Der Prinz und der Soeldner
Erleichterung auf Overholt, den er zuletzt mit dem Gesicht nach unten bewusstlos auf dem Boden der Halle der Konsortium-Station hatte liegen sehen. Der Sergeant schien völlig erholt zu sein, wenn auch müde und gestresst.
Ungari sagte: »Als Sergeant Overholt endlich zu sich kam, folgte er Ihnen zur Haftabteilung des Konsortiums, aber da waren Sie schon verschwunden. Er dachte, die hätten das bewerkstelligt, die dachten, er hätte das eingefädelt. Er warf mit Bestechungsgeldern um sich, und schließlich erfuhr er die Geschichte von dem Kontraktsklaven, den Sie zusammengeschlagen hatten – einen Tag später, als der Mann endlich reden konnte …«
»Er hat also überlebt«, sagte Miles. »Gut, Gre … – wir hatten uns deshalb Sorgen gemacht.«
»Ja, aber Overholt erkannte anfangs den Kaiser in den Berichten des Kontraktsklaven nicht – der Sergeant war nicht auf der Liste derer gewesen, die man über sein Verschwinden informiert hatte.«
Ein schwacher Anflug von Zorn huschte über das Gesicht des Sergeanten, als würde er sich an große Ungerechtigkeit erinnern.
»Erst als er mit mir hier Kontakt aufgenommen hatte, als wir in eine Sackgasse geraten waren und noch mal alle Schritte nachgingen in der Hoffnung, eine Spur von Ihnen zu finden, die wir übersehen hatten, da identifizierte ich den fehlenden Kontraktsklaven als Kaiser Gregor. Tage waren da verloren.«
»Ich war mir sicher, Sie würden Kontakt mit Elena Bothari-Jesek aufnehmen, Sir. Sie wusste, wohin wir gegangen waren. Sie wussten doch, dass sie meine eidgebundene Lehnsfrau ist, das steht in meinen Akten.«
Ungari presste die Lippen zusammen und warf ihm einen wütenden Blick zu, lieferte aber ansonsten keine Erklärung für diesen Fehlgriff.
»Als die erste Welle barrayaranischer Agenten in der Hegen-Nabe ankam, hatten wir endlich genügend Verstärkung, um eine ernsthafte Suche vorzubereiten …«
»Gut! Also weiß man zu Hause, dass Gregor in der Nabe ist. Ich befürchtete schon, Illyan würde immer noch all seine Ressourcen auf Komarr verschwenden, oder, noch schlimmer, in Richtung Escobar.«
Ungari ballte wieder die Fäuste. »Vorkosigan, was haben Sie mit dem Kaiser gemacht?«
»Er ist momentan in Sicherheit, aber trotzdem in großer Gefahr.« Miles dachte eine Sekunde lang darüber nach. »Das heißt, im Moment geht es ihm gut, denke ich, aber das wird sich ändern mit der taktischen …«
»Wir wissen, wo er ist, er wurde vor drei Tagen von einem Agenten bei den Randall’s Rangers entdeckt.«
»Das muss gewesen sein, als ich gerade abgereist war«, rechnete Miles nach. »Nicht, dass er mich hätte entdecken können, ich war im Schiffsgefängnis – was tun wir jetzt in dieser Richtung?«
»Rettungsstreitkräfte werden zusammengezogen, ich weiß nicht, wie groß die Flotte sein wird.«
»Wie steht es mit der Erlaubnis, den Raum von Pol zu durchqueren?«
»Ich zweifle, dass man darauf warten wird.«
»Wir müssen Pol alarmieren, nicht beleidigen. Die …«
»Fähnrich, Vervain hält den Kaiser gefangen!«, knurrte Ungari wütend. »Ich werde nicht …«
»Nicht Vervain hält Gregor gefangen, sondern Kommandantin Cavilo«, unterbrach Miles eilig. »Es ist strikt unpolitisch, ein Komplott zu ihrem privaten Gewinn. Ich glaube – tatsächlich bin ich mir absolut sicher –, die Regierung von Vervain weiß nicht das geringste über ihren ›Gast‹. Unsere Rettungs-Streitkräfte müssen gewarnt werden, keinen feindseligen Akt zu begehen, bevor die cetagandanische Invasionsflotte auftaucht.«
»Die was?«
Miles zögerte, dann sagte er leiser: »Wollen Sie damit sagen, Sie wissen nichts über die cetagandanische Invasion?« Er hielt inne. »Nun ja, nur weil Sie davon noch nichts wissen, muss das noch nicht bedeuten, dass Illyan das noch nicht rausgekriegt hat. Selbst wenn wir nicht herausgefunden haben, wo sie sich innerhalb ihres Imperiums sammeln – sobald der Sicherheitsdienst zusammenzählt, wieviel cetagandanische Raumkriegsschiffe von ihren Heimatstandorten verschwunden sind, wird man erkennen, dass etwas im Busche ist. Irgend jemand muss ja noch solche Dinge im Auge behalten, selbst in der gegenwärtigen Aufregung wegen Gregor.«
Ungari saß immer noch wie betäubt da, deshalb fuhr Miles mit seinen Erklärungen fort. »Ich erwarte, dass eine cetagandanische Streitmacht in den Lokalraum von Vervain eindringt und dann weitermacht, um sich die Hegen-Nabe zu sichern, und zwar mit Einwilligung von Kommandantin Cavilo. Sehr
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