Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Freundin trösten würde. »Sie haben Ferien. Da werden sie bestimmt keine Zeit zum Lesen haben!«
»Auch nicht während eines achtstündigen Fluges?«
»Sie sind Kinder ! Sie werden sich die Filme anschauen. Das Kabinenpersonal nerven. Sogar ich lese während Flügen nicht, und ich bin immerhin beinahe vierzig.«
Phil stellt sich immer auf die Seite der Mädchen, dachte Anna. Er wollte ihr dabei gar nicht widersprechen, es war nur eine automatische Reaktion als ihr Vater, so, wie sie Pongos »Übermut« verteidigte, wenn Michelle wieder einmal etwas von Hundeschule murmelte. Hatte es Sinn, dieses Thema anzuschneiden? Ihm zu erklären, dass es nicht um die Bücher, sondern um sie selbst ging? Und um ihre Panik, den Bedürfnissen der Mädchen nicht gerecht zu werden?
Phil sah sie an, als verhalte sie sich vollkommen unvernünftig, woraufhin Anna klar wurde, dass sie es nicht einfach dabei belassen wollte. Für gewöhnlich hatten sie kaum Zeit, Probleme ungestört zu diskutieren.
»Ich hätte ihnen den Sinn und Zweck der Bücher besser erklären müssen. Ich wollte … ein paar Dinge mit ihnen teilen, die mir immer wichtig gewesen sind«, machte sie einen Versuch. »Und ihnen etwas schenken, das nicht ganz so oberflächlich ist, anstatt einfach nur ihre Wunschliste Punkt für Punkt abzuhaken.«
Argwöhnisch zog Phil eine Augenbraue hoch. »Geht es hier um Chloes iPad?«
»Nein!« Obwohl es schon darum ging. Irgendwie jedenfalls. Er hatte sich über ihre gemeinsame Absprache einfach hinweggesetzt, das alte iPad nicht zu ersetzen, das sie bei einem Schulausflug kaputtgemacht hatte. Anna selbst besaß nicht einmal ein iPhone.
Phil gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Das waren wirklich tolle Geschenke, aber es ist eben nicht jeder so eine Leseratte wie du. Ich befürchte, du musst lernen, mit unseren kleinbürgerlichen, kulturlosen Marotten zu leben. Ich werde mal mit den Mädchen reden, wenn sie wieder …«
»Du meine Güte, nein, lass das!«, unterbrach Anna ihn. »Tu das nicht. ›Gott, Daaaaad. Willst du alles noch schlimmer machen oder was?‹« Sie imitierte dabei Chloes »von Null auf Hundert in zwei Sekunden«-Stimme, woraufhin Phil wieder lachen musste. Er umarmte sie kurz und musterte dann noch einmal ihre Miene. »Ich nehme alles zurück, du kennst uns alle schon gut genug. Wie wäre es mit einem Film heute Abend? Oder sollen wir essen gehen?«
Wenn die Mädchen nicht zu Hause waren, steigerte sich Phils Lust, etwas zu unternehmen, ins Unermessliche, als müsse er die gesamten Aktivitäten eines Jahres in eine einzige Woche pressen. Normalerweise gefiel das Anna eigentlich ganz gut, doch sie hatte schon ganz vergessen, wie aufregend es war, mit Phil ganz allein zu sein. Darum wollte sie ihren zum Leben erwachten Ehemann nicht unbedingt mit einem großen Kinopublikum teilen.
»Ich bin müde«, erklärte sie deshalb. »Und ich brauche dringend eine Dusche.«
Phil zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Dann würde ich vorschlagen, dass du schon mal unter die Dusche gehst, während ich mir hier noch schnell den Anzug ausziehe. Erzähl mir doch mal, was du heute alles gemacht hast. Hat Pongo heute im Park wieder jemanden umgerannt?«
»Mir ist ein Job angeboten worden«, erwiderte Anna. Sie folgte ihm ins Schlafzimmer, wo sie in der Tür stehen blieb, während er sich die Krawatte auszog und dann das Jackett über den Stuhl hängte. Phil besaß breite Schultern. Anna liebte es, wie fest sich seine Muskeln unter einem dünnen Baumwollhemd anfühlten.
Phil hörte auf, sich das Hemd aufzuknöpfen, und drehte sich zu ihr um. »Ich habe gar nicht gewusst, dass du dich in letzter Zeit irgendwo beworben hast.«
»Habe ich auch nicht. Das Angebot kam ziemlich überraschend. Michelle hat den Buchladen in der High Street gemietet und möchte, dass ich die Geschäftsführung übernehme.«
»Anna!« Begeistert riss er die Augen auf. »Das wäre der ideale Job für dich! Komm her, damit ich dir zeigen kann, wie beeindruckt ich bin!«
Sie grinste und ließ zu, dass Phil sie wieder in die Arme schloss.
»Mum wird bestimmt in Gelächter ausbrechen, wenn ich ihr davon erzähle. Als ich noch klein war, habe ich nämlich immer meine ganzen Kinderbücher rausgeholt und sie in unserem Gartenhaus meinen Freundinnen zum Verkauf angeboten.«
»Das sieht dir ähnlich«, befand Phil. »Wie viel Gewinn hast du gemacht?«
»Und die Frage ist wieder typisch für dich«, entgegnete Anna. »Für dich und Michelle.«
»Wann soll
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