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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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schlimmer, als sie sich in ihren schwärzesten Fantasien hätte ausmalen können. Unbändiger Zorn packte sie, löschte jeglichen klaren Gedanken aus und sämtliche Gefühle bis auf Hass. Blindlings stürzte Clio sich genau in dem Moment auf die beiden, als Rosalie ihren Arm ruckartig be wegte, sich auf ein Knie fallen ließ und Jalal in einem eleganten Bogen über sie hinwegflog.
    Clio konnte nicht mehr abbremsen, kreischte aber vor Bewunderung, während Rosalie sie von der anderen Seite der Matratze mit offenem Mund anstarrte.
    „Ausgezeichnet!" rief Jalal.
    Er landete mit ausgebreiteten Armen gerade rechtzeitig rücklings auf der Matratze, um Clio, die ergebnislos versuchte, sich zurückzureißen, aufzufangen, als sie über den Rand der Ma tratze stolperte und auf ihn fiel.
    Mit den Knien landete sie zwischen seinen gespreizten Beinen und mit den ausgestreckten Händen auf seinen Schultern, ehe sie ihm praktisch in die Arme sank. Die Fliehkraft presste sie regelrecht an ihn.
    Mit dem Gesicht landete sie neben seinem Hals und spürte, wie sein Atem sie am Ohr streifte. Ihr Haar bedeckte halb
    sein Gesicht, und ihr leuchtend grün-violetter Bademantel hatte sich geöffnet.
    Mit der schnellen Reaktion eines geübten Kämpfers schlang Jalal beide Arme um sie.
    Stille herrschte im Raum. Atemlos, beschämt und verwirrt war Clio auf lautes Gelächter gefasst und hob den Kopf an.
    Rosalie starrte sie immer noch wie gelähmt an. Jalal hingegen lächelte amüsiert.
    „Alle Mann entlassen!" rief er, und in dem Augenblick ertönte das Gelächter, mit dem sie gerechnet hatte.
    „Was ...", begann sie und kam sich vor wie eine Närrin. „Was, um alles in der Welt..."
    So lagen sie da und schauten sich in die Augen. Er bebte am ganzen Körper vor Lachen, und sie hatte das Gefühl, als würde seine Energie sich auf sie übertragen.
    Plötzlich fühlte sie eine Regung bei ihm, die ein Feuer in ihr entfachte. Das Lächeln auf seinen Lippen erstarb, und seine Augen verdunkelten sich.
    Sie schnappte nach Luft und versuchte, die unzähligen Ein drücke zu erfassen, die sie bestürmten.
    Schließlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit als Erstes in die Richtung, aus der schallendes Gelächter ertönte.
    Bis auf ihre Eltern waren alle Mitglieder des Haushalts auf der einen Seite des Raums versammelt und bogen sich vor Lachen.
    „Was, um alles in der Welt, ist hier los?" brachte sie über die Lippen, während sie immer noch versuchte, das einzuordnen, was sie hier angetroffen hatte.
    Jalal hielt hier seinen angekündigten Selbstverteidigungsunterricht ab. Wie dumm konnte sie noch werden?
    Er trug eine weiße Judohose. Deutlich konnte sie jede seiner Regungen fühlen. Umgekehrt blieb ihm sicher auch nichts verborgen. Unter dem offenen Bademantel hatte sie nur ein kurzes, seidenes Nachthemd an. Seine Hand lag sanft auf ihrem Rücken, doch sie wünschte sich, er würde sie tiefer sinken lassen und sie an sich pressen.
    „Lass mich los", flüsterte sie.
    Doch die anderen übertönten sie und verlangten eine Erklä rung, was sie eigentlich vorgehabt habe. Sie schüttelte den Kopf. Denn natürlich konnte sie ihnen nicht die Wahrheit sagen. Schließlich wollte sie nicht als die größte Närrin dastehen.
    „Lass mich los!" wiederholte sie nachdrücklicher.
    Fragend hob er eine Braue. Natürlich, er versuchte ja gar nicht, sie festzuhalten. Dass sie sich gefangen fühlte, lag allein an ihr. Sie riss sich von ihm los und stand auf, richtete ihren Bademantel und warf ihr offenes Haar in den Nacken. Nachdem sie noch einen Blick riskiert hatte, gebot sie sich, nicht wieder zwischen seine Lenden zu schauen.
    Obwohl ein widerstrebendes Lächeln über sein Gesicht huschte, richtete Jalal sich auf.
    „Was für eine Art Angriff war das?" wollten die Kinder wis sen.
    Clio wurde erst jetzt klar, dass die ganze Szene, die sich zwischen Jalal und ihr abgespielt hatte, nur wenige Augenblicke gedauert hatte, auch wenn es ihr wie eine kleine Ewigkeit erschie nen war.
    „Vergesst es!" erklärte Clio. „Es hat nicht funktioniert, weil ich nicht im richtigen Moment reagiert habe." Sie wollte keines der Kinder wissen lassen, wie sehr sie Jalal misstraut hatte. Sie wären verwirrt und unglücklich, dass sie tatsächlich geglaubt hatte, Jalal würde versuchen, sich Rosalie aufzuzwingen.
    Das konnte sie einfach nicht machen. Sie würde ihr Vertrauen in einen Freund erschüttern. Und dann, mit einer Klarheit, wie sie manchmal in der Folge sehr starker Gefühle

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