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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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abholen fuhr – denn dies war genau die Uhrzeit, zu der sich eine neue melancholische Stimmung im Laden ausbreitete.
    »Da ist etwas, das mir ziemlich Angst macht«, erklärte sie und betrat nur sehr zögerlich den Buchladen. »Ich habe Geräusche gehört. Im Hinterzimmer.«
    »Welche Geräusche?« Michelle hatte bis gerade Seidenblumen an einem Buchbouquet befestigt, hielt nun inne und warf Kelsey ihren »Leg dich besser nicht mit mir an«-Blick zu. Kelsey neigte zu sehr seltsamen Empfindungen, die sich normalerweise immer dann bemerkbar machten, wenn Arbeit auf sie zukam.
    »Keine Ahnung. Als sei jemand da – und würde mich beobachten.«
    »Bist du sicher, dass das nicht einfach Rory ist, der in der Wohnung oben herumläuft?«, hakte Anna nach, die die Kaffeebecher in der Kinderecke einsammelte. Die fröhlich schnatternde Mütterschar war gerade fort; zuvor hatte Anna sie jedoch alle dazu überredet, einige Pferderomane von Christine Pullein-Thompson zu kaufen – mit dem durchschlagenden Argument, dass dies doch deutlich günstiger sei, als sich ein echtes Pony anzuschaffen. »Vielleicht hast du nur seinen Sohn gehört?«
    »Klar, er hat sicher nur einen Laufstall zusammengebaut«, erwiderte Michelle sarkastisch.
    Anna warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Seitdem Anna mit der überraschenden Neuigkeit zurückgekehrt war, dass Rory, der Bücherwurm, eigentlich vielmehr Rory, der Schürzenjäger, war, hatte er sich in ruhigen Momenten zu einem beliebten Gesprächsthema entwickelt. Da sich weder Michelle noch Kelsey an Annas »Was machen die Fünf Freunde eigentlich als Erwachsene?«-Spiel beteiligen wollten, grübelten sie lieber darüber nach, welche tragischen oder dramatischen Ereignisse einen sonst so respektablen Mann wie Rory dazu gebracht haben mochten, seine schwangere Freundin sitzen zu lassen.
    Michelle hatte kein Mitleid. Ihrer Meinung nach war Rory jener Typ Mann, der einen Ratgeber über das Stillen lesen und dann seiner Frau erklären würde, was sie dabei falsch machte. Kelsey hatte ein wenig Mitleid (»Ich hab da im Fernsehen so einen Bericht gesehen über Männer, die noch nicht bereit waren, Vater zu werden, weil sie selbst noch Kinder waren …«). Nur Anna wartete mit mitfühlenderen Erklärungen auf, warum jemand, der nett genug war, einen alten Mann regelmäßig im Altersheim zu besuchen, eine schwangere Frau verließ. Und selbst da noch konnte Michelle Anna von der Nasenspitze ablesen, dass sie dies einfach nur sagte, weil Anna im Grunde nicht dazu fähig war, böse zu sein.
    »Die Geräusche kommen aus dem hinteren Verkaufsraum, ganz sicher nicht von oben«, beharrte Kelsey. »Ich habe etwas gehört und bin nachschauen gegangen, doch da war nichts.«
    »Wann war das?«, erkundigte sich Michelle und bereitete sich darauf vor, Kelseys Aussage kriminaltechnisch auseinanderzunehmen.
    »Neulich Nachmittag. Nachdem Anna losgegangen war, um Lily abzuholen. Ich habe gehört, wie sich dort etwas bewegt hat. Aber als ich hingegangen bin, war da niemand. Nur eine Ausgabe von Als die Uhr dreizehn schlug lag auf dem Boden. Mitten im Zimmer.« Kelsey riss die Augen auf.
    »Nein!« Anna hielt den Atem an. »Als die Uhr dreizehn schlug?«
    Michelle drehte sich zu Anna um. »Ist das wichtig, welcher Roman es war?«
    »Du willst doch nicht sagen, dass du …? Nein, natürlich hast du das Buch nicht gelesen. Es geht darin um einen Geist«, erklärte Anna. »Und um einen kleinen Jungen, der durch einen verzauberten Garten geht und dort ein kleines Mädchen trifft, das … Ich will nicht zu viel verraten«, schloss sie. »Du solltest den Roman wirklich lesen.«
    »Ich werde den Titel auf meine Liste setzen. Hör mal, Kelsey«, fuhr Michelle fort. »Wenn es hier einen Geist geben sollte, dann nur den von Agnes Quentin – und die würde sich bestimmt einen Ratgeber aussuchen zum Thema, wie man einen Buchladen erfolgreich führt.«
    »Ich will hier jedenfalls nicht mehr allein sein.« Kelseys Miene wurde bockig. »Nur, wenn Owen sich zu mir setzt, werde ich herkommen.«
    »Nein«, riefen Michelle und Anna einstimmig.
    »Ich lasse Owen nicht gern aus den Augen«, fuhr Michelle fort.
    Kelsey verschränkte die Arme vor der Brust. »Na, dann müsst ihr wohl mit Gillian reden. Aber sie hat schon davon gesprochen, ihren Priester mitzubringen, um hier Weihrauch zu versprühen – oder was auch immer man in einer solchen Situation tun soll.«
    Michelle seufzte. »Prima.« Was hatte sie Gillian kürzlich noch gesagt?

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