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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wo sie auf Verstärkungen für den nächsten Schlag warteten. Cetagandanischer Nachschub strömte vom anderen Wurmloch aus durch das System von Vervain.
    Das andere Wurmloch war schnell gefallen. Aus der Perspektive des Angreifers war es der einzige Zugang. Obwohl den Cetagandanern mit ihrem massiven Erstschlag eine vollkommene Überraschung gelungen war, hätten die Vervani sie vielleicht stoppen können, wenn drei Ranger-Schiffe nicht anscheinend ihre Befehle missverstanden und den Kampf nicht abgebrochen hätten, als sie einen Gegenangriff starten sollten. Aber die Cetagandaner hatten ihren Brückenkopf gesichert und begannen durchzuströmen.
    Das zweite Wurmloch, Miles’ Wurmloch, war besser für die Verteidigung ausgerüstet gewesen – bis die in Panik geratenen Vervani alles abgezogen hatten, was entbehrt werden konnte, um den Bereich des hohen Orbits um ihre Heimatwelt zu schützen. Miles konnte ihnen kaum einen Vorwurf machen, beide Optionen stellten eine schwere strategische Entscheidung dar. Aber jetzt brausten die Cetagandaner praktisch ungehindert durch das System. Sie übersprangen den massiv geschützten Planeten in einem kühnen Versuch, das Hegen-Wurmloch zu erobern, wenn nicht durch Überraschung, dann wenigstens durch Geschwindigkeit.
    Die erste Methode zum Angriff auf ein Wurmloch, die zur Auswahl stand, war List, Bestechung und Infiltration, d.h. Betrug. Die zweite, zu deren Ausführung auch List bevorzugt wurde, bestand in einem Umweg, indem man Streitkräfte über eine andere Route (wenn es sie gab) in den umstrittenen Lokalraum schickte. Die dritte war, einen Angriff mit einem Opferschiff zu eröffnen, das eine ›Sonnenwand‹ legte, eine massive Decke von kleinen Nuklearprojektilen, die als Einheit platziert wurden und eine Welle der Zerstörung aufbauten, die den Raum um das Wurmloch von fast allem freiräumte, häufig auch von dem Angriffsschiff, aber Sonnenwände waren teuer, schnell zerstreut und nur lokal wirksam.
    Die Cetagandaner hatten versucht, alle drei Methoden zu kombinieren, wie die Unordnung der Rangers und der schmutzige radioaktive Nebel, der aus der Umgebung ihrer ersten Eroberung ausströmte, bezeugten.
    Die vierte anerkannte Lösung des Problems eines Frontalangriffs auf ein bewachtes Wurmloch war, den Offizier zu erschießen, der den Angriff vorschlug. Miles hoffte, die Cetagandaner würden sich auch zu dieser Methode durchringen, sobald er mit seiner Arbeit fertig wäre. Die Zeit verging. Miles befestigte einen Stationsstuhl in der Halterung und studierte das zentrale Display, bis ihm die Augen tränten und sein Geist in einen hypnotischen Dämmerschlaf zu fallen drohte, dann stand er auf, schüttelte sich, ging zwischen den Dienststationen umher und schaute dabei den anderen über die Schulter.
    Die Cetagandaner manövrierten. Das plötzliche und unerwartete Eintreffen der Dendarii-Streitmacht während ihrer Ruhepause hatte sie zeitweilig in Verwirrung gestürzt, ihr geplanter Schlussangriff auf die gestressten Vervani musste notwendigerweise im Flug in noch eine weitere, sanfter werdende Runde von punktuellen Angriffen umgewandelt werden. Das war teuer. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Cetagandaner wenige Möglichkeiten, ihre Anzahl oder ihre Bewegungen zu verbergen. Das Eingreifen der Dendarii legte den Cetagandanern die Folgerung nahe, dass die Söldner über verborgene Reserven verfügten (wer wusste, wie unbegrenzt? Miles sicher nicht), die auf der anderen Seite des Wurmlochsprungs versteckt waren. In Miles flackerte kurz die Hoffnung auf, dass diese Drohung allein schon genügen könnte, um die Cetagandaner zum Abbruch ihres Angriffs zu veranlassen.
    »Nö«, seufzte Tung, als Miles ihm diesen optimistischen Gedanken anvertraute. »Sie stecken schon zu tief drin. Die Metzgerrechnung ist schon zu hoch für sie, als dass sie noch vorgeben könnten, sie hätten nur Faxen gemacht. Selbst für sie selber. Ein cetagandanischer Kommandant, der jetzt aufstecken würde, käme zu Hause vor ein Kriegsgericht. Sie werden noch weitermachen, wenn es schon lange hoffnungslos ist, weil ihre hohen Tiere verzweifelt ihre blutenden Ärsche mit einer Siegesfahne bedecken wollen.«
    »Das ist … abscheulich.«
    »Das ist das System, mein Sohn, und nicht nur für die Cetagandaner. Einer der verschiedenen eingebauten Defekte des Systems. Und außerdem«, Tung grinste kurz, »es ist für sie noch nicht ganz so hoffnungslos. Eine Tatsache, die wir vor ihnen zu verheimlichen versuchen

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