Der Prinz und der Soeldner
übergeben?«
»Was?«, schrie Auson auf. Tung zuckte erschrocken zusammen. »Sie können doch nicht …«
Miles fiel ihm ins Wort: »Erinnern Sie sich zufällig, wie Sie vom Kommandanten der Ariel zum Kommandanten der Triumph aufstiegen? Ja?«
Auson zeigte auf Tung. »Was ist mit ihm?«
»Mein Auftraggeber wird einen Betrag beisteuern, der dem Wert der Triumph entspricht und Tungs persönlicher Anteil an der Korporation der Flotte werden wird. Dafür wird Kommodore Tung alle Ansprüche auf das Schiff selbst aufgeben. Ich werde Tungs Rang als Taktischer Stabschef bestätigen, und Ihren als Kapitän des Flaggschiffs Triumph.
Ihr ursprünglicher Beitrag, entsprechend dem Wert der Ariel abzüglich bestimmter Pfandrechte, wird als Ihr persönlicher Anteil an der Flottenkorporation bestätigt werden. Beide Schiffe werden als Eigentum der Flotte registriert.«
»Machen Sie da mit?«, fragte Auson Tung.
Miles traf Tung mit einem stählernen Blick.
»Ja«, sagte Tung widerwillig.
Auson runzelte die Stirn. »Es geht nicht nur um das Geld …« Er hielt inne und runzelte die Stirn. »Was für ein Kampfbonus? Was für ein Kampf?«
Wer zögert, hängt schon am Haken. »Sind Sie dabei oder nicht?«
In Ausons Mondgesicht erschien ein listiger Blick. »Ich bin dabei – wenn er sich entschuldigt.«
»Was? Dieser Sülzkopf denkt allen Ernstes …«
»Entschuldige dich bei dem Mann, liebster Tung«, säuselte Miles zwischen zusammengebissenen Zähnen, »und dann lasst uns weitermachen. Oder die Triumph bekommt einen Kapitän, der ihr eigener erster Schiffsoffizier sein kann. Und zu dessen vielfältigen Tugenden es gehört, dass er nicht mit mir streitet.«
»Natürlich nicht, der kleine betanische Zwitter ist verliebt«, versetzte Auson. »Ich habe nie herausbekommen können, ob er gevögelt werden möchte oder es selber von hinten machen will …«
Miles lächelte und hob Einhalt gebietend die Hand. »Nun, nun.« Er nickte Elena zu, die ihren Betäuber zugunsten eines Nervendisruptors eingesteckt hatte, mit dem sie ruhig auf Ausons Kopf zielte. Ihr Lächeln erinnerte Miles beunruhigend an ein gewisses Lächeln ihres Vaters, Sergeant Bothari. Oder noch schlimmer: an ein Lächeln von Cavilo. »Habe ich jemals erwähnt, Auson, wie sehr mich der Klang Ihrer Stimme reizt?«, fragte sie.
»Sie würden nicht schießen«, sagte Auson unsicher.
»Ich würde sie nicht stoppen«, log Miles. »Ich brauche Ihr Schiff. Es wäre bequem – aber nicht notwendig –, wenn Sie es für mich befehligten.« Sein Blick flog wie ein Messer auf seinen mutmaßlichen Taktischen Stabschef zu.
»Tung?«
Mit Widerwillen gab Tung eine vornehm formulierte, wenn auch vage Entschuldigung an Ausons Adresse ab, für frühere Verunglimpfungen seines Charakters, seiner Intelligenz, seiner Vorfahren, seiner Erscheinung – als Ausons Gesicht immer düsterer wurde, unterbrach Miles Tung inmitten seiner Aufzählung und ließ ihn neu beginnen.
»Mach es einfacher.«
Tung holte Luft. »Auson, du kannst manchmal ein echtes Arschloch sein, aber verdammt, du kannst auch kämpfen, wenn du musst. Ich habe dich gesehen. Wenn es mulmig und schlimm und verrückt wird, dann möchte ich dich vor jedem anderen Kapitän der Flotte hinter meinen Rücken wissen.«
Auson zog einen Mundwinkel hoch. »Nun, das ist ehrlich. Danke vielmals. Ich weiß deine Besorgnis für meine Sicherheit wirklich zu schätzen. Wie mulmig und schlimm und verrückt, glaubst du, wird das werden?«
Tungs leises Lachen war, so meinte Miles, höchst unangenehm. Die Kapitän-Eigner wurden einer nach dem anderen hereingebracht, um überredet, bestochen, erpresst und geblendet zu werden, bis Miles’ Mund trocken, seine Kehle rau und seine Stimme heiser war. Nur der Kapitän der Peregrine versuchte körperlich zu kämpfen. Er wurde betäubt und gefesselt, und seinem Ersten Offizier wurde die Wahl zwischen einer nominellen Beförderung und einem langen Gang aus einer kurzen Luftschleuse eingeräumt. Er wählte die Beförderung, obwohl seine Augen sagten: Es wird einmal ein anderer Tag kommen. Solange dieser andere Tag nach den Cetagandanern kam, war Miles durchaus zufrieden.
Sie zogen in den größeren Konferenzraum gegenüber dem Taktikzentrum um, für die seltsamste Stabssitzung, an der Miles je teilgenommen hatte. Oser war gestärkt durch eine Wiederholungsinjektion von Schnell-Penta und wurde am Kopf des Tisches aufgestützt wie eine ausgestopfte lächelnde Leiche. Mindestens zwei weitere
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