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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»Mit anderen Worten: Warum bist du hier?«
    »Die gleiche Frage hat mir Oser auch gestellt«, seufzte Miles. »Würdet ihr mir glauben, dass ich nur aufgrund eines Zufalls hier bin? Oser würde es nicht. Ihr wisst nicht zufällig, warum er mir nicht glauben würde, hm?«
    Tung verzog seine Lippen. »Zufall? Vielleicht. Deine ›Zufälle‹, das habe ich einmal angemerkt, haben eine Art, deine Feinde darin zu verstricken, dass reife und sorgfältige Strategen ganz grün vor Neid werden. Da alles viel zu folgerichtig war für bloße Zufälle, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sich um unbewusstes Wollen handeln muss. Wenn du nur bei mir geblieben wärst, mein Sohn, dann hätten wir zusammen … – oder vielleicht bist du nur ein überragender Opportunist. In diesem Fall richte ich deine Aufmerksamkeit auf die gute Gelegenheit, die jetzt vor dir liegt, nämlich die Dendarii Söldner wieder zu übernehmen.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, merkte Miles an.
    »Du hast meine nicht beantwortet«, entgegnete Tung.
    »Ich will die Dendarii Söldner nicht haben.«
    »Ich schon.«
    »Oh.« Miles machte eine Pause. »Warum spaltest du dich dann nicht ab mit den Leuten, die dir gegenüber loyal sind und startest dann deine eigene Sache? Das hat es schon einmal gegeben.«
    »Sollen wir durchs All schwimmen?« Mit winkenden Fingern imitierte Tung Fischflossen und blies die Backen auf. »Oser kontrolliert das gesamte Material. Mein Schiff eingeschlossen. Die Triumph ist alles an Besitz, was ich in einer dreißigjährigen Karriere angesammelt habe. Was ich durch deine Machenschaften verloren habe. Irgend jemand schuldet mir ein Schiff. Wenn nicht Oser, dann …« Tung blickte mit finsterem Gesicht vielsagend auf Miles.
    »Ich versuchte, dir zum Tausch eine ganze Flotte zu geben«, sagte Miles gequält. »Wie hast du die Kontrolle darüber verloren – du alter Stratege?«
    Tung klopfte mit einem Finger auf seine linke Brust, in einer Geste, die andeutete, dass er einen Treffer eingesteckt hatte. »Die Dinge liefen zuerst ganz gut, ein Jahr oder anderthalb Jahre lang, nachdem wir Tau Verde verlassen hatten. Ich bekam zwei hübsche kleine Kontrakte hintereinander, draußen in Richtung Ostnetz – Kommandooperationen kleinen Ausmaßes, sichere Sachen. Nun gut, nicht zu sicher – wir mussten schon auf Draht sein. Aber wir schafften es.«
    Miles warf einen Blick auf Elena. »Ich hatte davon gehört, ja.«
    »Beim dritten kamen wir in Schwierigkeiten. Baz Jesek hatte sich immer mehr und mehr mit Ausrüstung und Wartung beschäftigt – er ist ein guter Ingenieur, das gestehe ich ihm zu –, ich war taktischer Kommandant, und Oser befasste sich mit den administrativen Problemen. Damals dachte ich, er tue das einfach, weil wir ihm diese Funktion übrig ließen, aber jetzt denke ich, er übernahm sie mit Absicht. Es wäre eine gute Sache gewesen – jeder tut, was er am besten kann –, wenn Oser mit uns gearbeitet hätte, und nicht gegen uns. Ich hätte in der gleichen Situation Attentäter geschickt. Oser engagierte Guerillabuchhalter.
    Bei diesem dritten Kontrakt bezogen wir ein bisschen Prügel. Baz steckte bis über beide Ohren in Ingenieur- und Reparaturarbeiten, und als ich wieder aus der Krankenstation kam, hatte Oser einen seiner kampflosen Sonderaufträge arrangiert – Wurmlochwachdienst. Ein langfristiger Kontrakt. Schien zu jenem Zeitpunkt eine gute Idee zu sein. Aber es gab ihm einen Ansatzpunkt. Da keine tatsächlichen Kämpfe stattfanden«, Tung räusperte sich, »langweilte ich mich, passte nicht auf. Oser hatte mich überlistet, bevor ich erkannte, dass da ein Krieg im Gange war. Er überraschte uns plötzlich mit der finanziellen Reorganisation …«
    »Schon sechs Monate zuvor hatte ich dir gesagt, du solltest ihm nicht vertrauen«, warf Elena mit einem Stirnrunzeln ein, »nachdem er versucht hatte, mich zu verführen.«
    Tung zuckte verlegen die Achseln. »Diese Versuchung erschien mir verständlich.«
    »Die Frau seines Kommandanten zu bumsen?« Elenas Augen funkelten. »Irgend jemands Frau? Damals erkannte ich, dass er nicht ehrlich war. Wenn meine Eide ihm nichts bedeuteten, wie wenig bedeuteten ihm dann seine eigenen?«
    »Er akzeptierte dein Nein als Antwort, hast du gesagt«, entschuldigte sich Tung. »Wenn er dich weiter unter Druck gesetzt hätte, dann wäre ich bereit gewesen einzuschreiten. Ich dachte, du solltest geschmeichelt sein, es ignorieren und dann wie gewohnt

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