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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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unfaires Spiel. Oder es war ein Fehler unterlaufen. Das wäre nicht zum ersten Mal. Er zögerte einen langen Augenblick, seine Faust umklammerte fest die Folie, dann ging er zur Tür.
    »Wohin gehst du?«, fragte Ivan.
    »Zu Major Cecil.«
    Ivan prustete. »So? Na dann viel Glück!«
    Verbarg der Sergeant am Schreibtisch ein feines Lächeln, als er den Kopf senkte, um den nächsten Stapel Umschläge zu sortieren? »Fähnrich Dräut«, rief er. Die Reihe rückte wieder um einen Platz vor. Major Cecil lehnte mit einer Hüfte am Schreibtisch seines Schreibers und beratschlagte mit ihm über irgend etwas auf dem Vid, als Miles sein Büro betrat und salutierte.
    Major Cecil warf einen schnellen Blick auf Miles und dann auf sein Chrono. »Aha, weniger als zehn Minuten. Ich habe die Wette gewonnen.«
    Der Major erwiderte Miles’ militärischen Gruß, während der Schreiber säuerlich lächelnd einen kleinen Packen Geldscheine aus seiner Tasche holte, einen Einmarkschein herauszog und ihn wortlos seinem Vorgesetzten hinschob. Das Gesicht des Majors war nur äußerlich amüsiert, er nickte in Richtung auf die Tür, der Schreiber riss die Plastikfolie heraus, die seine Maschine gerade erstellt hatte, und verließ den Raum.
    Major Cecil war ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren, mager, von ausgeglichenem Temperament, wachsam. Sehr wachsam. Obwohl er nicht der offizielle Leiter der Personalabteilung war (dieser Verwaltungsposten gehörte einem ranghöheren Offizier), hatte Miles Cecil schon lange zuvor als den Mann ausgemacht, der die endgültigen Entscheidungen fällte. Durch Cecils Hände gingen zumindest alle Ernennungen für alle Absolventen der Akademie. Miles hatte ihn immer als einen zugänglichen Mann gefunden, mehr Lehrer und Wissenschaftler als Offizier. Sein Witz war trocken und außergewöhnlich, und er widmete sich seinem Dienst mit tiefer Hingabe. Miles hatte ihm immer vertraut. Bis jetzt.
    »Sir«, begann er. Er hielt seinen Marschbefehl mit einer frustrierten Geste vor sich hin. »Was ist das?«
    Cecils Augen funkelten noch in seinem privaten Vergnügen, als er die Marknote einsteckte. »Wollen Sie von mir, dass ich es Ihnen vorlese, Vorkosigan?«
    »Sir, ich frage …« Miles brach ab, biss sich auf die Zunge, begann erneut: »Ich habe ein paar Fragen über meine Versetzung.«
    »Meteorologie-Offizier auf Basis Lazkowski«, rezitierte Major Cecil.
    »Es ist … also kein Fehler? Ich habe den richtigen Umschlag bekommen?«
    »Wenn das da geschrieben steht, dann haben Sie ihn bekommen.«
    »Sind … Sie sich dessen bewusst, dass der einzige Kurs in Meteorologie, den ich hatte, nur Flugwetter behandelte?«
    »Ja.« Der Major verriet mit keiner Miene, was er dachte.
    Miles hielt inne. Dass Cecil seinen Schreiber hinausgeschickt hatte, war ein deutliches Signal, dass die Aussprache offen sein sollte. »Ist das eine Art von Bestrafung?« Was habe ich Ihnen je angetan?
    »Warum, Fähnrich?« Cecils Stimme war sanft. »Es ist eine völlig normale Aufgabe. Hatten Sie eine außergewöhnliche erwartet? Mein Job ist es, Personalanforderungen mit den verfügbaren Kandidaten zu erfüllen. Jede Anforderung muss mit jemandem erfüllt werden.«
    »Jeder Absolvent einer Technikerschule könnte diese hier erfüllen.« Miles bemühte sich, kein Knurren in seiner Stimme anklingen zu lassen und öffnete seine Fäuste. »Besser gesagt: Dafür ist kein Kadett von der Akademie nötig.«
    »Das ist richtig«, stimmte der Major zu.
    »Warum dann?«, brach es aus Miles hervor. Seine Stimme klang lauter, als er es beabsichtigt hatte.
    Cecil seufzte und richtete sich auf. »Weil ich bemerkt habe, Vorkosigan, als ich Sie beobachtete – und Sie wissen sehr wohl, dass Sie der am besten beobachtete Kadett waren, der je durch diese Hallen geschritten ist, abgesehen von Kaiser Gregor selbst …«
    Miles nickte kurz.
    »… dass Sie trotz der Brillanz, die Sie auf manchen Gebieten zeigten, auch einige chronische Schwächen an den Tag gelegt haben. Und ich beziehe mich dabei nicht auf Ihre physischen Probleme, von denen jeder außer mir dachte, sie würden Sie scheitern lassen, bevor noch das erste Jahr um wäre – Sie haben sich in dieser Hinsicht überraschend vernünftig gezeigt …«
    Miles zuckte die Achseln. »Schmerz tut weh, Sir. Ich suche ihn nicht.«
    »Sehr gut. Aber Ihr schlimmstes chronisches Problem besteht auf dem Gebiet der – wie soll ich es genau formulieren? – Unterordnung. Sie widersprechen zu viel.«
    »Nein, tue ich

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