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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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langsam hervor. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz.
    Ballettschuhe.
    Wilbur und Charlotte.
    Schwein gehabt, Knirps!
    Hundertundein Dalmatiner.
    Alle zwölf Bücher, die sie Lily zu Weihnachten geschenkt hatte, waren dort versteckt. Sogar das Buch, das Lily offensichtlich sorgsam aus ihrem Handgepäck entfernt hatte, wie sie sonst die versteckten Erbsen aus dem Auflauf herauspulte. Zwar hatte sie die Bücher versteckt, um Annas Gefühle nicht zu verletzen, aber Lily hatte sie definitiv – weil unerwünscht – zurückgelassen.
    Anna sank auf ihre Fersen nieder und biss sich niedergeschmettert auf die Lippe. Wenigstens hatte Lily sich die Mühe gemacht, die Bücher unters Bett zu schieben. Wenigstens hatte sie sie nicht direkt neben dem Mülleimer liegen gelassen wie Chloe.
    Du enttäuschst sie, ertönte eine Stimme in ihrem Kopf. Die Mädchen wohnen schon seit einem halben Jahr hier, und du hast immer noch nicht die geringste Ahnung, was sie mögen.
    Alle lobten, wie gut sie mit ihnen zurechtkam, aber es war ein Unterschied, ob man es schaffte, die Mädchen rechtzeitig und in der richtigen Kleidung zur Schule zu fahren, oder ob es einem gelang, eine echte Beziehung zu ihnen aufzubauen. Anna hatte nie versucht, den dreien die Mutter zu ersetzen. Sie hatten bereits eine Mum, sogar eine sehr präsente Mum, die von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass Anna nicht benötigt wurde. Doch insgeheim hatte Anna schon gehofft, dass sie im Leben der Mädchen eine Rolle spielen würde. Die freundliche, warmherzige Rolle einer großen Schwester. Doch selbst diese Hoffnung schien wohl zu naiv gewesen zu sein.
    Ich will doch nur, dass man mich braucht, dachte Anna mit wehem Herzen. Oftmals, wenn die Mädchen wie Kletten an Phil hingen und er so tat, als nerve ihn diese welpenhafte Zuneigung, die er insgeheim aber doch sehr genoss, fühlte sich Anna vollkommen unsichtbar. Nützlich, aber unsichtbar in ihren eigenen vier Wänden.
    Sie schlug die erste Seite von Wilbur und Charlotte auf, und eine Woge der Wehmut schien sie zu übermannen. Ihr eigenes Baby würde es lieben, diese Bücher zu lesen, und so wie sie von Wäldern und verzauberten Seemöwen träumen. Ihr eigenes Baby würde es lieben, von ihr – und von seinen großen Schwestern – ins Bett gebracht zu werden, und dann würden sie alle gemeinsam im Halbdunkel wie eine richtige Familie dasitzen und Anna dabei zuhören, wie sich Geschichten um Riesenpfirsiche und fliegende Teppiche entsponnen.
    Und genau das wird passieren, dachte Anna mit einer plötzlichen Leidenschaft. In diesem Jahr. Das wird passieren.
    Unten schlug die Tür zu, und Phil schmiss sein Schlüsselbund auf das Tischchen im Flur. Danach hörte sie, wie seine Aktentasche auf den Boden prallte.
    »Anna? Anna?«
    Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Augen und hatte immer noch die Bücher in der Hand, als Phil die Treppe heraufgelaufen kam. Schnell blickte sich Anna um und stellte sie auf der Frisierkommode ab. Sie würde sich später überlegen, wo sie die Bücher verstauen wollte.
    »Hey!« Phil stand unvermittelt vor ihr, als sie gerade Lilys Zimmer verlassen wollte. Er breitete die Arme aus, um ihr einen Kuss zu geben, bevor ihm dann ihre Bestürzung auffiel, die sie mühsam zu verbergen versucht hatte. »Was ist los?«
    »Nichts. Ich habe nur …« Anna zermarterte sich das Hirn. »Ich habe nur gerade Mrs. Piggle gefunden, die mit dem Gesicht auf dem Boden lag. Und das ist in ihrem Fall eine äußerst schlechte Haltung für den Hals.«
    »Ich werde sofort Lily verständigen«, erklärte Phil todernst. »Sie muss wissen, dass du Mrs. Piggle im letzten Augenblick noch gerettet hast.«
    »Aber verrat ihr nichts davon, dass sie auf der Fetten Ente gelegen hat.« Anna schaffte es, schief zu lächeln. »Das könnte sonst noch in einer Prügelei enden.«
    Phil hielt sie an den Armen fest und musterte ihr Gesicht. »Hast du geweint, Liebling?«, fragte er sanft. »Deine Wimperntusche ist total verschmiert.«
    Er sah sie dabei so zärtlich an, dass die Worte nur so aus ihr hervorsprudelten.
    »Sie haben ihre Bücher hiergelassen«, jammerte sie. »Die Bücher, die ich ihnen zu Weihnachten geschenkt habe. Ich habe Lily eines in ihre Reisetasche gesteckt, doch sie hat es wieder ausgepackt.«
    »Welche Bücher? Ach, die … Anna, das darfst du nicht persönlich nehmen.« Phil zog sie an sich heran und strich ihr über das Haar, wie er Chloe nach einem theatralischen Zerwürfnis mit einer

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