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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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ohnehin mit dir reden.«
    »Ich weiß, ich habe auch mit dir noch etwas zu besprechen«, erwiderte Michelle, doch Anna hatte solange mit ihren Vorschlägen für den Herbst gewartet, dass sie jetzt alles loswerden wollte, bevor Michelle ihr die Gelegenheit dazu nahm. Während ihrer fluchtartigen Gassigänge mit Pongo hatte sie sich alles zurechtgelegt.
    »Wenn du diese Decken hier wieder nach nebenan bringst und damit die besten Verkaufstische freiräumst«, fuhr sie daher schnell fort, »könnten wir einen tollen Pony-Tisch aufbauen. Jeder liebt es, im Herbst Ponybücher zu lesen! Rachel hat mich heute sogar gefragt, ob wir die Pullein-ThompsonEcke mit dem Ponyclub und dem Pferdehof Zum schwarzen Pony wieder aufstocken könnten …«
    Michelle wickelte sich das rosafarbene Satinband um den Finger, jedoch eine Spur zu fest.
    »Was ist denn?«, fragte Anna. Das einzig Gute an den Ereignissen, die sich kürzlich zugetragen hatten, war die Tatsache, dass sie jegliche Angst vor schlechten Nachrichten verloren hatte. Denn schlimmer konnte es kaum noch kommen, oder? »Sag schon!«
    »Mit den Büchern machen wir kaum noch Umsatz. Dieses Thema hatten wir schon einmal. Ich habe versucht, die Verluste auszugleichen, doch das wird auf Dauer nicht funktionieren, zumindest nicht ohne drastische Veränderungen. Ich will ehrlich sein: So kann es nicht weitergehen. Bald muss ich eine Entscheidung treffen.«
    »Welche Entscheidung? Was willst du damit sagen?«
    »Ich habe vor, in den nächsten Wochen noch mehr Decken und Bettwäsche hier herüberzubringen.«
    »Wie viel denn? Und wo willst du das unterbringen?« Annas Blick irrte durch den Laden und blieb an allen Tischen und Regalen hängen, die sie nicht hergeben konnte – die bunte Kinderabteilung, die leicht zerfledderten grünen Penguin-Ausgaben in der Krimiecke oder die schwärmerischen Liebesromane aus den Fünfzigerjahren mit den weißen langen Handschuhen und Zigarettenhaltern auf den Covern, die aus einer Wohnungsauflösung stammten. Die walisische Anrichte, auf der sich die Kaffeemaschine und die Tassen befanden. Das Schaukelpferd.
    All das liebte Anna heiß und innig. Das war doch die ganze Zeit das Ziel gewesen! Der Buchladen war endlich wieder gemütlich und voller Leben, und am liebsten hätte sie schützend ihre Arme um all das gelegt. Dies war das Herzstück all dessen, woran sie glaubte – die Happy Ends, die Kinder mit den gebrochenen Herzen, die durch die Liebe wieder zurück ins Leben geholt wurden. An all das hatte sie ihre Hoffnung geknüpft. Wenn das alles plötzlich verschwinden würde, wie sollte sie dann trotz allem noch an ihre eigenen Träume von einer Familie glauben?
    »Ich kann nicht fassen, dass du alles ändern willst!«, platzte es aus ihr hervor. »Es ist doch perfekt, wie es ist! Alle Kunden lieben den Laden – und du weißt, wie viele Stammkunden wir mittlerweile haben.«
    Michelle seufzte. »Mir ist klar, wie sehr dir der Laden am Herzen liegt. Mir ebenfalls. Aber bei einem Unternehmen geht es nicht darum, für sich selbst etwas zu schaffen; sondern den Leuten etwas zu bieten, was sie kaufen wollen. Darum ist Cyril auch bankrott gegangen. «
    »Das sagt gerade die Richtige! In deinem Laden sieht es doch genau wie bei dir zu Hause aus!«
    »Ist das etwa nicht der Buchladen, wie du ihn dir erträumt hast?«, hielt Michelle dagegen. »Ich habe hier den ultimativen Bücherpalast gebaut, wie ich nebenan das ultimative Wohnzimmer geschaffen habe. Aber man muss der Wahrheit ins Auge sehen, Anna – dies hier ist kein süßer Bücherladen, der zaubern kann. Im Keller steht keine große Truhe mit Golddukaten, wir haben hier keine unfassbar wertvollen Erstausgaben auf Lager. Das hier ist ein wirtschaftliches Unternehmen!«
    »Warum reagierst du plötzlich so hart und streng?«, wollte Anna wissen. Sie war erschrocken darüber, wie Michelle über den Traum redete, den sie beide einst zusammen geschaffen hatten. »Und warum ausgerechnet jetzt?«
    Michelle seufzte, als läge die Antwort auf der Hand und als wäre es darum zu nervig, alles explizit zu erklären – was Anna noch mehr aufbrachte. »Weil es bestimmte Vorlaufzeiten für die Weihnachtsbestellungen gibt. Das hat nichts damit zu tun, wie gut du deine Arbeit machst. In den letzten drei Monaten hast du mehr Bücher verkauft als Cyril in einem ganzen Jahr. Aber das reicht eben nicht. Es liegt an der Entwicklung, die die gesamte Buchbranche gerade durchmacht. Größere und schönere Buchläden als

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