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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Miles Overholt zu einer Cafeteria, die zur Halle hin offen war, so konnte sie jeder, der Ungari nicht sehen sollte, besser beobachten. Er kaute ein Sandwich mit künstlich erzeugtem Protein und entspannte seine Nerven ein bisschen. Eigentlich dürfte diese Vorstellung in Ordnung sein. Nicht annähernd so aufputschend wie …
    »Admiral Naismith!«
    Miles erstickte fast an einem halbgekauten Bissen, sein Kopf fuhr alarmiert herum, um zu erkennen, woher der überraschte Ausruf gekommen war. Overholt war sofort in Alarmbereitschaft, doch es gelang ihm, seine Hände davon abzuhalten, vorzeitig nach dem versteckten Betäuber zu greifen.
    Zwei Männer waren neben dem Tisch stehengeblieben. Den einen erkannte Miles nicht. Der andere … verdammt! Er kannte das Gesicht. Mit kantigem Kinn, brauner Haut, zu ordentlich und zu fit für sein Alter, um für was anderes als einen Soldaten gehalten zu werden, trotz der polianischen zivilen Kleidung. Der Name, der Name …! Einer von Tungs Kommandos, Kommandant einer Kampfshuttlemannschaft.
    Miles hatte ihn zum letzten Mal gesehen, als sie sich zusammen in der Waffenkammer der Triumph ausrüsteten und auf einen Enterkampf vorbereiteten. Clive Chodak, so hieß er.
    »Es tut mir leid, Sie irren sich.« Miles’ Leugnen war ein reiner spinaler Reflex. »Mein Name ist Victor Rotha.«
    Chodak blinzelte. »Was? Oh! Entschuldigung. Das heißt – Sie sehen jemandem sehr ähnlich, den ich einmal kannte.«
    Er betrachtete Overholt von oben bis unten. Dann musterten seine Augen Miles hartnäckig. »Hm, dürfen wir uns zu Ihnen setzen?«
    »Nein!«, sagte Miles scharf und übernervös. Nein, warte. Einen möglichen Kontakt sollte er wohl nicht sausen lassen. Das hier war eine Komplikation, auf die er hätte vorbereitet sein sollen. Aber Naismith voreilig zu aktivieren, ohne Ungaris Befehle … »Jedenfalls nicht hier«, verbesserte er sich hastig.
    »Ich … verstehe, Sir.« Mit einem kurzen Nicken zog sich Chodak sofort zurück und zog seinen widerstrebenden Begleiter mit sich. Er brachte es fertig, nur einmal über die Schulter zurückzublicken. Miles unterdrückte den Impuls, in seine Serviette zu beißen. Die beiden Männer mischten sich unter die Menschen in der Halle. Nach ihren heftigen Gesten zu schließen, schienen sie zu streiten.
    »War das geschickt?«, fragte Miles kleinlaut.
    Overholt schaute leicht bestürzt drein. »Nicht sehr.« Er blickte mit gerunzelter Stirn in die Halle, in die Richtung, wo die beiden Männer verschwunden waren.
    Chodak brauchte nicht mehr als eine Stunde, um Miles an Bord seines betanischen Schiffs im Dock aufzuspüren. Ungari war noch unterwegs.
    »Er sagt, er will mit Ihnen sprechen«, sagte Overholt. Er und Miles schauten prüfend auf den Vidmonitor für die Luke, wo Chodak ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. »Was, glauben Sie, will er wirklich?«
    »Vermutlich mit mir sprechen«, sagte Miles. »Verdammt, wenn ich nicht auch mit ihm sprechen will.«
    »Wie gut haben Sie ihn gekannt?«, fragte Overholt misstrauisch, während er Chodaks Abbild betrachtete.
    »Nicht gut«, gab Miles zu. »Er schien ein fähiger Unteroffizier zu sein. Kannte sein Gerät, hielt seine Leute in Bewegung, hielt unter Feuer stand.«
    In Wirklichkeit, wenn Miles zurückdachte, so waren seine tatsächlichen Kontakte mit dem Mann kurz gewesen, alle rein sachlich … aber einige dieser Minuten waren kritisch gewesen, in der wilden Unsicherheit des Kampfes an Bord eines Raumschiffes. Waren Miles’ instinktive Empfindungen wirklich eine adäquate Sicherheitsüberprüfung für einen Mann, den er fast vier Jahre nicht mehr gesehen hatte? »Tasten Sie ihn ab, auf jeden Fall. Aber lassen wir ihn herein und sehen wir mal, was er zu sagen hat.«
    »Wenn Sie es so befehlen, Sir«, sagte Overholt neutral.
    »Ich befehle es.«
    Chodak schien nichts dagegen zu haben, abgetastet zu werden. Er trug nur einen registrierten Betäuber. Allerdings war er auch ein Experte im Nahkampf gewesen, erinnerte sich Miles, eine Waffe, die niemand konfiszieren konnte. Overholt eskortierte ihn in das Kasino des kleinen Schiffes – die Betaner hätten es den Erfrischungsraum genannt.
    »Mr. Rotha«, Chodak nickte, »ich … hm … hoffte, wir könnten hier privat miteinander reden.« Er schaute misstrauisch auf Overholt. »Oder sind Sie der Nachfolger von Sergeant Bothari?«
    »Keineswegs.« Miles gab Overholt ein Zeichen, ihm in den Korridor zu folgen, und sprach erst, als die Türen zugegangen

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