Der Prinz und der Soeldner
abbiss. Er kaute, während Elena sie wieder aus der Schleuse führte. Pflichtbewusst bot er Gregor einen Biss an, aber der schüttelte nur den Kopf. Wahrscheinlich hatte Gregor in dieser Cafeteria gegessen.
Chodak strich hastig Gregors Uniform zurecht, und dann marschierten sie alle los, Miles in der Mitte, halb versteckt, halb bewacht. Bevor er wegen seiner Auffälligkeit halb paranoid wurde, nahmen sie ein Liftrohr nach unten, kamen einige Decks weiter unten wieder heraus und befanden sich in einer großen Frachtschleuse, die an eine Fähre angekoppelt war. Ein Mann von Elenas Vorkommando, der scheinbar müßig an einer Wand lehnte, nickte ihnen zu. Chodak salutierte andeutungsweise, dann trennte er sich von ihnen und eilte davon.
Miles und Gregor folgten Elena durch die Gelenkdichtung der Fährenluke in den leeren Frachtraum einer der Fähren der Triumph, dabei traten sie aus dem künstlichen Schwerkraftfeld des Mutterschiffes abrupt in den Schwindel des freien Falls. Sie schwebten nach vorn zur Pilotenkabine.
Elena verschloss die Kabinenluke hinter ihnen und wies Gregor mit hastigen Gesten auf den leeren Sitz am Platz des Bordingenieurs und Kommunikationsoffiziers.
Die Plätze des Piloten und des Copiloten waren besetzt. Arde Mayhew grinste Miles über die Schulter fröhlich zu, winkte grüßend und salutierte. Miles erkannte den glattgeschorenen Rundkopf des zweiten Mannes, noch bevor der sich umdrehte.
»Hallo, mein Sohn.« Ky Tungs Lächeln war weit mehr ironisch als fröhlich. »Willkommen zurück. Du hast dir ja ganz schön Zeit gelassen.« Tung hielt die Arme gekreuzt und salutierte nicht.
»Hallo, Ky.« Miles nickte dem Eurasier zu.
Tung hatte sich jedenfalls nicht verändert. Er schaute immer noch so aus, als könnte er jedes Alter zwischen vierzig und siebzig haben. Er war immer noch gebaut wie ein Panzer aus alter Zeit. Immer noch schien er mehr zu sehen als er sagte, und das war außerordentlich unbequem für Leute mit schlechtem Gewissen.
Mayhew, der Pilot, sprach in seinen Kommunikator: »Verkehrskontrolle, ich habe jetzt herausgefunden, was mit dem roten Licht auf meiner Steuertafel los war. Fehlerhafte Druckanzeige. Alles repariert. Wir sind bereit zum Start.«
»Es wird Zeit, C-2«, erwiderte eine körperlose Stimme. »Ihr könnt starten.«
Die flinken Hände des Piloten aktivierten die Steuerung zum Schließen der Luke und richteten die Steuerdüsen aus. Es zischte und klirrte ein bisschen, dann legte die Fähre von ihrem Mutterschiff ab und begann ihre Flugbahn. Mayhew schaltete den Kommunikator ab und stieß einen langen Seufzer der Erleichterung aus. »Wir sind sicher. Vorläufig.«
Elena zwängte sich hinter Miles auf die andere Seite des Durchgangs und verschränkte ihre langen Beine.
Miles hakte einen Arm um einen Haltegriff, um sich gegen Mayhews gegenwärtige sanfte Beschleunigung zu verankern. »Ich hoffe, du hast recht«, sagte Miles, »aber was veranlasst dich, das zu glauben?«
»Er meint: sicher zum Reden«, sagte Elena. »Nicht sicher in irgendeinem kosmischen Sinn. Dies ist ein geplanter Routineflug, abgesehen von uns nicht registrierten Passagieren. Wir wissen, dass euer Fehlen noch nicht bemerkt wurde, sonst hätte die Verkehrskontrolle uns gestoppt. Oser wird zuerst die Triumph und die militärische Station nach euch durchsuchen. Wir können euch vielleicht sogar wieder an Bord der Triumph schmuggeln, sobald die Suche auf größere Gebiete ausgedehnt wurde.«
»Das ist Plan B«, erklärte Tung, der sich mit seinem Sitz herumdrehte und Miles jetzt sein Profil zeigte. »Oder vielleicht Plan C. Plan A beruhte auf der Annahme, dass eure Befreiung viel geräuschvoller vor sich ginge, und bestand darin, sofort zur Ariel zu fliehen, die jetzt in einer Vorpostenstellung positioniert ist, und die Revolution auszurufen. Ich bin dankbar für die Chance, die Dinge ein bisschen … hm … weniger spontan ins Rollen zu bringen.«
Miles würgte. »Gott! Das wäre schlimmer gewesen als beim ersten Mal.« Eingebunden in eine ineinandergreifende Kette von Ereignissen, die er nicht kontrollierte, abkommandiert als Bannerträger einer Söldnermeuterei, an die Spitze ihres Zugs gestoßen mit so viel freiem Willen wie ein Kopf auf einem Spieß … »Nein. Keine spontanen Sachen, nein danke. Ganz bestimmt nicht.«
»Also«, Tung legte seine kräftigen Finger an den Spitzen zusammen, »wie ist dein Plan?«
»Mein was?«
»Plan«, Tung sprach das Wort mit sarkastischer Sorgfalt aus.
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