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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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durchzusetzen, das im Hauptverkaufsraum arbeitete. Obwohl es gerade erst neun Uhr war, schliffen, sandstrahlten und bearbeiteten seine Leute die Wände zum Klang von Deep Purple. Anna hatte zwar keine Ahnung, was die Arbeiter dort taten, doch Michelle besaß – in mehrfacher Ausführung – eine Auflistung sämtlicher notwendiger Arbeiten, sodass sie wahrscheinlich sehr wohl den Überblick hatte.
    »Warum sortieren wir nicht neue und gebrauchte Bücher zusammen ein?«, schlug Anna vor. »Wir könnten sie zusammen im Hauptverkaufsraum präsentieren. Dadurch wirken sie mehr klassisch als gebraucht. Zudem hätten Schüler und Studenten so die Möglichkeit, eine günstigere Buchausgabe zu finden. Außerdem bevorzugen manche Leute ältere Ausgaben.«
    Michelle runzelte argwöhnisch die Stirn. »Tatsächlich?«
    »Ja! Diese Bücher haben einen ganz eigenen Charakter. Wie dieses hier, zum Beispiel.« Anna hob eine alte Penguin-Ausgabe von Lady Chatterleys Liebhaber auf, deren orangefarbenes Cover an den Ecken ganz zerfleddert war. »Sieh doch nur mal, wie weich die Seiten sind. Würdest du das nicht am liebsten lesen und dir dabei vorstellen, in einem Café in London zu sitzen? Ich liebe diese alten Bücher. Sie werden den Regalen das gewisse Extra verleihen.«
    Das »gewisse Extra« schien Michelle ein wenig zu besänftigen – denn es war eine ihrer Lieblingsformulierungen. »Okay. Du bist hier die Expertin. Ich will, dass man in diesem Laden … einfach im Vorbeigehen etwas kauft.« Sie hob die Hand und rieb bei der Suche nach einer geeigneten Beschreibung die Finger aneinander. »Ich will …«
    »Eine Entdeckungsreise. Ein Abenteuer. Magie. Ich weiß schon.« Anna lächelte. »Ich versteh schon, was du meinst. Ich habe deine Entwürfe für die Leuchtreklame des Ladens gesehen.«
    Michelle zog die Augenbrauen hoch und riss die Augen beinahe comichaft weit auf. »Gefallen sie dir?«
    Owen hatte Michelles Entwürfe zu einem hübschen Bild verwandelt, auf dem ein gefleckter Hund über einen Bücherstapel sprang; das Ganze war umrandet von einem Band, auf dem »Longhampton Books« stand.
    »Sehr«, lobte Anna. »Hunde und Bücher – was soll man da nicht lieben? Pongo gefällt es sogar noch besser. Aber dir ist schon klar, dass die Leute enttäuscht sein werden, dass es hier drinnen keinen Dalmatiner gibt?«
    »Falsch. Sie werden erleichtert sein.« Michelle grinste. »Owen, du könntest mal anfangen und den Kamin säubern.« Sie deutete in Richtung des Kamins. »Um zwei Uhr kommt der Schornsteinfeger und will ihn inspizieren.«
    Owen steckte sein Handy in die Gesäßtasche. »Zu Befehl, Miss! Soll ich den Kamin auch hinaufklettern, um den Schacht von innen sauber zu machen?«
    Schlank genug dafür wäre er ja, dachte Anna. Nur seine schweren Bikerboots könnten im Schacht hängen bleiben.
    Sie löste sich von dieser Vorstellung, weil Michelle schon eine weitere Salve von Befehlen auf sie abfeuerte.
    »Lorcan hat einen Schlüssel. Wenn du Mittagspause machst oder sonst irgendwo hinmusst, dann lass ihn einfach wissen, wann du wieder zurück sein wirst. Habe ich noch etwas vergessen? Ach ja: Bis morgen Abend sollen die Bodendielen abgeschliffen werden. Wir müssen also diese Bücherkisten hier noch wegräumen. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, wo wir sie solange lagern sollen.«
    »Gibt es wie nebenan vielleicht oben eine Wohnung? Könnten wir diese dazu benutzen?«
    »Ja, diese Wohnung gibt es, aber sie ist leider vermietet.« Michelle ließ sich auf eine der Kisten sinken. Seitdem sie dieses Projekt angefangen hatte, machte sie zum ersten Mal den Eindruck, als habe ihr jemand einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. »Es wäre viel einfacher gewesen, das ganze Haus zu mieten, was aber offenbar nicht in Frage kam. Aber daran arbeite ich noch.« Sie blätterte in ihrem Notizbuch, und Anna begann, sich Sorgen sowohl um den Anwalt als auch den Mieter oben zu machen, den sie bislang noch nicht kennengelernt hatten – was eigentlich ziemlich verwunderlich war, wenn man den Lärm bedachte, den die Handwerker verursachten.
    »Wir können solange aber meine Wohnung benutzen«, fuhr Michelle fort.
    »Ähm, nein, das können wir nicht«, entgegnete Owen. »Ich schlafe jetzt schon quasi auf Kisten, also besten Dank.«
    »Aber du hast ja schließlich nicht vor, dort für immer wohnen zu bleiben«, erwiderte Michelle. »Oder?«
    »Das kommt ganz darauf an, wie lange ich für dich noch den Handwerker spielen soll,

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