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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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Angelegenheit das Leben kosten kann."
    Jalal stand reglos im Schatten des Flurs, während vor dem Fenster der Wind le icht durch die Bäume strich.
    „Das könnte Gefahr bedeuten."
    Er lächelte. „Welcher Grund wird für meine Verbannung genannt?"
    Leises Lachen erklang. „Welcher schon? Dass du gegen den Thron von Barakat intrigierst."
    „Aha."
    „Sei auf der Hut. Ma'a salam."
    „Ma'a salam", erwiderte Jalal und legte leise den Hörer auf.
    Als Clio mit den Hunden aus dem Wald kam, stürmten sie schwanzwedelnd zur dunklen Veranda und winselten vor Freude. Clio verspannte sich. Ein Schauer lief ihr über die Haut, und sie ahnte, wer sich dort auf der Veranda aufhielt.
    „Dad?" fragte sie dennoch, als sie die Treppe hinaufging.
    Jalals Stimme erklang. „Er ist mit allen auf den See hinausgefahren."
    „Und du bist nicht dabei?" Bei der Vorstellung, dass sie mit ihm allein im Haus war, erschauerte sie.
    „Wie du siehst, nicht."
    Seine Stimme klang barsch, ganz anders als sonst. Die Veranda lag in völliger Dunkelheit da. Nicht einmal das Mondlicht reichte bis dorthin. Einen Fuß auf der Treppe, hielt sie inne. Fast fürchtete sie sich, in die Dunkelheit einzutauchen, wo er wartete.
    Sollte er versuchen, sie erneut zu küssen, was würde sie dann machen?
    Ihre Silhouette war im Mondlicht deutlich zu erkennen, als Clio nervös stehen blieb. Jalal reagierte erzürnt. Warum war sie ihm gegenüber schon wieder so misstrauisch? Er war nicht gewalttätig. Hatte er ihr das nicht erst heute bewiesen? So wäre er auch mit seinen Anhängern umgesprungen, hätte einer von ihnen versucht, ihrer Schwester etwas anzutun. Sie hätte an seinem Verhalten vorhin doch erkennen müssen, welche Kluft zwischen ihm und diesen Männern bestand, vor denen er sie geschützt hatte.
    Anschließend hatte sie auf seinen Kuss gewartet, hatte sich vergewissern wollen, dass ihm nichts passiert war. Sollte sie sich dessen etwa nicht bewusst sein?
    Sie hatte lange Beine, was die gestreifte Hose, die sie trug und die unter dem Knie endete, noch unterstrich. Auf alten Ge mälden, die er kannte, waren Haremsfrauen in ähnlichen Hosen zu sehen. Für einen Mann war es sehr einladend, seine Zärtlichkeiten bei den zierlichen, mit Schmuck behangenen Füßen, den bloßen Fesseln und Waden zu beginnen und sich langsam hochzuarbeiten.
    Er biss die Zähne aufeinander. Clio stand da und bebte. Sie selbst schrieb ihre Reaktion womöglich der Furcht zu, doch er war sicher, dass ihr Beben in Wahrheit eine gewisse Erwartung auf Glücksgefühle war.
    „Wovor hast du Angst?" fragte er rau.
    Sie lauschte aufmerksam in die Dunkelheit und wirkte wie ein scheues Reh, das instinktiv den Jäger spürt.
    „Was?" flüsterte sie.
    „Ich habe dich heute geküsst", fuhr er fort. „Hast du deshalb jetzt Angst vor mir?"
    „Ja ... nein", antwortete sie stockend und hilflos, während sie reglos im Mondlicht stand.
    Ihr Bauch war frei wie auf den erotischen antiken Gemälden. Es fehlte nur der Edelstein im Nabel.
    Fast konnte er sich vorstellen, wie sich die Unterseite ihrer Brüste, die vom Top nur knapp bedeckt waren, anfühlen würde ...
    „Hast du Angst, wir könnten mehr Lust erleben, als du ertragen kannst, Clio?"
    Clios Atem ging schneller. Nachdem ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie nun Jalals schwache Umrisse erkennen. Er saß auf dem schäbigen alten Rattansofa, die Arme auf der Rückenlehne ausgebreitet, die Beine gespreizt. Sie empfand diese Haltung als aufreizend erotisierend, weil es deutlich seine Männlichkeit betonte.
    „Nein", antwortete sie und hätte über seine Frage laut aufla chen sollen. Doch irgendwie konnte sie das nicht. Sie wollte nicht preisgeben, wie wenig er ihre sexuellen Fähigkeiten einzuschätzen wusste.
    „Ein wirklich überwältigendes Lustgefühl zwischen Mann und Frau ist selten", flüsterte er, als ob sie nichts dazu gesagt hätte. „Ich fürchte mich auch ein wenig davor. Das ist wohl natürlich, aber die alten Dichter haben davon geschrieben, dass es ein Geschenk wäre, sich im Augenblick einer solchen Vereinigung zu verlieren. Sollen wir beide beweisen, dass es so ist?"
    Er nahm den Arm von der Lehne und streckte ihn nach ihr aus. Sie befeuchtete sich die Lippen und wollte etwas sagen, bekam aber keinen Ton heraus.
    „Clio", sagte er leise, aber nachdrücklich. „Lass mich dir den Grund deiner Furcht vor mir zeigen."
    In der Ferne schlug eine Tür, und ein paar Takte Musik wehten zu ihnen herüber,

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