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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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Trunkener geklungen. „Zara."
    „Peter! Peter, was hast du gesagt?" Stirnrunzelnd hatte sie ihn gemustert.
    „Oh Schatz, das tut mir Leid, aber du wusstest es doch die ganze Zeit, oder nicht?"
    Das Blut hatte ihr in den Ohren gerauscht, während sie innerlich wie erstarrt gewesen war. Niemals würde sie diesen Moment vergessen, und wenn sie hundert werden würde.
    „Was soll ich gewusst haben?"
    „Ich bin fast umgekommen vor Sehnsucht nach dir, mein Schatz. Sie hat mich nie an sich rangelassen!"
    Sie hatte sich nicht gegen ihn gewehrt, als es dann geschah. Heute, wenn sie über ihre eigenartige Passivität nachdachte, kam sie zu dem Schluss, dass sie wohl unter Schock gestanden hatte.
    Er hatte sie nicht vergewaltigt. Dennoch hatte sie sich überrumpelt und benutzt gefühlt. Es war die schrecklichste Erfahrung, die sie je in ihrem Leben gemacht hatte.
    Hinterher hatte sie dagelegen und geweint.
    „Ich dachte, du wolltest es", hatte er mürrisch bemerkt.
    Hilflos angesichts einer solchen Ignoranz hatte sie nur „Aber nicht so" geantwortet.
    Es war jedoch noch schlimmer gekommen.
    Auf der Heimfahrt erzählte er ihr dann, wie sehr er Zara geliebt habe. „Ich war so verrückt nach ihr wie du nach mir."
    Bitter hatte sie entgegnet: „Warum hast du gewartet, wenn du nur das Abbild von Zara haben wolltest?" Er musste doch wissen, dass sie ihm schon vor Wochen gegeben hätte, was er sich wünschte.
    Er hatte über ihre Naivität gelächelt. „Baby, du hättest mich ins Gefängnis bringen können. Schon vergessen? Ich hab doch gemerkt, dass du verrückt nach mir warst, aber du warst erst fünfzehn! Seit heute Abend sieht das anders aus!"
    Der Mond ging am dunkler werdenden Himmel auf. Clio straffte sich und wollte mit den Hunden weitergehen. Doch die beschnüffelten etwas Interessantes im Gebüsch. Bislang hatten sie nicht gelernt, dass sie sich dabei nur Schrammen auf der Nase einfingen oder Schlimmeres.
    „Kommt mit, Buddy, Frowner!" rief sie. Heute Abend hatte sie wirklich keine Lust, einen jaulenden Hund um sich zu haben. Sie fühlte sich auch so schon elend genug.
    Stimmte mit ihr etwas nicht, dass sie sich zu Männern wie Peter und Jalal hingezogen fühlte? Männer, die eine Frau egoistisch benutzten, ohne auch nur ein bisschen Rücksicht auf ihre Gefühle zu nehmen?
    Dennoch hatte Jalal sich geirrt, als er ihr vorwarf, sie würde an ihm auslassen, was jemand anderer ihr angetan hätte, nur weil sie damit nicht fertig werden würde. Ja, Peter hatte ihr sehr wehgetan, aber er hatte sie nicht vergewaltigt, und sie hatte diese
    Erinnerung auch nicht verdrängt. Allerdings hatte sie auch nie mit jemandem darüber gesprochen.
    Jalal gegenüber war sie misstrauisch wegen seiner eigenen Taten. Er hatte selbst etwas angerichtet, auch wenn er das nicht wahrhaben wollte. Trotzdem fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Doch es galt wohl kaum als unsterbliche Liebe, wenn sie ihn in ihrer Erleichterung heute Nachmittag hatte küssen wollen. Das war bloß eine verständliche, menschliche Reaktion auf eine le bensbedrohende Situation gewesen, mehr nicht.
    Unwillkürlich dachte sie erneut an den aggressiven Einbrecher in Solitaire und an den Blick, mit dem er sie gemustert hatte. Wäre Jalal nicht bei ihr gewesen, wäre sie vermutlich jetzt noch seine Gefangene und wer weiß was für Schrecken ausgesetzt.
    Sie hatte Jalal angesehen, wie sehr er den Mann verachtet hatte. Der Zorn, der sich in dem Hieb ausgedrückt hatte, als er mit dem Messer das Seil kappte, war erschreckend gewesen.
    Sollte es eine Art Selbsthass gewesen sein? Könnte er etwas von sich in dem Mann wieder erkannt haben?
    Clio schüttelte den Kopf. Der Gedanke erschien ihr abwegig.
    Inzwischen stand der Mond hoch, die Moskitos machten sich bemerkbar, und zu Hause würden sich die anderen schon wundern, wo sie blieb. Sie pfiff nach den Hunden und machte sich auf den Rückweg.
    „As-samalu aleikum." Ein leises Knistern war in der Leitung zu hören.
    Jalal zögerte und schaute sich in dem dämmerigen Flur um. „Aleikum as salam."
    „Du kennst meine Stimme, denke ich."
    Nach diesen Losungsworten entspannte er sich. „Es gibt Neuigkeiten?"
    „Ein Gerücht ist aufgekommen."
    Er schwieg und wartete ab. Das Fenster am Ende des Flurs war weit geöffnet, aber seine Stimme würde nicht bis in die Nacht hinaus zu hören sein.
    „Dem Gerücht nach bist du von den Prinzen, deinen Onkeln, ins Exil geschickt worden, und es heißt, dass dich dein Schweigen in dieser

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