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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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vielschichtiger, irgendwie. Weniger wie sie. Hier konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass die Regale ein Eigenleben besaßen und Bücher hinauswarfen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Michelle ermahnte sich, sich nicht lächerlich zu machen, und ging langsam zur Kinderabteilung hinüber. Dabei ließ sie ihre Absätze laut auf die Holzdielen knallen, um jeden, der sich dort aufhalten sollte, vorzuwarnen. Das Letzte, was sie nämlich wollte, war, einer lieben alten Dame den Schreck ihres Lebens einzujagen. Innerhalb der letzten Minuten war die Abenddämmerung rasend schnell hereingebrochen, sodass der Laden nun im Dunkeln lag.
    Doch als sie in den hinteren Verkaufsraum hineinschaute, war dort niemand. Die zwei abgewetzten Ledersessel waren leer, die Kissen mit der britischen Flagge darauf waren plattgesessen, und auf dem Tisch dazwischen lagen ein paar große Bilderbücher verstreut.
    Es muss wohl an den alten Rohren gelegen haben, vermutete Michelle, räumte die Bücher in die Obstkisten zurück und schüttelte die Kissen mit einigen wenigen, entschiedenen Schlägen wieder auf. Irgendetwas musste den Kamin hinuntergefallen sein: vielleicht ein Vogelnest. Michelle nahm sich vor, Rory darauf anzusprechen, wann der Kamin das letzte Mal gereinigt worden war. Das war das Problem, wenn man ein Ladenlokal wie dieses hier übernahm: Man konnte nie sicher sein, in welchem Zustand es sich befand, wenn man es nicht gekauft und eigenhändig renoviert hatte.
    Wahrscheinlich war es ohnehin er gewesen, und er hatte oben irgendetwas fallen gelassen. Vielleicht hatte er die sitzengelassene Frau in irgendeinem Schrank versteckt. Wie Blaubart.
    Erfreut über diese vielen Erklärungsmöglichkeiten kehrte Michelle wieder an die Verkaufstheke zurück und holte ihr Notizbuch aus der Tasche, um die tägliche To-do-Liste zu überprüfen und ihre Ideen bezüglich der kleinen Teppiche festzuhalten.
    Wieder ertönte jenes Geräusch. Irgendetwas fiel hin, polterte zu Boden. Dann vernahm Michelle ein Kratzen.
    Michelle klopfte das Herz bis zum Hals, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Das kam definitiv aus dem hinteren Verkaufsraum. Keinesfalls von oben.
    Und doch war im Hinterzimmer nichts. Genau, wie Kelsey es beschrieben hatte.
    »Ach, komm schon!«, ermahnte sich Michelle laut. Wen sollte sie denn jetzt anrufen? Die Ghostbusters? Schädlingsbekämpfer?
    Sie erhob sich und stampfte über den Holzboden. So hoffte sie, dass das, was auch immer es war, wieder ins Holz zurückkrabbeln würde. Als sie den Raum betrat und den Schalter betätigte, wurde das Zimmer von Licht geflutet – doch dies betonte nur die beunruhigende Tatsache, dass hier nichts und niemand waren.
    Auf dem Boden jedoch lag, mit dem Cover nach oben, ein Buch. Als die Uhr dreizehn schlug .
    Michelle lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter, und Adrenalin jagte ihr durch die Adern.
    Hinter ihr ertönte plötzlich die Ladenklingel, und sie hätte sich beinahe den Hals verrenkt, als sie herumwirbelte, um zu sehen, wer da gekommen war. Als sie die Gestalt erkannte, die im Türrahmen stand, schnürte es ihr panikartig die Kehle zu. Doch dann hörte sie ein Hüsteln, und eine absurde Erleichterung überkam sie. Gespenster hüstelten nicht.
    Mit einem Mal wurde sie jedoch von einer tiefer sitzenden Furcht gepackt. Was, wenn die Gestalt Harvey war? Hatte er sie von draußen so lange beobachtet, bis der Laden menschenleer war? Bis sie vollkommen allein war?
    »Tut mir leid, aber ich schließe in wenigen Minuten«, rief sie, die Stimme einige Nuancen höher als normalerweise, als sie zur Tür schritt, um sie Harvey – wenn nötig – vor der Nase zuzuknallen. Er würde keinen Schritt mehr in ihr Haus setzen, und ebenso verhielt es sich mit ihrem Geschäft.
    »Sie schließen? Ich dachte, ihre Taktik sei ›Wir haben so lange geöffnet, bis Sie irgendetwas gekauft haben‹«, ertönte eine Stimme mit schottischem Akzent. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich kurz noch einmal hereinkomme?«
    Die Gestalt trat ins Licht, und Michelle sah, dass es Rory war, der seinen Schal verwegen um den Hals geschlungen hatte und in der einen Hand seinen abgewetzten Aktenkoffer trug. Hoffnungsvoll lächelte er sie an. Wahrscheinlich war er auf einen kostenlosen Kaffee aus, weil ihm selbst die Milch ausgegangen war.
    »Ich wollte eigentlich gleich den Laden schließen«, erwiderte sie. Ihre Stimme zitterte. »Wollten Sie etwas Spezielles?«
    Er ließ den Blick über den nächsten

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