Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
»Du hast ihn entdeckt, er gehört dir. Schnapp du ihn!« Noch ein Blitz traf das Deck.
    Das Gewicht des großen Mannes und der Gestank seiner tödlichen Wunden drückten auf Miles’ Gesicht. Miles wünschte sich, der Kerl hätte noch weitere fünfzig Kilo Masse an sich gehabt. Kein Wunder, dass Cavilo bereit gewesen war, zwanzigtausend betanische Dollar für einen Schutzanzug zu zahlen.
    Von all den abscheulichen Waffen, mit denen Miles je konfrontiert worden war, war diese wohl die persönlich schrecklichste. Eine Kopfverletzung, die ihn nicht ganz tötete, aber ihm sein Menschsein stahl und ihn als ein Tier oder eine Pflanze zurückließ, war der schlimmste Alptraum. Sein Intellekt war sicherlich die einzige Rechtfertigung für seine Existenz. Ohne ihn …
    Das Knistern eines Nervendisruptors, der nicht auf ihn zielte, drang an sein Ohr. Miles drehte den Kopf, um zu schreien, gedämpft durch Stoff und Fleisch.
    »Betäuber! Betäuber! Wir wollen ihn lebendig für ein Verhör!« Er gehört dir, schnapp du ihn … Er sollte sich unter diesem Körper hervorschieben und an dem Kampf teilnehmen. Aber wenn er das besondere Ziel des Attentäters war, und warum sollte man Ladungen in eine Leiche pumpen … Vielleicht sollte er doch bleiben, wo er war. Er wand sich und versuchte, seine Hände und Beine noch enger an sich zu ziehen.
    Das Geschrei ebbte ab, das Schießen hörte auf. Jemand kniete neben ihm nieder und versuchte, den Körper des Sergeanten von Miles herunterzurollen. Miles brauchte einen Augenblick, bis er erkannte, dass er die Uniformjacke des Mannes loslassen musste, damit er befreit werden konnte. Er hatte Schwierigkeiten, seine Finger auszustrecken.
    Thornes Gesicht schwebte über ihm, bleich und heftig atmend.
    »Bist du unverletzt, Admiral?«
    »Ich glaube«, keuchte Miles.
    »Er hat auf dich gezielt«, berichtete Thorne, »nur auf dich.«
    »Das habe ich bemerkt«, stotterte Miles. »Ich bin nur leicht geröstet.«
    Thorne half ihm, sich aufzusetzen. Miles zitterte so schlimm wie nach der Prügel mit dem Schockstab. Er betrachtete seine zuckenden Hände, berührte mit einer den Leichnam neben sich in morbidem Erstaunen.
    Jeder Tag meines restlichen Lebens wird dein Geschenk sein. Und ich weiß nicht einmal deinen Namen. »Dein Sergeant – wie war sein Name?«
    »Collins.«
    »Collins. Danke.«
    »Ein guter Mann.«
    »Das habe ich bemerkt.«
    Oser kam heran, er sah angespannt aus. »Admiral Naismith, damit habe ich nichts zu tun.«
    »Oh?« Miles blinzelte. »Hilf mir hoch, Bei …«
    Das mochte ein Fehler gewesen sein, denn Thorne musste ihm dann helfen stehenzubleiben, während seine Muskeln zuckten. Er fühlte sich schwach, erschöpft wie ein Kranker. Elena – wo? Sie hatte keine Waffe …
    Da war sie, mit einer weiteren Söldnerin. Sie schleppten einen Mann in der dunklen Uniform eines einfachen Aslunder Soldaten auf Miles und Oser zu. Jede der beiden Frauen hielt einen gestiefelten Fuß, die Arme des Mannes schleiften empfindungslos über das Deck. Betäubt? Tot?
    Sie ließen die Füße mit einem Plumps neben Miles fallen, mit dem selbstverständlichen Gehabe von Löwinnen, die ihren Jungen Beute brachten. Miles blickte auf ein tatsächlich sehr bekanntes Gesicht hinab. General Metzov. Was tun Sie hier?
    »Erkennen Sie diesen Mann?«, fragte Oser den Aslunder Offizier, der sich ihnen eilends angeschlossen hatte. »Ist er einer von euren Leuten?«
    »Ich kenne ihn nicht …« Der Aslunder kniete sich nieder, um nach Ausweisen zu suchen. »Er hat einen gültigen Pass …«
    »Er hätte mich umlegen können und wäre davongekommen«, sagte Elena zu Miles, »aber er feuerte dauernd auf dich. Du warst klug genug, dich nicht von der Stelle zu rühren.«
    Ein Triumph seiner Intelligenz oder ein Versagen seiner Nerven? »Ja, ganz recht.«
    Miles machte einen weiteren Versuch, selbst zu stehen, gab es auf und stützte sich auf Thorne. »Ich hoffe, du hast ihn nicht getötet.«
    »Nur betäubt«, sagte Elena und hielt die Waffe zum Beweis hoch.
    Irgend jemand Intelligenter musste sie ihr zugeworfen haben, als das Durcheinander begann.
    »Sein Handgelenk ist wahrscheinlich gebrochen.«
    »Wer ist er?«, fragte Oser. Ganz ehrlich, sagte sich Miles.
    »Nun ja, Admiral«, Miles fletschte die Zähne, »ich habe Ihnen gesagt, dass ich Ihnen mehr geheime Informationen geben würde, als Ihr Nachrichtendienst in einem Monat zusammenbringen kann. Darf ich Ihnen überreichen«, fast wie eine Vorspeise – Miles

Weitere Kostenlose Bücher