Der Prinz mit den sanften Haenden
sorgfältig durchdacht?" fragte Jalal leise.
Saifuddin ar Ratib hob beschwichtigend die Hand. „Seid gewiss, Prinz, ich nenne Euch damit nur ein paar der Möglichkeiten. Nichts würde ohne Eure Zustimmung geplant oder ausgeführt werden."
„Gut." Prinz Jalal ibn Aziz lächelte. „Bringt das hier denen, die euch geschickt haben. Lasst sie nicht vergessen, dass ich durch den Schwur meines Großvaters auf seinem Totenbett gebunden bin, ebenso wie auch seinem Fluch ausgesetzt. Die Prin zen ins Exil zu schicken, das geteilte Land zu vereinen und den Thron an ihrer Stelle übernehmen, das wäre nicht mehr als mein Recht. Obwohl ich das natürlich nicht laut aussprechen will."
„Natürlich." Saifuddin ar Ratib nickte.
„Ihre Ermordung zuzulassen ist für mich unmöglich. Ich müsste die Verbrecher meiner Ehre wegen jagen und gnadenlos hinrichten. Ich würde ihr Blut im Wüstensand vergießen und ihre Nachfahren für immer vom Antlitz der Erde verschwinden lassen."
Saifuddin lächelte. „Prinz, haben Sie tatsächlich Angst vor der Fantasie eines alten Mannes?" Er breitete viel sagend seine Hände aus. „Ein Fluch? Sie sind doch ein gebildeter Mann!"
Jalal neigte den Kopf. „Aber mein Volk - das Volk meiner Onkel", korrigierte er sich hastig, „es denkt anders. Wenn ich König Dauds Weisungen nicht folge, würden sie damit rechnen, dass ich entthront werde. Jeder unbedeutende Scheich in der Wüste wird es als lohnend ansehen, mich herauszufordern und meine Herrschaft in Frage zu stellen."
Saifuddin nickte. „Da gebe ich Ihnen Recht. Aber ist es das Risiko nicht wert? Denn falls sie ins Exil gingen, würden die Prinzen da nicht einen mächtigeren Anziehungspunkt für die Unzufriedenen bilden können?"
Jalal sah Saifuddin so herablassend an, als wäre er ein lästiges Insekt, das er jederzeit zerdrücken könnte. „Ich bin Jalal ibn Aziz ibn Daud ibn Hassan al Quraishi", erklärte er. „Das muss dem Volk genügen."
Clio verbrachte die Tage mit der gewohnten Arbeit. In den Freizeiten jedoch wurde sie von schmerzlichen, erniedrigenden Erin nerungen gequält.
Jetzt erst verstand sie, was sie nie zuvor begriffen hatte. Sie erkannte, welche unbewussten Beweggründe seit jener Nacht mit Peter geradewegs zu der Situation mit Jalal geführt hatten.
Als Peter sie an jenem Abend in Besitz genommen hatte, hatte sie sich ihm nicht verweigert.
Körperlich hatte sie ihn trotz allem begehrt. Das aber hatte sie vergessen wollen. Damit hatte sie sich nicht auseinandersetzen wollen. Obwohl sie wusste, dass es Zara war, die er begehrte und die er in ihr sah, hatte es sie erregt, als er sie in den Armen gehalten hatte. Und als er in sie eingedrungen war, hatte sie sich ihm hungrig entgegengebogen.
Anschließend hatte sie sich dafür verachtet. Wie hatte sie es zulassen können, dass er sie genommen hatte, wenn er in Wirklichkeit nur an Zara gedacht hatte?
Von dem Augenblick an, das wurde ihr nun deutlich, hatte sie ihren Körper als Feind betrachtet.
Rücksichtslos hatte sie jegliche sexuelle Regung unterdrückt und verleugnet, ohne sich dessen bewusst zu sein. Nie hatte sie es zugelassen, dass ein Mann mehr als eine leichte Reaktion bei ihr hervorrief.
Sie hatte sich vollkommen in der Hand gehabt.
Jalal war eine Bedrohung dafür. Denn ihre sexuelle wie emotionale Reaktion auf ihn war wesentlich stärker als alles andere, was sie bislang erlebt hatte, und dadurch wurde ihre Selbstbeherrschung erschüttert.
Schon in dem Augenblick, als er in das Boot gestiegen und gestolpert war, hatte sie bereits heftig auf ihn reagiert und rasch eine Abwehr aufgebaut, die ihr weiteres Handeln mitbestimmt hatte.
Sie hatte sich eingeredet, dass ihr Zorn auf ihn gerechtfertigt sei, und weil sie bereits seit langem ihre sexuellen Bedürfnisse verdrängte, hatte sie sich zunächst täuschen können. Bis zu dem Tag, als sie Fetzen seines Gesprächs mit Rosalie gehört hatte. Und als ob ihre Verdrängung nur durch einen Schock zu lösen gewesen wäre, hatte sie das Schlimmste zuerst von ihm angenommen.
Nur dadurch hatte sie es geschafft, sich endlich mit sich selbst auseinander zu setzen, auch wenn ihr das nicht leicht fiel. Sie schwankte zwischen Selbstverurteilung und Verachtung von Jalal. Er war zwar nicht gewalttätig, wie sie es sich eingeredet hatte, aber er hatte sich zu Zara hingezogen gefühlt.
Dass er sie, Clio, in seiner Leidenschaft Zary genannt hatte, war für sie ein eindeutiges Zeichen.
Unbewusst hatte sie diese Zuneigung
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