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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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überflüssig. Er erinnerte sich an den Kalauer von der Akademie:
    Regel 1) Überstimme den Taktikcomputer nur, wenn du etwas weißt, was er nicht weiß.
    Regel 2) Der Taktikcomputer weiß immer mehr als du.
    War das der Kampf? Dieser gedämpfte Raum, ein Wirbel von Lichtern, diese gepolsterten Stühle? Vielleicht war die Distanz eine gute Sache für Kommandanten. Sein Herz pochte sogar jetzt. Ein Taktikraum dieses Kalibers konnte Informationsüberlastung und Gedankensperre verursachen, wenn man es zuließ. Der Trick bestand darin, herauszunehmen, was wichtig war, und niemals zu vergessen, dass die Landkarte nicht die Wirklichkeit war.
    Seine Aufgabe hier, erinnerte sich Miles, war nicht zu befehlen. Sie bestand darin, Tung beim Kommandieren zu beobachten und zu lernen, wie er es tat, seine Denkmethoden, die vom barrayaranischen Akademiestandard abwichen. Der einzige Moment, wo Miles Tung legitim überstimmen durfte, könnte kommen, wenn irgendeine äußere politisch/strategische Notwendigkeit Vorrang hätte vor innerer taktischer Logik. Miles betete darum, dass dieses Ereignis nicht einträte, denn ein kürzerer und hässlicherer Name dafür war ›die eigenen Truppen verraten‹.
    Miles’ Aufmerksamkeit nahm zu, als ein kleiner Sprungaufklärer an der Mündung des Wurmloches aufblinkte. Auf dem Taktikdisplay war er ein rosafarbener Lichtpunkt in einem langsam sich bewegenden Strudel von Dunkelheit. Auf einem Teleschirm war es ein schlankes Schiff vor unbewegten fernen Sternen. Vom Standpunkt des eigenen Piloten, der mit ihm verkabelt war, stellte das Schiff eine seltsame Erweiterung seines eigenen Körpers dar. Auf einem weiteren Viddisplay war es eine Sammlung telemetrischer Anzeigen, Numerologie, ein platonisches Ideal.
    Was davon ist die Wahrheit? Alles. Nichts. »Haiköder Eins meldet an Flotte Eins«, erklang die Stimme des Piloten über Tungs Konsole. »Sie haben zehn Minuten Durchflugerlaubnis. Halten Sie sich bereit für den Dichtstrahlimpuls!«
    Tung sprach in seinen Kommunikator: »Flotte beginnt Sprung, dicht hintereinander in numerischer Reihenfolge.« Das erste Dendarii-Schiff, das an dem Wurmloch wartete, ging in Ausgangsstellung, leuchtete auf dem Taktikdisplay hell auf (obwohl es auf dem Televid nichts zu tun schien) und verschwand. Ein zweites Schiff folgte nach dreißig Sekunden und reduzierte damit die Sicherheitsgrenze für die Zeitspanne zwischen zwei Sprüngen extrem. Wenn zwei Schiffe versuchten, am selben Ort zur selben Zeit zu rematerialisieren, dann wäre das Ergebnis: keine Schiffe, aber eine riesige Explosion.
    Als die von Haiköder per Dichtstrahl übermittelten Telemetriedaten von dem Taktikcomputer verarbeitet waren, rotierte das Displaybild so, dass der dunkle Strudel, der das Wurmloch repräsentierte (aber keineswegs abbildete), plötzlich von einem Ausgangs-Strudel gespiegelt wurde. Jenseits dieses Ausgangs repräsentierte eine Anordnung von Punkten, Flecken und Linien Schiffe, die flogen, manövrierten, feuerten und flohen, die gepanzerte Kampfstation der Vervani auf der Heimatseite, Zwilling der Station auf der Nabenseite, wo Miles Gregor zurückgelassen hatte, die cetagandanischen Angreifer. Endlich ein Blick auf ihr Ziel. Alles war natürlich nicht mehr aktuell, um Minuten veraltet.
    »Pfui Teufel«, kommentierte Tung. »Was für ein Durcheinander. Jetzt geht’s los …«
    Die Sprungsirene ertönte. Jetzt war die Triumph an der Reihe. Miles griff nach der Lehne von Tungs Stuhl, obwohl er rational wusste, dass die Empfindung von Bewegung illusorisch war. Ein Wirbel von Träumen schien seinen Geist zu umwölken, einen Augenblick lang, eine Stunde lang, es war unmessbar. Der Ruck in seinem Bauch und die darauf folgende scheußliche Welle von Übelkeit waren alles andere als traumhaft. Der Sprung hinüber. Einen Augenblick herrschte Schweigen im ganzen Raum, als die anderen sich bemühten, ihre Desorientierung zu überwinden. Dann ging das Gemurmel dort weiter, wo es aufgehört hatte. Willkommen in Vervain. Nehmen Sie einen Wurmlochsprung zur Hölle.
    Das Taktikdisplay drehte und veränderte sich, nahm neue Daten auf, zentrierte sein kleines Universum aufs neue. Ihr Wurmloch wurde gegenwärtig von seiner umlauerten Station und einer dünnen und angeschlagenen Kette von vervanischen Schiffen und von Vervani kommandierten Rangerschiffen bewacht. Die Cetagandaner hatten ihnen schon einmal einen Schlag versetzt, waren abgeschlagen worden und schwebten jetzt außerhalb der Reichweite,

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