Der Prinz und der Soeldner
›Unbefugtes Abenteuer‹ – glaubt das überhaupt jemand? Warum macht man sich überhaupt die Mühe?«
»Das ist Raffinesse, mein Junge. Einem Feind, der sich zurückzieht, sollte man soviel von seinem Gesicht überlassen, wie er davontragen kann. Lass ihn nur nicht irgend etwas anderes davontragen.«
»Ich habe gehört, dass du die Polianer eingewickelt hast. Die ganze Zeit erwartete ich, dass Simon Illyan persönlich auf der Bildfläche erscheinen würde, um uns verlorene Knaben nach Hause zu holen.«
»Er wollte unbedingt kommen, aber es gab keinen Weg, wie wir beide die Heimat zur selben Zeit verlassen konnten. Die wackelige Tarnung, die wir über Gregors Abwesenheit gebreitet hatten, hätte jeden Augenblick zusammenfallen können.«
»Wie habt ihr übrigens das geschaukelt?«
»Wir suchten einen jungen Offizier aus, der Gregor sehr ähnlich sah, sagten ihm, es gebe ein Attentatskomplott gegen den Kaiser und er solle den Köder spielen. Segen über ihn, er machte sofort bereitwillig mit. Er – und sein Sicherheitsteam, dem die gleiche Geschichte erzählt worden war – haben die nächsten paar Wochen damit verbracht, ein geruhsames Leben drunten in Vorkosigan Surleau zu führen und die besten Speisen zu schnabulieren – allerdings gab es dann eine Magenverstimmung.
Schließlich schickten wir ihn auf eine ländliche Campingreise, als die Anfragen aus der Hauptstadt immer drängender wurden. Die Leute werden es bald spitzkriegen, da bin ich mir sicher, wenn sie es nicht schon spitzgekriegt haben, aber jetzt, da wir Gregor wieder haben, können wir das Ganze erklären, wie immer wir wollen. Wie immer er will.« Graf Vorkosigan blickte einen Augenblick auf seltsame Weise finster drein, seltsam deshalb, weil er nicht gänzlich unzufrieden zu sein schien.
»Ich war überrascht«, sagte Miles, »obwohl sehr glücklich, dass du deine Streitkräfte so schnell an Pol vorbeigebracht hast. Ich fürchtete, sie würden dich nicht durchlassen, bis die Cetagandaner in der Nabe wären. Und dann wäre es zu spät gewesen.«
»Ja, also gut, das ist der andere Grund, weshalb ich gekommen bin anstatt Simon. Da ich Premierminister bin und früherer Regent, war es für mich vollkommen angemessen, einen Staatsbesuch auf Pol zu machen. Wir stellten schnell eine Liste zusammen mit den fünf wichtigsten diplomatischen Zugeständnissen, die sie seit Jahren von uns haben wollten, und schlugen sie als Tagesordnung vor. Da alles sehr förmlich und offiziell und einwandfrei war, war es dann vollkommen angemessen für uns, meinen Besuch mit der Jungfernfahrt der Prinz Serg zu verbinden.
Wir befanden uns im Orbit von Pol und pendelten immerzu hinauf und hinunter zu offizieller Empfängen und Parties« – seine Hand rieb unbewusst seinen Unterleib in einer Schmerz abwehrenden Geste –, »wobei ich noch verzweifelt versuchte, durch Reden unseren Weg in die Nabe zu erreichen, ohne dass wir auf jemand schießen müssten, als die Nachricht von dem cetagandanischen Überraschungsangriff gegen Vervain eintraf.
An diesem Punkt bekamen wir plötzlich ganz schnell die Erlaubnis weiterzufahren. Und wir waren nur Tage, nicht Wochen, vom Schauplatz entfernt. Die Aslunder dazu zu bringen, dass sie gemeinsame Sache mit den Polianern machten, war eine delikatere Angelegenheit. Gregor überrascht mich, wie er das hinkriegte. Die Vervani waren kein Problem, sie waren zu dem Zeitpunkt hochmotiviert sich Verbündete zu suchen.«
»Wie ich höre, ist Gregor jetzt sehr populär auf Vervain.«
»Er wird in ihrer Hauptstadt gerade gefeiert während wir hier miteinander reden, glaube ich.« Graf Vorkosigan blickte auf sein Chrono. »Sie sind ganz verrückt nach ihm. Ihn im Taktikraum der Prinz Serg mit in den Kampf fliegen zu lassen, war vielleicht eine bessere Idee, als ich dachte. Vom rein diplomatischen Standpunkt aus gesehen.«
Graf Vorkosigan schaute ziemlich zerstreut drein.
»Es … hat mich überrascht, dass du ihm erlaubt hast, mit euch in die Kampfzone zu springen. Das hatte ich nicht erwartet.«
»Nun ja, wenn du darauf zu sprechen kommst, der Taktikraum der Prinz Serg musste wohl zu den am stärksten verteidigten paar Kubikmetern im ganzen Lokalraum von Vervain gehört haben. Er war … er war …«
Miles beobachtete fasziniert, wie sein Vater versuchte, die Worte vollkommen sicher auszusprechen, und statt dessen an ihnen herumwürgte. Ihm ging ein Licht auf. »Das war nicht deine Idee, oder? Gregor war auf seinen eigenen Befehl hin an
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