfolge –, wozu ich aber noch nicht bereit war. Ich habe mir Sorgen ums Geld gemacht und wollte erst meine Beförderung abwarten, ein größeres Haus kaufen, all diese Dinge eben. Das war das Gleiche mit dem Hund. Sie wollte einen Hund, ich war unentschlossen, darum haben wir uns ehrenamtlich im Tierheim engagiert, was Sie so unheimlich finden. Es war ein Kompromiss. Lange Rede, kurzer Sinn: Esther war es leid, noch länger zu warten, und begann eine Affäre mit einem Freund von uns aus dem Pub-Quiz-Team. Er hieß Adam, ein netter Kerl, ich habe ihn wirklich gemocht – und dann wurde sie schwanger.«
»Oh«, entfuhr es Michelle überrascht. Die Geschichte entwickelte sich doch anders, als sie erwartet hatte. Sie hätte eher darauf getippt, dass Rory beim Fremdgehen erwischt worden war – obwohl: Je besser sie ihn kennengelernt hatte, desto unwahrscheinlicher erschien es ihr nun.
»Da Esther schon siebenunddreißig war, beschloss sie, das Baby zu bekommen, aber sie wusste nicht, ob nun Adam der Vater war oder ich. Das entpuppte sich als ziemliches Problem, deswegen habe ich ihr gesagt, dass ich gern das Haus verkaufen würde, und bin in die Wohnung über der Buchhandlung gezogen.« Er rieb sich das Kinn. »Darauf bin ich nicht sonderlich stolz, aber … Sie können sich sicherlich vorstellen, dass auf beiden Seiten alles ein wenig turbulent zuging.«
»Wie lange waren Sie beide denn schon zusammen, als das passiert ist?«
Rory nestelte an seiner Teetasse herum. »Ähm, neun Jahre.«
»Neun Jahre?« Michelle sah ihn mit großen Augen an. »Sie haben neun Jahre lang mit dieser Frau zusammengelebt und waren sich nicht sicher, ob Sie sie heiraten wollten oder nicht?«
»Es hat sie niemand gezwungen , eine Affäre anzufangen«, hob er hervor.
»Ich behaupte ja gar nicht, dass Sie beide alles richtig gemacht haben. Aber neun Jahre … «
Rory tat, als schlage er mit dem Hammer des Richters zu. »Beide schuldig im Sinne der Anklage. Wumms! Ist das Ihr letztes Wort?«
Michelle ignorierte diese Bemerkung. »Und? Wessen Kind ist Zachary nun? Wer ist der Vater?«
»Na ja, Esther war sich ziemlich sicher, dass es Adams Kind war, und befand sich in einer Beziehung mit ihm, als Zachary zur Welt kam. Lange Zeit wollte sie keinen Vaterschaftstest machen lassen. Aber Anfang des Jahres haben wir nun endlich erfahren, dass er mein Sohn ist. Darum die Besuche. Seitdem er auf der Welt ist, habe ich ihn dreimal gesehen. Er ist ein süßer Junge, wie kleine Kinder eben so sind.
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