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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Gründe durchkauen, warum Becca angeblich einen großen Fehler macht, wenn sie das Baby behält? Nein danke.«
    »Er wird schon wieder zu sich kommen, wenn er es erst einmal eingesehen hat.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Anna. »Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, bleibt er in der Regel auch dabei.«
    Michelle begann, die großen Decken auf einem der Verkaufstische neu zusammenzufalten. »Wie lange will Sarah bleiben? Und wann genau ist sie ausgezählt?«
    »Das Baby kommt Ende November. Ihr Bauch ist riesig groß. Ich denke, das war ein besserer Weckruf für Becca als die erste Kontrolluntersuchung beim Gynäkologen.«
    Einer der Gründe, warum Anna nicht nach Hause gehen konnte, war die Tatsache, dass sie den Anblick von Sarahs enormem Bauch nicht mehr ertrug. Andauernd streichelte sie diesen, strich ihre engen Umstandskleider glatt, redete mit dem Baby in ihrem Bauch und bestand sogar darauf, dass sich auch die Mädchen mit ihrem Geschwisterchen unterhielten. Anna versuchte, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen, indem sie sich einredete, die drei könnten sich so immerhin an die baldige Ankunft eines neuen Geschwisterkindes gewöhnen – insbesondere Lily schien das ganze Theater zu faszinieren, denn sie hatte plötzlich beschlossen, dass auch Mrs. Piggle schwanger war. Der Vater dieses Kindes wurde allerdings noch gesucht. Aber auch das fühlte sich wie eine weitere Episode an, zu der Anna gute Miene machen musste. Die Belastung wurde allmählich unerträglich.
    »Du Arme«, seufzte Michelle, als sie Annas Gesichtsausdruck sah.
    »Es kommt mir vor, als hätte ich die Dolly-Müttergruppe in meiner eigenen Küche versammelt – mit dem einzigen Unterschied, dass ich mich hier der Gruppe nicht anschließen kann und so tun muss, als sei alles in bester Ordnung«, erklärte Anna. Michelle war der einzige Mensch, dem sie so etwas erzählen konnte. »Sarah veranstaltet einen Riesenzirkus rund um Beccas Babybauch und will ihr superwirksame Kakaobutter gegen Schwangerschaftsstreifen schicken. Sie reden nur noch über die Geburt und wie sie Lily und Chloe einbinden wollen, damit diese sich nicht ausgeschlossen fühlen. Das ist alles wirklich toll, doch Phil hat sich in seine Gartenhütte zurückgezogen, und ich …« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich bereite nur noch das Essen zu und nicke eine Menge.«
    »Und du nimmst Beccas Leben für sie in den Griff«, hob Michelle hervor. »Du erledigst all diesen langweiligen Papierkram für sie, damit sie eine sorglose Studentenmami sein kann.«
    Anna hatte Becca dabei geholfen, sich in Cambridge erst einmal beurlauben zu lassen und einen Antrag auf Kinderbetreuung an der Uni zu stellen. So konnte das Mädchen optimistisch in die Zukunft schauen und musste nicht gleich in Panik ausbrechen bei dem Gedanken daran, was ihr noch alles bevorstand. Anna wollte es nicht zeigen, aber diese Planungen wirkten genauso beruhigend auf sie selbst – ein Handlauf entlang einer Gebirgsstraße, von der aus sie sich nicht traute, in die Tiefe zu schauen.
    »Na ja, warst du nicht diejenige, die mir immer wieder erzählt hat, wie beruhigend so eine To-do-Liste ist?« Mühsam setzte Anna ein Lächeln auf. Michelle erwiderte traurig dieses Lächeln.
    »Morgen fliegt sie wieder nach Amerika«, fuhr Anna fort. »Laut des Attests ihres Arztes darf sie nur noch in den nächsten achtundvierzig Stunden fliegen, ihr bleibt also nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich werde zur Feier einen Kuchen besorgen. Das hast du dir verdient.«
    Schöne Augenblicke wie diesen gab es zwischen ihnen leider nicht mehr oft, dachte Anna betrübt. Sie beide waren zu sehr mit Dingen beschäftigt, die sie nicht miteinander teilen wollten: Sie selbst mit ihrem Kinderwunsch, von dem sie wusste, dass Michelle dafür kein Verständnis hatte, und Michelle mit ihrer Scheidung, über die sie aber kein Wort mehr verloren hatte. Auch hatte Anna Michelle nichts von den Ultraschallergebnissen oder der Hebamme erzählt, mit der Becca sich getroffen hatte. Denn Anna fand, dass Owen ihr diese Dinge selbst sagen sollte, außerdem hatte sie das Gefühl, dass auch Michelle ihr längst nicht alles erzählte, was den Laden betraf. Auch zu den Bestellungen für die große Weihnachtsaktion hatte sie sich nicht geäußert, und die Website des Buchladens war seit Wochen schon nicht mehr auf den neusten Stand gebracht worden, obwohl Anna darüber regelmäßig Bestellungen erhielt, die sich auf den etwas spezielleren Bereich der

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