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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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einreden würde. Das konnte er nämlich wirklich gut. »Kein Wunder, dass du mit diesen Beinen so viele Autos verkauft hast«, war einer von Harveys Lieblingssätzen gewesen. Davon, dass sie über alle Modelle bis ins kleinste Detail Bescheid wusste, war natürlich nie die Rede gewesen.
    »Ganz offensichtlich scheinst du nicht mal mit einem Laden zurechtzukommen, wenn du dir nicht einmal einen Tag freinehmen und zu uns kommen kannst«, entgegnete Carole. »Kannst du nicht so lange alles auf Eis legen, bis du deinem Dad das Unternehmenskonzept vorgestellt hast und …«
    »Nein, hör auf damit, Mum. Du befiehlst Owen schließlich auch nicht, erst bei euch zu Hause anzurufen, bevor er den Auftrag für eine neue Website annimmt.« Michelle schnappte sich ihren Anti-Stress-Ball. »Oder hat Ben dich etwa angerufen, bevor er Heather zum vierten Mal geschwängert hat? Das würde ich in der derzeitigen Wirtschaftslage als viel kritischer bewerten. Warum bin eigentlich nur ich diejenige, die alles absegnen lassen soll?«
    Sobald auch nur ein Enkelkind erwähnt wurde, rastete Carole jedes Mal beinahe aus.
    »Ich verbitte mir eine solche Reaktion, wenn ich nur eine durchaus begründete Sorge zur Sprache bringe«, fauchte sie. »Wenn du öfter heimkommen würdest, müssten wir solche Unterhaltungen nicht am Telefon führen. Und wenn dann mit diesem zweiten Laden alles schiefläuft, dann bist du auch wieder auf und davon, nehme ich an? Damit ein anderer den Scherbenhaufen beseitigen kann?«
    Pfeifend entwich die Luft aus Michelles Lungen, und sie hatte das Gefühl, dass ihre Haut unter der Kleidung zu schrumpfen schien. Ihr war klar, dass ihre Mutter nicht nur von Harvey sprach. Harvey war im Grunde das Endergebnis eines sehr viel früheren Problems – eines, über das noch viel weniger gesprochen wurde als über ihre gescheiterte Ehe, das aber stets im Hintergrund präsent war. Zwar außer Sichtweite, sodass nie darüber geredet wurde, gleichzeitig geriet es aber auch nie in Vergessenheit. Ein blecherner Geschmack bildete sich in Michelles Gaumen. Langsam ließ sie den Anti-Stress-Ball los, der an ihrer schweißnassen Hand kleben blieb.
    Wann hört das eigentlich je auf, fragte sie sich niedergeschlagen. Wie lange muss man eigentlich an Fehler erinnert werden, die man in jungen Jahren gemacht hat, als man noch zu jung war, um diese überhaupt als Fehler zu erkennen?
    »Der arme Harvey«, seufzte Carole schließlich, als sie merkte, dass Michelle nicht anbiss. »Wir mussten ihn an Weihnachten zu uns einladen, sonst hätte er das Fest ganz allein mit einem Fertigessen aus der Mikrowelle verbringen müssen.«
    Bei der Vorstellung, wie Harvey allein vor einer Singleportion Lasagne saß, hätte Michelle beinahe laut aufgelacht. Dies war illusorisch, solange es noch Restaurants, Freundinnen und den Golfclub gab.
    »Das wäre nie im Leben passiert«, höhnte sie. »Ganz gleich, was er euch erzählt hat: Das war nur, damit er euch leidtut und ihr ihn einladet.«
    »Er ist immer noch dein Ehemann, Michelle!«, rief Carole und offenbarte somit den eigentlichen Grund ihres Anrufes. »Und damit mein Schwiegersohn. Harvey ist ein stolzer Mann, aber ich bin wirklich davon überzeugt, dass er dich zurücknimmt, wenn du nur zurückkommst und dich bei ihm für alles entschuldigst. Was du meiner Meinung nach tun solltest. Komm über das hinweg, was da auch immer passiert sein mag, und versöhn dich wieder mit ihm. Einen besseren Mann als Harvey findest du nicht, wenn es das ist, was du dir erhoffst.«
    » Ich soll mich entschuldigen?« Michelle war derart überrascht, dass ihre Stimme kiekste.
    Aber warum überrascht dich das eigentlich, fragte sie sich selbst. Mum betrachtete doch selbst die extremen Kurzhaarschnitte, die Harvey ihr verpasst hatte, als ein liebenswertes Zeichen seines Interesses. Ihrer Meinung nach war Harvey nur fürsorglich, wenn er sie nicht allein irgendwo hingehen ließ oder ihr Kleidung kaufte (und das immer eine Größe zu klein). Und das war nur das, wovon sie wusste. Daneben gab es noch unzählige Ereignisse, für die Michelle sich zu sehr schämte, um irgendwem davon zu erzählen.
    »Natürlich solltest du das tun! Bis zu seinem Lebensende solltest du dich täglich bei diesem armen Mann entschuldigen. Ich kenne nicht viele Frauen, die einen so liebenswerten, verlässlichen Ernährer wie ihn einfach verlassen würden, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Jedenfalls keine Frauen mit Verstand !«
    »Mum«, warnte

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