Der Prinz mit den sanften Haenden
gefragt, ob er Solitaire übernehmen könnte. Stört dich das, Clio?" Maddy musterte sie ernst über den Rand ihrer Lesebrille.
„Abgesehen davon, dass du deine Abneigung ihm gegenüber einfach nicht überwinden kannst?"
„Ja, weil ..." Wo sollte sie anfangen? „Ich will bloß nicht den Tag mit ihm verbringen müssen.
Vermutlich wird er mir das Betten machen überlassen und sich den typischen Männersachen ..."
Ihre Mutter warf ihr einen tadelnden Blick zu. „Das ist etwas ungerecht. Wenn du allerdings eine so große Abneigung gegen ihn hast, sollte Rosalie für dich einspringen."
„Rosalie!"
„Wenn du meinst, sie versteht inzwischen genug davon."
„Aber ich ... Rosalie kann nicht..."
„Clio, ich habe Kundschaft. Bitte kümmre dich selbst darum und mach, was du für richtig hältst", bat Maddy und wandte sich der Frau zu, die an den Schreibtisch getreten war. „Entschuldigung, dass ich Sie habe warten lassen. Haben Sie eine Frage?"
„Macht nichts, ich habe es nicht eilig", erwiderte die Frau zuvorkommend. „Haben Sie vielleicht ein paar preiswerte Drucke von Jerry Eagle Feather?"
„Ich habe ein paar Drucke mit geringer Auflage ... Oh, entschuldigen Sie mich einen Moment! Clio!"
rief Maddy ihr nach.
Clio wandte sich um.
„Falls du Rosalie mitschickst, erinnere sie daran, sie möchte beim Solitaire nach der Katze der Williams Ausschau halten."
Clio nickte und verließ den Laden. Ihrer Mutter war es nicht wichtig, ob sie oder Rosalie die Stunden mit Jalal verbrachten. Sie dachte vielmehr zuerst an die verschwundene Katze der Williams. Clio lief zum Haus zurück. In der Küche traf sie Jalal an. Er stand vor der Hintertür, eine Tasse Kaffee in der Hand, und starrte auf den dunklen, stark bewölkten Himmel.
„Es zieht ein Unwetter auf", sagte er.
Clio lachte nervös. „Ja, wahrscheinlich."
„Das Boot ist fertig. Bist du bereit?"
Unentschlossen stand Clio mitten im Raum, schaute Jalal an und hatte weiche Knie. „Hm ... ja", antwortete sie und bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen. Sollte sie Rosalie bitten, für sie einzuspringen? Sie warf einen Blick auf die Aufgabentafel und sah, dass Rosalie heute Morgen eine Arbeit hatte, die ihre Cousine sehr gern tat. Aber sie würde begeistert tauschen, wenn sie dafür einen Tag mit Jalal verbringen konnte.
Und was würde passieren, wenn Rosalie die Chance nutzte und sich Jalal an den Hals warf? Würde er darauf eingehen? Oder wusste er, dass Fünfzehnjährige hier als minderjährig galten und er bestraft werden konnte?
Jalal trat an die Spüle und stellte seine leere Tasse dort ab. Jemand hatte den Joghurtbecher weggeräumt, der ihr aus der Hand gefallen war.
„Sollen wir gehen?" fragte er und hielt ihr die Fliegentür auf.
Zorn zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er schien zu wis sen, was ihr durch den Kopf ging. Clio war zwar immer noch unschlüssig, folgte ihm aber wortlos.
„Ist die Leitung absolut sicher?" erkundigte sich Rafi.
Karim beugte sich über die Tastatur und nickte. „Ja, wir haben die höchste Sicherheitsstufe. Warte mal
... jetzt."
Angespanntes Schweigen breitete sich aus, während die drei Prinzen sich über den Computermonitor beugten. Langsam baute sich ein Bild auf.
„Ziemlich gut", bemerkte Omar. „Wie weit war die Kamera entfernt?"
„Das ist von Ramiz. Er stand in einem Anglerboot, ein paar hundert Meter weit entfernt."
„Das ist Jalal?" wollte Omar beim nächsten Bild wissen und deutete auf einen Mann, der mit dem Rücken zur Kamera stand. Ein anderer Mann blickte geradewegs über seine Schulter in die Kamera.
„Das ist Jalal", bestätigte Rafi. „Wer ist der andere?"
„Das Gesicht habe ich schon mal gesehen", meinte Omar.
„Ja", pflichtete Karim ihm bei. „Ich auch. Aber wer ist das?"
„Wie nennt er sich denn?"
„Saifuddin ar Ratib."
Rafi schüttelte den Kopf. „Schwert und Wegbereiter des Glaubens, der Wegbereiter." Nachdenklich fügte er hinzu: „Das ist sicher ein Deckname."
„Vielleicht hat Akram noch bessere Aufnahmen. Schalt mal weiter."
„Aber das Gesicht ist doch deutlich zu erkennen", erwiderte Karim.
„Der Kopf des Mannes ist kahl", sagte Omar. „Es kann sein, dass wir gewohnt sind, ihn mit der traditionellen Kopfbedeckung zu sehen."
„Ja", räumte Karim ein, während sich ein weiteres Bild aufbaute. „Das ist möglich."
Jalal drosselte den Motor und steuerte das Boot in den Bent Needle River.
Die Feriengäste mussten die Häuser gegen zehn Uhr Samstags
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