Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
schlafen, sonst würde er bei der Ankunft mehr eine Belastung sein als Gewinn. Denn dann würde er mit Cavilo fertig werden müssen, und ihr gegenüber kam er sich vor wie ein Unbewaffneter beim Duell. Ganz zu schweigen von den Cetagandanern. Miles dachte über den historischen Dreibeinwettlauf zwischen Waffenentwicklung und Taktik nach.
    Projektilwaffen für den Kampf Schiff gegen Schiff im Weltraum waren schon früh überholt gewesen durch Massenabschirmung und Laserwaffen. Massenabschirmung, die dazu entwickelt worden war, sich bewegende Raumschiffe vor Weltraumschutt zu schützen, auf den sie bei normalen Raumgeschwindigkeiten bis zu halber Lichtgeschwindigkeit trafen, schüttelte schon ohne zusätzliche Anstrengung Projektile ab.
    Die Laserwaffen ihrerseits waren durch das Aufkommen des ›Schwertschluckers‹ nutzlos geworden, einer von den Betanern entwickelten Verteidigungswaffe, die tatsächlich das feindliche Feuer als eigene Energiequelle nutzte. Ein ähnliches Prinzip versprach beim Plasmaspiegel, der in der Generation von Miles’ Eltern entwickelt worden war, das gleiche mit den Plasmawaffen kürzerer Reichweite zu machen. Nach einem weiteren Jahrzehnt würde Plasma vielleicht schon völlig außer Gebrauch sein.
    Die vielversprechendste Waffe für den Kampf Schiff gegen Schiff schien in den letzten paar Jahren die Gravitationsimploder-Lanze geworden zu sein, eine Modifikation der Traktorstrahltechnologie. Dagegen gab es Abschirmungen mit künstlicher Gravitation in verschiedenen Konstruktionen, aber ihre Schutzwirkung reichte noch nicht aus. Der Imploderstrahl hinterließ scheußlich verbogene Trümmer, wo er auf Masse traf. Was er einem menschlichen Körper antat, war der schiere Horror.
    Aber die Reichweite der energieverschlingenden Imploderlanze war – verglichen mit den Geschwindigkeiten und Entfernungen im Raum – wahnsinnig kurz, knapp ein Dutzend Kilometer. Nun mussten also die Schiffe kooperieren, um miteinander zu kämpfen, mussten langsamer werden, sich näher kommen und manövrieren. In Anbetracht des geringen Umfangs der Wurmlochvolumina sah es so aus, als würde der Kampf plötzlich wieder eng und nah werden, außer dass zu enge Formationen ›Sonnenwand‹-Angriffe massierter Nuklearwaffen anlockten.
    So ging es immer im Kreis herum. Es deutete sich an, dass Rammen und Entern schließlich wieder zu einer praktischen Taktik werden könnten. Jedenfalls bis die nächste Überraschung aus der Werkstatt des Teufels eintraf. Miles sehnte sich einen kurzen Moment nach den guten alten Zeiten der Generation seines Großvaters, als die Menschen einander aus der Entfernung von fünfzigtausend Kilometern töten konnten. Da waren sie füreinander einfach Lichtpunkte auf dem Bildschirm gewesen, die es auszuknipsen galt. Eine saubere Angelegenheit.
    Die Wirkung der neuen Imploder auf die Konzentration der Feuerkraft versprach merkwürdig zu werden, besonders wenn es um ein Wurmloch ging. Es war jetzt möglich, dass eine kleine Streitmacht in einem kleinen Gebiet ebensoviel Feuerkraft pro Kubikeinheit einsetzen konnte wie eine große Streitmacht, die ihre Größe nicht auf den effektiven Umfang herabschrumpfen konnte, obwohl natürlich der Unterschied in den Reserven noch blieb.
    Eine große Streitmacht, die bereit war, Opfer zu bringen, konnte nur dauernd zurückschlagen, bis ihre schiere Anzahl die kleinere Konzentration überwältigte. Die cetagandanischen Ghem-Lords waren nicht gegen Opfer allergisch, obwohl sie es allgemein vorzogen, mit Untergebenen zu beginnen, oder noch besser mit Verbündeten.
    Miles rieb seine verkrampften Halsmuskeln. Der Summer an der Kabinentür ertönte. Miles griff über das Komkonsolenpult, um den Türöffner zu drücken. Ein hagerer, dunkelhaariger Mann Anfang dreißig mit Technikerabzeichen auf der grau-weißen Uniform der Söldner stand unsicher in der Türöffnung. »Mylord?«, sagte er mit weicher Stimme.
    Baz Jesek, Technischer Offizier der Flotte. Einst flüchtiger Deserteur aus den Kaiserlich Barrayaranischen Streitkräften, dann eidgebundener persönlicher Gefolgsmann von Miles in dessen Identität als Lord Vorkosigan. Und schließlich Ehemann der Frau, die Miles liebte. Einst geliebt hatte. Immer noch liebte.
    Baz. Verdammt. Miles räusperte sich verlegen.
    »Komm rein, Kommodore Jesek.«
    Baz schritt lautlos über die Bodenmatten und blickte abwehrend und schuldbewusst drein. »Ich bin gerade vom Reparaturtender hereingekommen und habe die Nachricht gehört,

Weitere Kostenlose Bücher