Der Prinz und der Soeldner
machte eine Geste, die an einen Kellner erinnern sollte, der eine Wärmeglocke von einem Silbertablett hob, aber vermutlich sah es nur wie eine weitere Muskelzuckung aus, »General Stanis Metzov, Stellvertretender Kommandant von Randall’s Rangers.«
»Seit wann verüben höhere Stabsoffiziere Attentate an der Front?«
»Entschuldigung, vor drei Tagen war er noch Stellvertretender Kommandant. Das kann sich geändert haben. Er steckte bis zu seinem sehnigen Hals in Cavilos Plänen. Sie, ich und er – wir werden eine Verabredung mit Hypospray haben.«
Oser starrte Miles an. »Haben Sie das geplant?«
»Was meinen Sie, warum ich die letzte Stunde damit verbracht habe, hier auf der Station herumzuflitzen, wenn nicht, um ihn herauszulocken?«, sagte Miles munter.
Er muss diese ganze Zeit hinter mir hergepirscht sein. Ich glaube, ich werde gleich kotzen. Habe ich gerade behauptet, brillant zu sein, oder unglaublich dumm?
Oser blickte drein, als versuchte er, die Antwort auf die gleiche Frage zu finden.
Miles blickte auf Metzovs bewusstlose Gestalt hinab und versuchte zu denken. War Metzov von Cavilo geschickt worden, oder war dieser Mordversuch ganz allein seine Idee? Falls von Cavilo geschickt – hatte sie geplant, dass er lebend in die Hände der Feinde fiel? Wenn nicht, war da noch ein zweiter Attentäter irgendwo in der Nähe, und falls dem so wäre, war sein Ziel Metzov, wenn Metzov erfolgreich war, oder Miles, wenn Metzov keinen Erfolg hatte? Oder beide? Ich muss mich hinsetzen und ein Flussdiagramm zeichnen.
Sanitätskommandos waren eingetroffen.
»Ja, zur Krankenstation«, sagte Miles matt. »Bis mein alter Freund hier aufwacht.«
»Ich bin damit einverstanden«, sagte Oser und schüttelte bestürzt den Kopf.
»Es ist besser, wenn Sie unserem Gefangenen außer einer Gefängniswache noch eine Schutzwache zuteilen. Ich weiß nicht, ob man beabsichtigt hatte, dass er die Gefangennahme überlebt.«
»Richtig«, stimmte Oser nachdenklich zu.
Mit einem Arm auf Thorne, mit dem anderen auf Elena gestützt, taumelte Miles heim in die Luke der Triumph.
KAPITEL 14
Miles saß zitternd auf einer Bank in einem kleinen verglasten Schlafraum, der auf der Krankenstation der Triumph normalerweise zur biologischen Quarantäne benutzt wurde, und beobachtete, wie Elena General Metzov mit einer Schnur an einen Stuhl band. Miles hätte sich selbstgefällig auf den Umschwung etwas eingebildet, wenn die Vernehmung, zu der sie sich jetzt anschickten, nicht so sehr mit gefährlichen Komplikationen belastet gewesen wäre. Elena war wieder entwaffnet. Zwei mit Betäubern bewaffnete Männer standen auf der anderen Seite der schalldichten, durchsichtigen Tür und blickten gelegentlich zu ihnen herein. Miles hatte seine ganze Beredsamkeit aufbieten müssen, um die Zuhörerschaft dieses ersten Verhörs auf ihn selbst, Oser und Elena zu beschränken.
»Wie heiß können die Informationen dieses Mannes sein?«, hatte Oser gereizt gefragt. »Man hat ihn doch an die Front hinausgehen lassen.«
»Heiß genug, dass ich meine, Sie sollten eine Chance haben, es zu überdenken, bevor Sie die Informationen einem ganzen Komitee verkünden«, hatte Miles argumentiert. »Sie werden immer noch die Aufzeichnung haben.«
Metzov sah aus, als sei ihm übel, und schwieg, verschlossen und teilnahmslos. Sein rechtes Handgelenk war ordentlich bandagiert. Das Aufwachen aus der Betäubung war schuld für die Übelkeit, das Schweigen war nutzlos, und jeder wusste es. Es war eine Art seltsamer Höflichkeit, ihn nicht mit Fragen zu behelligen, bevor Schnell-Penta ins Spiel kam.
Jetzt blickte Oser stirnrunzelnd auf Miles: »Sind Sie dafür schon fit genug?«
Miles blickte auf seine noch zitternden Hände. »Solange mich niemand auffordert, Gehirnoperationen durchzuführen, ja. Machen Sie weiter. Ich habe Grund für den Verdacht, dass Zeit wesentlich ist.«
Oser nickte Elena zu, die ein Hypospray hochhielt, um die Dosis zu kalibrieren und es dann gegen Metzovs Hals drückte. Metzov schloss kurz seine Augen in Verzweiflung. Einen Augenblick später öffneten sich seine geballten Fäuste. Die Muskeln in seinem Gesicht entspannten sich und erschlafften zu einem kontrollierten, idiotischen Lächeln. Es war eklig, diese Verwandlung zu beobachten. Ohne die innere Anspannung sah sein Gesicht alt aus.
Elena überprüfte Metzovs Puls und Pupillen. »In Ordnung. Er gehört Ihnen, meine Herren.« Sie trat zurück und lehnte sich mit verschränkten Armen
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