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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eigenen Distrikt der Vorkosigans das Problem noch drastischer aufgezeigt. Ja, ein höherer Rang, ob sozial oder militärisch, hatte seine Vorteile. Miles war entschlossen, alles zu erreichen, was er konnte, bevor er fertig war.
    Er zupfte seinen Parka zurecht, so dass seine Offiziersabzeichen am Kragen deutlich sichtbar wurden. »Hallo, Korporal. Ich habe Befehl, mich bei einem Leutnant Ahn zu melden, dem Meteorologie-Offizier der Basis. Wo kann ich ihn finden?«
    Miles wartete einen Herzschlag lang auf den korrekten Gruß des Korporals. Es dauerte eine Weile, der Korporal glotzte immer noch auf ihn herab. Schließlich dämmerte es ihm, dass Miles vielleicht wirklich ein Offizier war.
    Verspätet salutierte er. »Entschuldigen Sie … äh … was haben Sie gesagt, Sir?«
    Miles erwiderte den Gruß höflich und wiederholte seine Worte in ruhigem Ton.
    »Aha, Leutnant Ahn, richtig. Gewöhnlich versteckt er sich – das heißt, gewöhnlich ist er in seinem Büro. Im zentralen Verwaltungsgebäude.«
    Der Korporal schwang seinen Arm herum, um auf einen zweistöckigen Plattenbau zu zeigen, der aus einer Reihe halbvergrabener Lagerhäuser am Ende des Rollfeldes etwa einen Kilometer entfernt herausragte. »Sie können es nicht verfehlen, es ist das höchste Gebäude auf der Basis.« Außerdem, bemerkte Miles, gut gekennzeichnet durch die Ansammlung verschiedenster Antennen, die auf dem Dach aufragten. Sehr gut.
    Sollte er nun sein Gepäck diesen Trotteln übergeben und darum beten, dass es ihm dann zu seinem endgültigen Ziel folgte, wo immer das auch sein mochte? Oder ihre Arbeit unterbrechen und einen Ladewagen für den Transport abkommandieren? Einen Augenblick lang stellte er sich vor, wie er auf dem Vorderteil dieses Dings stand wie die Galionsfigur eines Segelschiffs und zusammen mit einer halben Tonne ›Unterwäsche, Warm, Lang, 2 Dutzend pro Kiste, Ausführung Nr. 6.774.932‹ zur Begegnung mit seiner Bestimmung geschoben wurde. Da entschied er sich, seinen Sack zu schultern und zu Fuß zu gehen.
    »Danke, Korporal.« Er marschierte in die gezeigte Richtung los und war sich dabei seines Hinkens und der Beinschienen, die unter seinen Hosenbeinen verborgen ihren Teil des Extragewichts trugen, nur allzu bewusst. Es war weiter, als es ausgesehen hatte, aber Miles achtete darauf, nicht innezuhalten und nicht zu schwanken, bevor er hinter der ersten Lagerhauseinheit außer Sicht war.
    Die Basis schien nahezu verlassen. Natürlich. Den Großteil ihrer Insassen bildeten die Infanterierekruten, die in zwei Schüben pro Winter kamen und gingen. Jetzt war nur die Dauermannschaft hier, und Miles vermutete, dass die meisten ihren Haupturlaub während dieser kurzen Atempause im Sommer nahmen. Im Innern des Verwaltungsgebäudes hielt er keuchend an. Er war niemandem begegnet.
    Das Display des elektronischen Orientierungsplans war außer Betrieb, wie ein handgeschriebenes Schildchen mitteilte, das über die Vidscheibe geklebt war. Miles wanderte den ersten und einzigen Korridor auf der rechten Seite entlang und suchte nach irgendeinem Dienstzimmer, in dem irgendjemand arbeitete. Die meisten Türen waren zu, aber nicht abgesperrt, die Lichter waren ausgeschaltet. In einem Büro mit dem Schild ›Allgemeine Buchhaltung‹ saß ein Mann in schwarzer Arbeitsuniform mit roten Leutnantsabzeichen am Kragen völlig vertieft vor seinem Holovid, das lange Tabellen von Daten anzeigte, und fluchte leise vor sich hin.
    »Wo ist das Meteorologie-Büro?«, rief Miles durch die Tür.
    »Erster Stock.« Der Leutnant zeigte nach oben, ohne sich umzuwenden, kauerte sich noch mehr zusammen und begann wieder zu fluchen. Miles ging auf Zehenspitzen davon, ohne ihn weiter zu stören. Er fand endlich das Büro im ersten Stock, eine geschlossene Tür mit einem Schild in verblichenen Buchstaben.
    Er machte davor halt, setzte sein Gepäck ab und legte seinen Parka gefaltet darauf. Dann überprüfte er sein Aussehen. Vierzehn Stunden Reise hatten seine ursprüngliche Schneidigkeit etwas in Mitleidenschaft gezogen. Es war ihm jedoch gelungen, seine grüne Interimsuniform und seine Halbstiefel von Essensflecken, Schlamm und anderen Verunreinigungen freizuhalten. Er strich seine Mütze glatt und steckte sie vorschriftsmäßig in den Gürtel.
    Einen halben Planeten und ein halbes Lebensalter hatte er durchmessen, um diesen Augenblick zu erreichen. Drei Jahre fieberhaften Trainings lagen hinter ihm. Aber die Jahre an der Akademie hatten immer einen leichten Hauch

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